Bürgermeisterwahl in Wachtberg: Die Kandidaten
Renate Offergeld möchte eine bürgernahe und transparente Politik
Wachtberg. In der Gemeinde Wachtberg wird nach dem Abgang von Theo Hüffel das Amt des Bürgermeisters vakant. Um seine Nachfolge bewirbt sich unter anderem bisherige Vizebürgermeisterin Renate Offergeld, die für die SPD ins Rennen geht. Die 64-jährige Mutter zweier erwachsener Kinder ging in Bad Münstereifel und Euskirchen zur Schule und arbeitete anschließend in einer Anwaltskanzlei und einem Industriebetrieb, bevor sie nach Bonn umzog. Dort war sie ab 1970 Angestellte im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und internationale Entwicklung. 1982 zog sie nach Villip, wo sie sich bis heute in zahlreichen örtlichen Vereinen, in karitativen Organisationen und Einrichtungen in Wachtberg engagiert. 1988 erfolgte der Wiedereinstieg ins Berufsleben in einer Villiper Anwaltskanzlei, 1997 gründete sie den Jugendförderverein Villip, deren Vorsitzende sie seitdem ist. Seit 2007 ist sie Vorsitzende der Karnevalsgesellschaft Gemütlichkeit Rot-Weiss Villip. Die sechs Fragen von „Blick aktuell“ beantwortet Renate Offergeld wie folgt: Wie soll sich die Gemeinde Wachtberg in den nächsten fünf Jahren entwickeln in den Themenfeldern Wohnbebauung und Gewerbegebiete?
Die Weiterentwicklung der Gemeinde steht im Spannungsverhältnis von Landschaftsschutz und der Bereitstellung von bedarfsgerechtem Bauland. Der neue Flächennutzungsplan ist dabei die Grundlage, um das Ziel eines schonenden Verbrauchs der Flächen zu erreichen. Landschaftsschutz muss ein vorrangiges Ziel bei der Umsetzung sein. Bei Flächen, die im FNP enthalten sind und die in konkrete Bauplanungen münden, werde ich alle Betroffenen in den Entscheidungsfindungsprozess einbeziehen. Auch im Prozess um die Erweiterung des Gewerbegebietes in Villip ist nach sehr intensiven Diskussionen in den beteiligten Gremien ein Kompromiss erzielt worden, der eine gute Ansiedlungsgrundlage für neue Unternehmen bietet. Wir haben hier den Landschaftsschutz und die maßvolle Erweiterung des Gewerbegebietes im Auge gehabt. Wir dürfen nicht außer Acht lassen, dass die Gemeinde auf kontinuierliche Steuereinnahmen durch die Ansiedlung weiterer Unternehmen im Wohn- und Gewerbepark in Villip angewiesen ist.
Viele Wachtberger Bürger fühlen sich von der Politik und der Verwaltung nicht ausreichend in ihren Interessen berücksichtigt. Wie gehen Sie mit diesen Bürgern um, wenn Sie Bürgermeisterin werden sollten?
Die Kluft zwischen Politik und Bürgern ist kein Wachtberg-spezifisches Problem. Als langjährige Kommunalpolitikerin ist es mir wichtig, diese Kluft, die sicherlich auch durch eine jahrzehntelange kompromisslose Politik der Mehrheitspartei entstanden ist, zu verringern. Wir haben als SPD-Fraktion unser Leitziel immer im Auge gehabt, eine bürgernahe und transparente Politik umzusetzen. Für mich ist nach wie vor der persönliche Kontakt zu unseren Wachtberger Bürgern sehr wichtig. Ein funktionierendes Miteinander kann aus meiner persönlichen Sicht nur mit einer offenen und sachbezogenen Auseinandersetzung geschaffen werden.
Wie stehen Sie zur Energiewende und welchen Beitrag kann und soll Ihrer Meinung nach die Gemeinde Wachtberg dazu beisteuern?
Diese wichtigen Themen werden unsere künftige Politik nicht nur begleiten, sondern sie erfordern eine konkrete Antwort. Nachvollziehbar sind die Sorgen und Ängste der Bürger. Mit dem begonnenen Dialog in Arzdorf er ist ein guter Weg eingeschlagen worden. Windkraft ist unumstritten die günstigste erneuerbare Energieform. Allerdings nicht um jeden Preis.
Mancherorts beklagen sich die Bürger über mangelhafte Infrastruktur, beispielsweise in Sachen DSL oder ÖPNV. Wie sehen Sie die Sache? Was kann die Gemeinde oder die Bürgermeisterin tun?
Der Ausbau des DSL im ländlichen Raum ist erfreulicherweise von der neuen Bundesregierung mit hoher Priorität in die Koalitionsvereinbarung aufgenommen worden. Hier müssen wir die Fördermöglichkeiten ergreifen, die es uns erlauben, die mit DSL unterversorgten Gebiete besser anzuschließen. Mit Blick auf die Haushaltslage kann die Gemeinde dies aus eigener Kraft und ohne die Telekommunikationsunternehmen nicht stemmen. Was die Anbindung Wachtbergs an den ÖPNV mit der Verbindung der Täler untereinander anbelangt, ist zu konstatieren, dass dieses jahrzehntelange Thema einen großen Fortschritt bis heute nicht erfahren hat. Die Handlungsmöglichkeiten sind begrenzt, die Entscheidungen fallen auf Kreisebene. Daher ist es erfreulich und sehr wichtig, dass sich eine überparteiliche Initiative gegründet hat, einer Verbesserung der nicht hinnehmbaren Situation ein gewichtiges Signal zu geben.
Ein weiteres Thema, das vielen Wachtbergern unter den Nägeln brennt, ist der Hochwasserschutz. Sehen Sie den als ausreichend an, oder würden Sie etwas zur Verbesserung vorschlagen?
Die beiden Starkregenereignisse aus 2010 und 2013 haben die Verantwortlichen in Verwaltung und Politik geweckt. Kontinuierlich wird seitdem an der Verbesserung des Hochwasserschutzes gearbeitet. Der Unmut und die Sorgen der Bürger sind berechtigt; ein weiteres Naturereignis können wir nicht verhindern, aber Vorsorge treffen. Die meist lokal begrenzten Starkregen-Ereignisse erfordern ein Gesamtkonzept „Hochwasserschutz“. Und letztendlich müssen die Politik und die Verwaltung bei künftigen Bauplanungen mögliche Unwetter-Ereignisse im Auge behalten: In Risikoregionen darf nicht gebaut werden.
Wenn Sie Bürgermeisterin werden sollten: Was würden Sie als Arstes ändern?
Als Bürgermeisterin den Politikstil verändern: Reibungsverluste zwischen Verwaltung, Rat und Bürgermeisteramt minimieren, die Arbeitsatmosphäre optimieren und die Motivation aller Beteiligten erhöhen.
