Förderverein Kunst und Kultur in Wachtberg
Kulturwanderung durchs Ländchen
Wachtberg. Zehn Jahre wurde er kürzlich alt, der Förderverein Kunst und Kultur in Wachtberg, abgekürzt KuKiWa genannt. Seit zehn Jahren gibt es auch die Wachtberger Kulturwanderungen, die die Idee verfolgen, die Vielfalt der Kulturangebote und -aktivitäten in Wachtberg vorzustellen und dabei sowohl Kopf als auch Körper zu bewegen. Grund genug also, am Sonntag, 13. Oktober zu einer 15 Kilometer langen Jubiläumswanderung einzuladen. Alfred Schneider, Vorsitzender des KuKiWa, konnte frühmorgens in Adendorf rund 40 Teilnehmer begrüßen, die Wanderführer Hans-Jürgen Döring zunächst ins „Drehwerk“ in der Töpferstraße führte. Rudi Knorr, Initiator des seit sechs Jahren bestehenden mehrfach ausgezeichneten Kultureinrichtung, gutem Kino und der Kleinkunst verpflichtet, plauderte aus dem Nähkästchen über seine Ideen. Noch im Kinosaal des Drehwerks beeindruckte Dieter Dreesen als Leiter des Büchereiverbundes Wachtberg mit seiner intensiven Darstellung der jahrzehntelangen erfolgreichen Bemühungen um die Lesekultur im Ländchen.
Strammer Marsch
Nach strammem Marsch zum Grimmersdorfer Hof wartete KuKiWa-Vorstandsmitglied Heiner Pilger mit heißem Kaffee auf, bevor es durch den Adendorfer Wald vorbei am Bartelskreuz und der Burg Gudenau hinauf zur Villiper Windmühle ging. Dort konnte Hans-Jürgen Döring Kurfürst Clemens August begrüßen, der den wandernden Untertanen eine kurze Audienz gab und über seine kostspielige Vorstellung von der Funktion eines Rokoko-Fürsten berichtete (mit der Behauptung, mit seinen Schlossbauten schließlich etwas für die Kultur der Region getan zu haben) . Im herrlichen Prachtgewand steckte Willi Josef Wild vom Forstbetrieb Venne und Mitwirkender bei den Lüfthildis-Spielen in Lüftelberg. Im Villiper Hof Kemp, seit Jahren bekannt als Ort der „Hof-Art“-Ausstellungen hatte Heiner Pilger mit seinem Team ein rustikales Mittagessen vorbereitet; Hausherr Josef Kemp führte durch seine Werkstatt und zeigte seine fantasievollen gedrechselten Holzobjekte. In der gegenüber liegenden Kirche Simon und Judas stellte Kirchenmusiker Bendedikt Hanetjes und Leiter der Wachtberger Musikschule die Historie des Kirchenbaus die Klais-Orgel, ein ganz frühes Werkstück der Bonner Orgel-Manufaktur vom Ende des 19. Jahrhunderts, vor. Ein fachkundiger Mitwanderer, Erhard Schoppert-Moehring, erläuterte spontan das neu hergerichtete barocke Wechsel-Altarbild mit der renovierten Marienfigur, die jahrzehntelang als „Dickmadam“ verschmäht ein Dasein auf dem Speicher fristete. Die Wandergruppe war glänzend disponiert. Mit kräftigen Schritten ging's hinauf nach Holzen, wo in der Nepomuk-Kapelle der junge Tenor Nico Heinrich in die Rolle des großen Sängers und Kapellenstifters Anton Raaff geschlüpft war, zeitgerecht im Barockkostüm und silberweißer Perücke, mit einem Bericht aus seinem Leben und vor allem a capalla vorgetragener Arien des 18. Jahrhunderts begeisterte. Die Strecke führte weiter über das Wachtberg-Ehrenmal nach Gimmersdorf, wo im Atelier des europaweit wirkenden Malers Michael Franke eine weitere Überraschung wartete.
Orchesterprobe
Orchesterleiter Hans Werner Meurer ließ die Wanderer an einer Orchesterprobe teilnehmen. Dazu waren eigens 45 Mitglieder des Wachtberger Kammerorchesters und des Jugendorchesters nach Gimmersdorf gekommen. Eindrucksvoll der Einblick in die Werkstatt eines solchena Klangkörpers, eindrucksvoll aber auch das Bild hart arbeitender Musiker und der Präsenz desa Dirigenten im herrlichen Atelier mit den großformatigen Arbeiten des Malers. Michael Franke stellte seine neuesten Arbeiten vor, die im kommenden Jahr in der Toscana ausgestellt werden. Zum Abschluss bat KuKiWa die Wanderer zu einem Rotwein-Umtrunk in die Scheune des Ließemer Köllenhofs, zu dem die Jazzmusiker aus der Formation „Watchhill-Stompers“ Dr. Chris Achenbach am Susaphone und Jürgen Endres mit Banjo und Gesang die renommierte Serie „Jazz im Köllenhof“ klanglich repräsentierten. In einem Nonsens-Intervieuw entlockte schließlich Hans-Jürgen Döring seinem Nachfolger im Vorsitz von KuKiWa einige Bekenntnisse zu dessen Einstellung zur Kultur. So konnte sich Schneider danach befragt durchaus eine Wachtberger Maulorgel-Combo vorstellen, die bei repräsentativen Anlässen der Gemeinde oder des Gewerbevereins für Aufsehen sorgen würde. Oder auch die Förderung von schallschluckenden Tapeten für Kinderzimmer flötenspiellernender Fünfjähriger. Herzlicher und lang anhaltender Applaus belohnte die Veranstalter für einen ereignisreichen Wandertag, der erst gegen 18.30 Uhr mit der Rückfahrt zum Ausgangsort in Adendorf endete.
Anton Raaff alias Nico Heinrich in der Holzemer Kapelle.
