Jugendrichter verurteilte zum sozialen Trainingskurs
Küchen- und Spüldienste auf dem Schiff
Rhein-Sieg-Kreis. Vier Tage und Nächte auf engstem Raum miteinander durchzustehen, war für elf junge Menschen, zwei Frauen und neun Männer, im Alter zwischen 15 Jahren und 22 Jahren, eine stramme Herausforderung. Aber auch die „Teamer“, die zwei Sozialarbeiter, sahen sich mit der Erfahrung konfrontiert, dass die Nähe zu den Jugendlichen und Notwendigkeit zur steten Verfügbarkeit sie sehr forderte. Die elf jungen Menschen waren wegen straffälligen Verhaltens vom Jugendrichter zu einem sozialen Trainingskurs verurteilt worden. „Insgesamt umfasst dieser soziale Trainingskurs neun Abendveranstaltungen, ein Kurzwochenende in einer alten Jagdhütte in der Eifel und in der Regel ein langes Wochenende mit dem Kanu an und auf der Lahn“, erklärt Sozialarbeiter Werner Pauls-Hergarten, der den Trainingskursus leitete. „Aufgrund der großzügigen Spende des Lions Club Sankt Augustin bestand dieses Mal die Möglichkeit zu einer Segeltour mit dem Plattbodenschiff übers Ijsselmeer“, erläutert Werner Pauls - Hergarten. Eine besondere Grenzerfahrung, die die Teilnehmer mit unerwarteten Verhaltensweisen und Erkenntnissen konfrontierte. So teilte sich die Gruppe schnell in solche, die der Arbeit an Deck aus dem Weg gehen wollten und denen, die eigenständig die Notwendigkeit erkannten, mit anzupacken.
Rote Karte für Regelverstöße
Das führte letztlich zur Regel: „Solange gesegelt wird, sind wir alle an Deck“. Schwierigkeiten mit den Abläufen und Absprachen an Deck, wie nicht unerlaubt vom Schiff zu gehen, keine morgendlichen Extrazeiten fürs Schminken und Föhnen, das Einhalten von Mahlzeiten (morgens Müsli, mittags Brötchen, abends Pizza), kein Grölen, auf die Reinlichkeit der Toiletten zu achten, führte bei zwei Teilnehmern zu Roten Karten. In einem Fall war die Konsequenz ein zusätzlicher Abendtermin, im anderen Fall das Ausscheiden aus dem Kurs mit der Möglichkeit, den nächsten noch einmal komplett zu absolvieren. An diesem Tag war die Disziplin an Bord vorbildlich. „Manchmal brauche ich eine Rote Karte, um wieder runterzukommen“, lautete die Aussage eines Teilnehmers. „Es geht darum, den jungen Leuten persönliche Grenzerfahrungen in der Gruppe zu eröffnen. Sie können nicht ausweichen, müssen sich an Regeln halten und sich selber aktiv einbringen, damit das Zusammenleben in der Gruppe und das Segeln funktionieren“, erläutert Elisabeth Wilhelmi-Dietrich, Leiterin des Jugendhilfezentrums des Rhein-Sieg-Kreises für Alfter, Swisttal und Wachtberg, den Sinn der Erziehungsmaßnahme. Der soziale Trainingskurs wurde von der Kooperationsgemeinschaft „Gruppenarbeit rechtsrheinisch“ durchgeführt. Stadtjugendamt Siegburg und Rhein-Sieg-Kreis finanzierten jeweils einen Sozialarbeiter des freien Trägers „Chamaeleon“ als Begleitung für die Fahrt. Pressemitteilung des
Rhein-Siegkreises
