Politik | 07.10.2014

Wachtberger Ausschuss für Infrastruktur und Umwelt

Rückhaltebecken bringen nichts, kosten viel und haben Risiken

Vor allem der frühere Bergbau in der Grube Laura birgt eine Reihe von Unwägbarkeiten

Wachtberg. Diplom-Ingenieur Robert Mittelstädt vom Ingenieurbüro hydrotec (Aachen) ließ keinen Zweifel an seiner Einschätzung: „Die beiden in der Gemeinde Wachtberg geplanten Hochwasserrückhaltebecken bringen so gut wie nichts, sind auch ökonomisch nicht sinnvoll - und erhöhen sogar noch das Schadensrisiko.“ Der Wachtberger Ausschuss für Infrastruktur und Umwelt, dem er den Abschlussbericht seiner Untersuchung zur Schutzwirkung von Hochwasserrückhaltebecken am Mehlemer Bach vorgestellt hatte, war sich daher auch überwiegend einig, dieses Vorhaben nicht weiter zu verfolgen. Dennoch wolle man die Untersuchung in den Fraktionen noch einmal genau studieren und in der nächsten Sitzung eine endgültige Entscheidung treffen.

Auslöser für die Überlegungen waren laut Erstem Beigeordneten Jörg Ostermann die schlimmen Starkregenereignisse der vergangenen Jahre, die nicht nur in einigen Wachtberger Ortschaften, sondern vor allem im Bonner Stadtteil Mehlem für große Schäden gesorgt hätten. Die Stadt Bonn habe damals Überlegungen angestellt, Mehlem durch den Bau von Hochwasserrückhaltebecken vor den Wassermassen zu schützen. Aus topographischen Gründen kamen dafür allerdings nur Standorte auf dem Gebiet der Gemeinde Wachtberg infrage, und zwar in der ehemaligen Grube Laura bei Oberbachem und am Berkumer Bach bei Gimmersdorf. Das hätten die Gemeinde Wachtberg und die Stadt Bonn im Juli 2013 eine Hochwasserpartnerschaft geschlossen, um gemeinsam das Problem zu lösen.

Die Mehlemer merken das kaum

Auf dem Gelände der „Grube Laura“ könnten rund 80.000 Kubikmeter Wasser gestaut werden, hatte Mittelstädt errechnet, was den Wasserpegel in Mehlem im Ernstfall allerdings gerade mal um 13 Millimeter senken würde. Und das zu einem geschätzten Baupreis von 1,6 Millionen Euro. Nicht viel besser sieht es für das Becken bei Gimmersdorf aus, dass 32.000 Kubikmeter fassen und mit etwa 1,4 Millionen Euro zu Buche schlagen würde. „Die Mehlemer merken das kaum“, war der Experte überzeugt. Aus fachlicher Sicht gesehen reiche die sehr geringe Wirkung beider Hochwasserrückhaltebecken daher nicht aus, um die hohen Kosten von zusammen 3 Millionen Euro zu rechtfertigen. Da sei es wesentlich sinnvoller, jedem betroffenen Anwohner beispielsweise 3000 Euro für die Abdichtung von Kellerschächten zu Verfügung zu stellen.

Die Grube Laura berge angesichts ihrer nicht vollständig dokumentierten Bergbau-Vergangenheit auch noch ein großes Risiko, denn wenn ein alter Schacht einbreche, könne es zu einer Dammbruchwelle kommen, die viel größere Schäden in Niederbachem anrichte als der Mehlemer Bach selbst. „Das Risiko ist zu groß“, wusste Mittelstädt, und Stephan Zieger (CDU) ergänzte: „Wir sollten nicht den Teufel mit Beelzebub austreibt.“ Mittelstädt rät deshalb dringend davon ab, in der Grube Laura ein Hochwasserrückhaltebecken zu errichten. Das bestätigte auch Ostermann: „An dieser Stelle ist kein sicheres Bauwerk möglich, zumal nicht klar ist, welche Schadstoffe in dem Abraum des Bergbaus aus früheren Zeiten enthalten sind, die eventuell ausgespült werden könnten.“ Es gebe zwar Unterlagen mit Schachtplänen, doch einige Frühphasen des Bergbaus seien wohl nicht erfasst worden.

Verbreiterung des Bachbettes nicht möglich

Leider sei auch eine Verbreiterung des Bachbettes am Mehlemer Bach nicht möglich, so Mittelstädt, ohne dafür private Grundstücke in Anspruch zu nehmen. Notwendig sei eine Verbeiterung von derzeit drei auf 7,5 Meter. Deshalb sei es wohl besser, die möglichen Hochwasserschäden direkt bei den Anwohnern durch technische Maßnahmen zu mindern. Etwa indem man die Keller abdichte, Schutztore errichte oder eine Garage nicht mehr nutze, die direkt am Bach und tiefer als das Wohnhaus lägen. Wer dort bei Hochwassergefahr etwas Wertvolles hineinstelle, handele fahrlässig, meinte der Diplom-Ingenieur. Ein Mehrfamilienhaus an der Bondorfer Straße könne beispielsweise mit einem kleinen Wall wirksam geschützt werden.

Ohnehin gebe es entlang des Mehlemer Baches nur wenige Schadenspunkte, das ergebe die Auswertung der Feuerwehreinsätze bei den jüngsten Starkregenereignissen. „Die meisten Feuerwehreinsätze waren nicht am Mehlemer Bach selbst, sondern in anderen Ortschaften wegen starker Hangabflüsse“, sagte er. Er rät allen potenziell betroffenen Anwohner, sich ausführlich zu informieren, wie sie sich besser gegen Sturzfluten schützen könnten. Wenig Chancen räumte er einem Vorschlag ein, den Ackerbau an Hanglagen aufzugeben. Zumindest könnten die Landwirte aber darauf verzichten, Mais an den gefährdeten Hängen anzubauen und in Hangrichtung zu pflügen.

Das bringt Licht ins Dunkel

„Das bringt Licht ins Dunkel“, freute sich Zieger über die Entscheidungshilfe für den Gemeinderat. Der Bau von Hochwasserrückhaltebecken sei nicht sinnvoll, dafür könne man sich nun überlegen, konkrete Hilfestellung für die betroffenen Bürger zu geben. „Die Bekämpfung des Hochwassers liegt demnach bei den Privathaushalten, die wir aber nicht allein lassen sollten“, fasste Bernd Becker (SPD) zusammen. Das sah auch Hans Joachim Pagels (FDP) ähnlich, der allerdings kein gutes Gefühl dabei hatte, den Bürgern die Verantwortung für den Hochwasserschutz aufzubürden.

Manuel Lengrüsser (Grüne) war bei eigenen Berechnungen auf andere Ergebnisse gekommen als Mittelstädt und zweifelte so die Untersuchung in gewisser Weise an. Er hinterfragte auch, wie real die Gefahr durch den Bergbau sei. Die vorgestellte Untersuchung wird nun in den einzelnen Fraktionen beraten, bevor in der nächsten Sitzung des Ausschusses ein Beschluss hinsichtlich der Hochwasserrückhaltebecken gefällt werden soll.

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