Beim Brennfest stand das Töpferhandwerk im Mittelpunkt des Geschehens
„Zurück zu den Wurzeln“
Der Kasseler Langofen auf dem Dorfplatz war eine ganze Woche lang beim klassischen Holzbrand im Einsatz
Adendorf. Unter dem Motto: „Zurück zu den Wurzeln“ brachten die Adendorfer Töpfer beim Brennfest am Samstag ihrem Publikum das traditionsreiche Töpferhandwerk ganz praktisch näher. Schließlich siedelten sich die ersten Töpfer schon vor 270 Jahren, Mitte des 18. Jahrhunderts, in Adendorf an, wie Schirmherr Bürgermeister Theo Hüffel bei der offiziellen Eröffnung vorrechnete. Nach einer Renaissance Ende des vergangenen Jahrtausends mit mehr als 60 Töpfern entlang der Töpferstraße sei deren Anzahl bis heute jedoch stark gesunken. Mittlerweile hätten sich die Adendorfer auf das Kunsthandwerk spezialisiert, in der gesamten Kölner Region stehe der blau-graue Brand für hervorragende Qualität und künstlerische Vielseitigkeit.
Doch die Tradition soll auch in Zukunft fortgeführt werden. Dafür hat das „Brennteam“, das aus den fünf erfahrenen Töpfermeistern Leo Gütten, Peter Hansen, Thomas Hansen, Josef Ohrem und Paul Günther besteht, dieses Jahr zwei „Lehrbuben“ aufgenommen, die in einigen Jahrzehnten die verantwortungsvolle Tätigkeit weiterführen sollen: Die beiden Schüler Melvin Hüffel und Simon Grunert waren mit Feuereifer dabei und sollen langsam an die nicht ganz einfachen Aufgaben des klassischen Holzbrandes herangeführt werden.
Langsam auf die richtige Temperatur heizen
Der war auch diesmal die Hauptattraktion des Festes. Der Kasseler Langofen auf dem Dorfplatz wurde bereits am Mittwoch zuvor mit 110 handgefertigten Töpfen beschickt und schon am Freitag und den ganzen Samstag über mit einer genau vorausberechneten Mischung aus Buchen- und Eichenholz ordentlich vorgeheizt, damit er am Samstagabend die richtige Temperatur für den Salzvorgang erreicht hatte. „Die Temperatur muss langsam und kontinuierlich erhöht werden, sonst entstehen Risse in den Töpfen“, erläuterte Töpfermeister Josef Ohrem.
Wenn die Hitze etwa 1200 Grad erreicht hat, ist es Zeit für den spektakulären Vorgang des Salzens. Dabei wird das Mineralsalz von oben mittels eines „Chorhakens“ in die sechs vorhandenen Luftlöcher hinzugegeben und verbrennt sofort. So entsteht die charakteristische Glasur auf den Tonwaren im Ofen. Da zu diesem Zeitpunkt die Dunkelheit über dem Dorfplatz bereits eingesetzt hatte, schlugen hohe Flammen in den Himmel, und mit einem Eimer Wasser obendrauf wurde noch ein gehöriger Knall erzeugt. „Jetzt ist auch der müdeste Besucher wach“, scherzte Moderator Oliver Wolf. Die zahlreichen Besucher bekamen jedenfalls einen überaus spektakulären Anblick zu sehen, der kräftig beklatscht wurde.
Beim Martinsmarkt gibt es die Töpfe
Währenddessen wurden einige kleine Musterstücke aus dem Ofen gezogen, um nachzuschauen, wie sich der Brand entwickelt. „Prima“, meinte Peter Hansen, seines Zeichens auch neuer Vorsitzender der Vereinigung Adendorfer Gewerbetreibender (VAG), die auch in diesem Jahr den Brenntag organisierte. Er wies darauf hin, dass die beim Brennfest gebrannten Töpfe während des kommenden Martinsmarktes am Eierpunschstand verkauft werden sollen.
Das Brenngut konnte nämlich noch lange nicht aus dem Ofen entfernt werden. Nach Abschluss des eigentlichen Brennvorganges wurden die Löcher mit Schamott-Steinen und Ton zugemauert, denn das Ganze musste vier Tage lang langsam abkühlen, um zu verhindern, dass Risse in den Töpfen entstehen. Erst Ende der Woche, wenn der Ofen endlich geöffnet wird, kann man letztlich sagen, ob der Brand erfolgreich war oder nicht. Doch die Töpfermeister sind guter Dinge: „Das wird schon werden“, gaben sie sich zuversichtlich.
Töpferkurse für Kinder und Erwachsene
Während des ganzen Tages gaben Peter Hansen und seine Kollegen auch zahlreiche kurze Töpferkurse für Kinder und Erwachsene, die auf der Töpferscheibe mit weichem Ton ihre handwerklichen Fähigkeiten unter Beweis stellen durften. Auch diese Kunstwerke sollen demnächst gebrannt und ihren jungen Erzeugern übergeben werden. Die Ortsausschussvorsitzende und Vizebürgermeisterin Uschi Perkams führte derweil bei einem Rundgang über den Töpferpfad wissbegierige Besucher in die Geschichte des Adendorfer Töpferhandwerks ein. Der Töpferpfad zeigt auf zwölf Informationstafeln unter anderem die Entstehung der Tonlagen und die Geschichte des Tonabbaus.
Um die Verpflegung des Publikums kümmerte sich an diesem Tag die Adendorfer Karnevalsgesellschaft „Hetzbröde“ um ihren Vorsitzenden Walter Wolf, wobei die Volksbank Wachtberg für die Getränke und die ortsansässigen Kindergärten für den selbstgebackenen Kuchen sorgten. Der VAG-Vorstand bedankte sich ausdrücklich bei den zahlreichen freiwilligen Helfern, ohne die eine solche Veranstaltung nicht möglich sei.
Töpfermeister Peter Hansen erläuterte den Besuchern, was es mit dem Musterstück auf sich hat, das glühend heiß aus dem Ofen entnommen wurde. Die Töpfermeister Peter Hansen und Josef Ohrem sorgten beim Adendorfer Brennfest mit dem Salzen des Brenngutes im Kasseler Langofen dafür, dass hohe Flammen in den Himmel schlugen. Fotos: VJ
