Bürgermeisterwahl in Wachtberg: Die Kandidaten
Oliver Henkel will zuerst vakante Stellen in der Verwaltung besetzen
Er plädiert bei der Energiewende für kleine, dezentrale Lösungen
Wachtberg. In der Gemeinde Wachtberg wird nach dem Abgang von Theo Hüffel das Amt des Bürgermeisters vakant. Einer von vier Bewerbern um seine Nachfolge ist Oliver Henkel, der für die Grünen ins Rennen geht. Der 51-jährige gebürtige Duisburger ist in Bad Godesberg aufgewachsen, hat sein Abitur am Aloisiuskolleg gemacht und anschließend eine Lehre als Bankkaufmann bei der Sparkasse Bonn. Seit vielen Jahren ist er leitend tätig in einer Kultur- und Jugendorganisation. Unternehmerisch aktiv ist Oliver Henkel seit 1993, seit 2005 arbeitet er selbstständig als unabhängiger Finanz- und Versicherungsmakler. Er wohnt mit seiner Familie in Villip. Die sechs Fragen von „Blick aktuell“ hat Oliver Henkel wie folgt beantwortet: Wie soll sich die Gemeinde Wachtberg in den nächsten fünf Jahren entwickeln in den Themenfeldern Wohnbebauung und Gewerbegebiete?
Ich halte die Stärkung der Dorfkerne für notwendig. Immer mehr Bestandsimmobilien werden auf den Markt kommen. Neben „Jung kauft Alt“ sollte auch ein „Jung mietet Alt“ geprüft werden. Darüber hinaus: Generationengerechtes Wohnen mit Fokus auf flexible Betreuung im Alter/Kurzzeitpflege.
Die Entwicklung gewerblicher Flächen ist unter dem Aspekt der perspektivischen Leistungsfähigkeit neu anzusiedelnder Unternehmen umzusetzen. Ein Gewerbegebiet ist nur dann erfolgreich, wenn dort erfolgreiche Unternehmen tätig sind.
Manche Wachtberger Bürger fühlen sich von der Politik und der Verwaltung nicht ausreichend vertreten. Wie gehen Sie mit diesen Bürgern um, wenn Sie Bürgermeister werden sollten?
Als Bürgermeister erstelle ich verbindliche, transparente Abläufe, die sicherstellen, dass es im Rathaus immer ein offenes Ohr für Vorschläge, Sorgen und Nöte geben wird und diese Bürgeranliegen auch angemessenen beantwortet werden. Sollte eine zeitnahe Antwort länger dauern, so ist auch dies den betreffenden Bürgern mitzuteilen. Mittels EDV lässt sich sicherstellen, dass einzelne Vorgänge nicht in der Schublade verschwinden.
Wie stehen Sie zur Energiewende und welchen Beitrag kann und soll Ihrer Meinung nach die Gemeinde Wachtberg dazu beisteuern?
Wir sind noch weit weg von einer echten Energiewende mit überregionalem Plan. Wir können in Wachtberg positive Signale setzen. Die umweltfreundlichste Energie ist die, die gar nicht erst benötigt wird. Daher ist bessere Energieeffizienz mindestens so wichtig wie ein Ausbau erneuerbarer Energien. Dabei halte ich kleinere, dezentralere Lösungen für sinnvoller als drei Windräder in einer eher windarmen Region zwischen Arzdorf, Fritzdorf und Adendorf.
Mancherorts beklagen sich die Bürger über mangelhafte Infrastruktur, beispielsweise in Sachen DSL oder ÖPNV. Wie sehen Sie die Sache? Was kann die Gemeinde oder der Bürgermeister tun?
Das beste Argument, damit DSL vor Ort angeboten wird, ist eine starke, verbindliche Nachfrage. Die Verwaltung kann dabei helfen, dies zu bündeln und zusammen mit Anbietern nach einer Lösung zu suchen. Fördermöglichkeiten müssen genutzt werden - die finanziellen Möglichkeiten der Gemeinde sind leider beschränkt. Wegen der nicht mehr vorhandenen Einkaufsmöglichkeiten in vielen Dörfern benötigen wir zwischen diesen und dem EKZ bessere Busverbindungen. Vollmundige Versprechungen, das zeitnah zu lösen, sind nicht seriös, denn hier entscheidet nicht die Gemeinde.
Ein weiteres Thema, das vielen Wachtbergern unter den Nägeln brennt, ist der Hochwasserschutz. Sehen Sie den als ausreichend an, oder würden Sie etwas zur Verbesserung vorschlagen?
Wir sind von einem guten Hochwasserschutz noch weit entfernt. Wer den Betroffenen zuhört, dem wird klar, dass wir alles dafür tun müssen, damit keiner in ständiger Existenzangst leben muss. Wir haben gelernt, dass es wirklich jeden treffen kann. Die aktuell verfolgte Strategie, Wassermassen möglichst schnell in Bäche und Kanäle zu leiten, halte ich für falsch. Das vergrößert die Probleme an anderer Stelle. Im Gegenteil: Wir müssen dafür Sorge tragen, dass bei einem Starkregen das Wasser so langsam wie möglich abfließt. Zusätzlich müssen die Bemühungen nach einem Hochwasserschutzbecken intensiviert werden. Dieses Thema ist geeignet, die Wachtberger Identität auch über die Dorfstrukturen hinaus zu stärken.
Wenn Sie Bürgermeister werden sollten: Was würden Sie als Erstes ändern?
Das Namensschild am Dienstzimmer des Bürgermeisters. Im Ernst: In der Verwaltung sind Stellen nicht besetzt, die für die unmittelbare Sicherheit in der Gemeinde relevant sind, beispielsweise im Bereich Feuerwehr sowie Bürgerdienste/Ordnungsamt. Diese Stellen müssen sehr zeitnah fachgerecht besetzt werden.
