„Allesaußerordentlich“ bei Monika Clever zu 8. Wachtberger Kulturwochen
Kunst als Prozess
Wachtberg-Niederbachem. „Ist das Kunst?“, werden sich die Gäste gefragt haben, die zum ersten Mal zu Besuch in Monika Clevers Bildergarten waren, zu dem die Niederbachemer Künstlerin auch in diesem Jahr wieder im Rahmen der Wachtberger Kulturwochen in ihren Garten eingeladen hatte. „Kunst ist für mich nicht nur ein fertiges Produkt, sondern immer ein Prozess“, beschreibt diese dann auch ihre Arbeit. Monika Clever sieht sich eher nachrangig als bildende Künstlerin, sondern versteht sich in erster Linie als Konzeptkünstlerin. Mit ihren Installationen und unterschiedlichsten Arrangements möchte sie Anregungen und Denkanstöße geben und nicht zuletzt den Betrachter emotional erreichen. In diesem Jahr hatte Clever ihren Bildergarten „allesaußerordentlich“ betitelt; alles drehte sich um Ordnung, Unordnung und Außerordentliches.
Ordnung – nützlich, beklemmend und zum Mitmachen
An verschiedenen Stationen hatte Monika Clever in ihrem Garten Objekte installiert, die sich mit Ideenreichtum und Sprachwitz dem Phänomen Ordnung / Unordnung widmeten. Da gab es die notwendige Ordnung, um Dinge wieder zu finden, aber auch die überflüssige, deutlich gemacht an einer Sammlung Zeitschriften, fein säuberlich aufbewahrt in einem Regal, betitelt mit „ausgelesen“. Und wer kennt sie nicht, die beklemmende Ordnung? Kissen repräsentieren dies bestens, fand die Künstlerin, und hatte in drei Holz-Boxen drei Szenen aufgebaut: ein geknifftes Kissen auf dem Sofa zeigte sich ordentlich, eine Kissenschlacht mit vielen Kissen stand für zu viel Ordnung und im dritten Kasten stülpte sich ein überdimensional großes Kissen gar über das Sofa – Ordnung kann auch erdrücken, Besitz ergreifen. Und Clevers bekannte Schattenbilder durften natürlich auch nicht fehlen. In den Bäumen hängend, auf speziellem Outdoor tauglichem Material gedruckt, zeigte sie Schattenfotos – sie selbst beim Ordnung machen mit leuchtend rotem Besen. Auch zum aktiven Mitmachen lud Clever ihre Gäste wieder ein. An einem mit rund 65 weißen, unterschiedlich großen und geformten Vasen bestückten Tisch sollten die Gäste diese nach ihrem ganz eigenen Ordnungsprinzip sortieren. Hier entwickelte sich schnell ein reges Räumen, Heben, Umsetzen und manch angeregte Diskussion, wo denn nun welche Vase zu stehen habe.
Außerordentliche Künstler zu Gast
Ebenfalls Hand anlegen konnten die Besucher an den Arbeiten von Elisabeth Wankerl, eine der drei Künstlerinnen, die Monika Clever zu sich in den Bildergarten eingeladen hatte. Wankerl verarbeitet in ihren Werken alte Videobänder. Sie hatte ein großes Netz aufgehängt, „geflickt und zugenäht“, und forderte die Gäste auf, die darin sichtbaren Löcher zu flicken. Nicht fehlen durfte, sie ist seit dem ersten Bildergarten mit dabei, Gitta Briegleb. Die Künstlerin zeigte sechs hochformatige Bilder und überraschte mit ‚Außerordentlichem’ – mit ungewohnter Farbigkeit. Ihren besonderen Blick für die Schätze der Natur bewies Betty Kahmann, die Dritte im Bunde der eingeladenen Mitausstellerinnen in Clevers Bildergarten. Eukalyptuskapseln, Eichelhüllen, Weidenkätzchen und vieles mehr werden bei ihr, in mühseliger Feinarbeit mit Farbe bemalt und filigran angeordnet, zu Kunstwerken mit ganz eigenem Charme.
Außerordentlich gut besucht
Dass Monika Clevers Bildergarten inzwischen ein fester Bestandteil der Wachtberger Kulturwochen ist, bewiesen nicht zuletzt auch die zahlreichen Besucher. Besonders gute Laune kam bei diesen auf, als sonntags die jungen Musiker Conny Brüssel am Keyboard und Joshua Enger auf dem Saxophon Klezmer-Musik spielten. Da wurde sogar das Tanzbein geschwungen. Außerordentlich treue Fans waren auch die rund zwanzig Gäste, die sich trotz strömenden Regens montags zu der Führung durch die Gastgeberin einfanden und dem anschließenden Auftritt des „lindividuellen“ Gastes, Alfredo Kirchner als Imitator von Udo Lindenberg, begeistert lauschten. Einzig das etwas verhaltene Beifallklatschen musste dem Wetter geschuldet werden … mit einem Glas in der einen Hand und dem Regenschirm in der anderen war das doch etwas schwierig. (Ausführlicher Bericht und weitere Fotos auf www.wachtberg.de)
Pressemitteilung
Gemeinde Wachtberg
Objekte aus Naturmaterialien von Betty Kahmann.
Flicken erlaubt bei Elisabeth Wankerl.
