Empfang im Sitzungssaal des Berkumer Rathauses
Langlebig und kantig - wie sein Lieblingsmaterial Holz
Ehrenbürgermeister Peter Schmitz feierte 85. Geburtstag
Berkum. Kantig und knorrig wie das Material Holz, das er seit mittlerweile sechs Jahrzehnten bearbeitet – so beschrieb einst eine Tageszeitung Wachtbergs Ehrenbürgermeister Peter Schmitz. „Ich bin aus grobem Holz geschnitzt“, sagte der Tischlermeister und Treppenbauer über sich selbst. Heute kann man getrost hinzufügen: Genauso langlebig und unverwüstlich, denn er feierte bei guter Gesundheit seinen 85. Geburtstag mit einem Empfang im großen Sitzungssaal des Berkumer Rathauses, zu dem Bürgermeisterin Renate Offergeld gemeinsam mit den Wachtberger Ehrenamtsträgern eingeladen hatte.
In einem ausführlichen Rückblick auf seine langjährige ehrenamtliche kommunalpolitische Arbeit würdigte Offergeld ihren Amtsvorgänger, der von 1989 bis 1999 an der Spitze des „Drachenfelser Ländchens“ stand. Über die Reserveliste war Schmitz 1976 für die CDU in den Gemeinderat gekommen, wurde 1984 Vizebürgermeister und erklomm 1989 das Spitzenamt in der Gemeinde. Als erster Handwerker auf diesem Posten habe er vor allem für Ehrlichkeit, Geradlinigkeit und Bodenständigkeit gestanden, er habe allerdings immer einen eigenen Kopf besessen und sich notfalls auch mit Parteifreunden und der Fraktion angelegt, wusste Offergeld. Neben dem Christlichen sei ihm stets auch das Soziale wichtig gewesen. So sei es – auch angesichts seiner Erfahrungen aus der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft – nur zu verständlich, dass er als eine seiner ersten Amtshandlungen ein Kruzifix in seinem Arbeitszimmer habe anbringen lassen.
Am 12. Juli 1929 in Fritzdorf geboren, habe Schmitz als Junge hautnah mit erleben müssen, wie KZ-Häftlinge beim Straßenbau in Fritzdorf von ihren Aufsehern misshandelt worden seien, seine Mutter sei sogar wegen ihrer heimlichen Hilfe für die Gepeinigten beinahe in das Mahlwerk der Nazi-Schergen geraten. „Ich habe die Nazis gehasst“, gestand er freimütig in seiner Dankesansprache. Bis heute sei ihm unvergesslich geblieben, wie die Nazis in ihrer unglaublichen Arroganz das Kruzifix in seiner alten Fritzdorfer Schule abgehängt hätten. Heute sei es daher in der Demokratie umso wichtiger, dass Gemeinderat und Gemeindeverwaltung stets gemeinsam versuchten, das Beste für die Bürger zu erreichen. Das sachliche Ringen um die beste Lösung sei essenziell, doch in der Auseinandersetzung dürfe es niemals persönlich werden.
Nach dem Krieg absolvierte er eine Tischlerlehre, arbeitete zehn Jahre lang bei der Bonner Orgelbaufirma Klais, für die er noch heute Orgel-Holzteile herstellt, und legte schließlich seine Meisterprüfung ab. 1959 gründete er seine eigene Treppenbau-Firma in Fritzdorf, die er bis heute zusammen mit seinem Sohn Rudolf führt, denn Ruhestand ist ein Fremdwort für „Schmitze Pitter“. Sein berufliches Engagement führte ihn auch an die Spitze der Tischlerinnung Bonn, als Obermeister trieb er die Fusionen von Kreishandwerkerschaft und Innungen aus Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis voran. Heute ist er Ehrenobermeister der Tischlerinnung.
Das Bundesverdienstkreuz am Bande wurde ihm 1998 verliehen, er ist noch heute eine Institution in Wachtberg und Umgebung. In seiner Freizeit spielt der mittlerweile verwitwete Handwerksmeister leidenschaftlich gerne Skat und arbeitet im heimischen Garten, wo es ihm besonders die Rosen angetan haben. Im Kreise der aktuellen Fraktionsvorsitzenden, Vizebürgermeister und zahlreicher Ehrenamtsträger mit ihrem „Geschäftsführer“ Paul Giersberg an der Spitze ließ er noch einmal die Erinnerung an alte Zeiten aufleben.
