Gemeinde Wachtberg macht mit beim Projekt „Römisches Rheinland“
Verschüttete Zeugnisse der Historie neu erleben
Vom 13. bis 21. September gibt es bei der „Römerwoche“ viele Veranstaltungen
Wachtberg. Die Burg Münchhausen bei Adendorf birgt eine Menge von Geheimnissen, mit der kleinsten der Wachtberger Burgen ist eine Vielzahl von Fragen, Legenden und Geschichten verbunden. Die im Jahre 893 im „Prümer Urbar“ erstmals erwähnte Burg ist wohl die älteste im Drachenfelser Ländchen und lag ursprünglich in unmittelbarer Nähe der heute nur noch in Fragmenten vorhandenen Aachen-Frankfurter Heerstraße. Einst als Schutz für die Ritter und Adligen gebaut, die damals diese bedeutende Heerstraße benutzt hatten, wurde sie als Bollwerk und zeitweise als Zollstätte an der Krönungsstraße benutzt. Zur Zeit ihrer ersten Erwähnung gehörte die Burg dem Reichskloster Prüm, gelangte danach an die Grafen von Are-Hochstaden und wurde 1246 durch die Hochstadensche Schenkung an Kurköln übertragen. 1525 kaufte Bartholomäus von der Leyen die Burg Münchhausen, auf der damals noch eine Schäferei betrieben wurde. Heute ist die Burg ein Reiterhof und bietet auch ein gutbürgerliches Restaurant.
Selbst Karl der Große soll einmal hier gewesen sein, was ihm allerdings nicht zum Vorteil gereichte, denn er sei bei einem Jagdunfall schwer verletzt worden, und niemand habe die Blutungen stillen können.
Erst als man die in der Nähe beheimatete Heilige Lüfthildis herbeigerufen habe, sei es dieser gelungen, mithilfe ihrer Kräuter den Kaiser wieder gesund zu machen. Noch heute ist es aber ein großes Rätsel, wieso das inzwischen zugemauert Tor an der Nordseite der Burg in sage und schreibe acht Metern Höhe zu finden ist. Möglich sei beispielsweise, dass es früher dort eine Rampe, eine Zugbrücke oder eine andere Zuwegung gab, doch darüber könne man heute nur noch spekulieren.
Doch die Burg Münchhausen ist einer der wenigen Orte, wo es in Wachtberg überirdische römische Spuren zu sehen gibt, wurden doch zu ihrer Errichtung auch Teile der römischen Wasserleitung benutzt, einige Fragmente sind noch heute am westlichen Rundturm zu sehen. Sie werden auch bei der „Römerwoche“ der Gemeinde Wachtberg vom 13. bis 21. September eine Rolle spielen. Damit beteiligt sich die Gemeinde Wachtberg am Projekt „Römisches Rheinland 2014“, ein gemeinsames Projekt des Naturpark Rheinland, des Vereins Region Köln/Bonn, des Landschaftsverbands Rheinland sowie des Konsortiums „Erlebnisraum Römerstraße“. 2.000 Jahre nach dem Tod von Kaiser Augustus und pünktlich zur Eröffnung des Erlebnisraums Römerstraße und der Landesgartenschau in der Römerstadt Zülpich blickt die Region zurück in die Zeit des Anfangs der Zeitrechnung.
Denn damals, in den Jahren 58 bis 51 v. Chr., siedelten sich die Römer auch im Gebiet der heutigen Gemeinde Wachtberg erstmals an. Die Region diente den Römern zur Versorgung der Legionslager in Bonn und Remagen. Es entstand eine gute Infrastruktur mit Straßen und etlichen landwirtschaftlichen Gütern, die die Nahrungsmittel für die römischen Soldaten produzierten.
Der Wachtberger Raum mit seinen fruchtbaren Boes böten wurde damit zur Getreidekammer des Hitler Bezirks Remagen. Gesichert ist auch die Nutzung der Steinbrüche am Hümerich in Berkum und am Dächeslberg in Oberbachem, wo man Steine für den Straßen- und Hausbau sowie für den Tonabbau und dessen Verarbeitung in Adendorf gewann. Im fünften Jahrhundert endete die römische Zeit am Rhein, doch noch heute zeugen zahlreiche Funde aus der Römerzeit von dieser Epoche. Auf den spektakulärsten Fund aus dieser Zeit stieß man 1879, denn man fand das „Berkumer Matronenheiligtum“, das heute im Rheinischen Landesmuseum in Bonn aufbewahrt wird.
Die zahlreichen, häufig aber nicht mehr auf den ersten Blick sichtbaren Spuren der Römer in Wachtberg sollen mit der „Römerwoche“ wieder erfahrbar gemacht und das Bewusstsein für diese wichtige und bis heute die Region in vielerlei Hinsicht prägende historische Epoche geweckt werden. Gemeinsam mit den örtlichen Heimat- und Geschichtsvereinen sowie dem Wachtberger Wanderverein werden dabei thematische Wanderungen, Vorträge und Führungen angeboten.
Dabei wird unter anderem ein römisches Wasserbad von seiner Arbeit auf dem zügigen Wachtberg „erzählen“, Pflanzen als lebende Denkmale aus der Römerzeit vorgestellt und eine witzige Lehrstunde in Sachen Völkerverständigung zwischen einer Gruppe Wachtberger „Germanen“ und zugezogenen Römern dargeboten. Darüber hinaus gibt es auch noch einen Kochabend mit römischen Rezepten. Weitere Informationen gibt es unter www.wachtberg.de.
