Gemeinde Wachtberg denkt über den Bau einer kleinen Halle für die Kleiderstube nach
Gute Nachricht für den ökumenischen Arbeitskreis
Der bisherige Standort muss im kommenden Jahr geräumt werden
Wachtberg. „Der heutige Abend gibt uns richtig Rückenwind“, freute sich Günter Schmitz-Valadier, der als Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Wachtberg bei der Sitzung des Wachtberger Haupt- und Finanzausschusses den ökumenischen Arbeitskreis vertrat. Der wiederum betreute seit mehr als 20 Jahren die Kleiderstube in der Berkumer Limbachtraße, in der sozial schwache Mitbürger für wenig Geld ihre Garderobe vervollständigen können. Leider müsse die Kleiderstube im kommenden Jahr dort ausziehen, so Schmitz-Valadier, weil der Besitzer der Garage diese anderweitig nutzen und den Mietvertrag nicht verlängern wolle. Er bat die Kommunalpolitiker um Unterstützung bei der Suche nach neuen Räumlichkeiten - doch deren Stellungnahmen übertrafen sogar seine kühnsten Erwartungen.
Die optimale Lösung
Zwar räumte Bürgermeister Theo Hüffel ein, dass auch die Gemeinde momentan keine passenden Räumlichkeiten besitze. Doch er brachte eine interessante Option ins Gespräch: „Die Gemeinde könnte eine kleine Halle errichten, in der die überaus sinnvolle Arbeit des ökumenischen Arbeitskreises fortgeführt werden könnte.“ Sofort unterstützten die Ausschussmitglieder diese Idee: „Das wäre wohl die optimale Lösung“, meinte SPD-Fraktionsvorsitzender Dr. Bernd Becker und fügte hinzu, die Halle müsse auf jeden Fall eine gute Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr haben, weil die allermeisten Nutzer der Kleiderkammer auf diesen angewiesen seien. Seine Fraktion werde die Kleiderkammer jedenfalls nach Kräften unterstützen, „denn hier wird mit großartigem Engagement ehrenamtlich gearbeitet, das ist ein echtes Aushängeschild für unsere Gemeinde.“ Dem schloss sich auch CDU-Sprecherin Ursula Perkams an, die ebenfalls das soziale Engagement und die ehrenamtliche Arbeit der zahlreichen Mitstreiter beider Konfessionen lobte. Grünen-Fraktionsvorsitzender Oliver Henkel versprach ebenfalls volle Unterstützung, „denn es wäre unvorstellbar, wenn die Sache ins Leere laufen und am Ende eingestellt würde.“
Kleidung zu ganz kleinen Preisen
Zuvor hatte Schmitz-Valadier zusammen mit Marianne Pilger aus dem ehrenamtlichen Team die Arbeit der neunköpfigen Gruppe vorgestellt. Die Kleiderstube erfülle sowohl einen sozialen wie auch ökonomischen Faktor für die Gemeinde Wachtberg, so Pilger. Richard und Heidi Diehl aus Werthhovener hätten einst das Sammeln von gebrauchten Kleidungsstücken angefangen, um noch brauchbare Kleidung „zu ganz kleinen Preisen“ an Bedürftige weiterzuverkaufen. So fänden viele Kleidungsstücke, die zu schade zum Wegwerfen seien, einen neuen Träger, und nebenbei komme der Erlös karitativen Projekten und Einrichtungen in der Region zugute. Zunächst hatte die Kleiderstube ihren Sitz in einem Container hinter der Schule in Pech. 1995 zog man um in die alte Schule von Gimmersdorf, und 2004 schließlich wurde eine Garage in der Limbachstraße in Berkum angemietet, die zuvor vom DRK genutzt worden war. Doch aus der müsse man im kommenden Jahr ausziehen, bedauerte Schmitz-Valadier. Eine neue Immobilie sei jedoch wichtig, damit das ehrenamtliche Team, bestehend aus sechs Frauen und drei Männern, weitermachen könne.
Was übrig bleibt, wird gespendet
Die Kleiderstube ist jeden Montag von 15 bis 18 Uhr für Menschen geöffnet, die gute gebrauchte Kleidung, Spielzeug, Bücher, Bettzeug und Ähnliches kostenlos abgeben möchten. Verschlissene Kleidung wird weitergegeben an die Bodelschwinghschen Anstalten in Bethel, die daraus wieder brauchbare Kleidung schneidern. Jeden Donnerstag von 15 bis 18 Uhr ist der Laden dann für „Kunden“ geöffnet, die sich in aller Ruhe aussuchen dürfen, was sie und ihre Familienangehörigen brauchen können.
Dabei wird an Asylbewerber und Flüchtlinge die Erstausstattung kostenlos abgegeben, alle anderen zahlen einen ganz geringen Obolus für ihre Errungenschaften. Ein T-Shirt etwa kostet 30 Cent, und ein kompletter Anzug geht für gerade mal drei Euro über die Ladentheke. Vom Erlös könne man sämtliche Nebenkosten wie Strom, Wasser oder Müllabfuhr bezahlen, und wenn etwas übrig bleibe, werde das an wohltätige Einrichtungen in der Region gespendet
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