
Am 24.07.2023
Allgemeine BerichteBehindertenbeauftragter des Bundes besuchte die BDH-Klinik
Angeregter Austausch zwischen Jürgen Dusel und führenden Klinikvertretern
Vallendar. Vor Kurzem besuchte Jürgen Dusel, der Beauftragte der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen, die BDH-Klinik Vallendar und tauschte sich mit Geschäftsführer Thomas von Kessel, dem Ärztlichen Direktor Dr. Guido Ketter und Birgit Heider-Neideck, der Leiterin der Medizinisch-beruflichen Rehabilitation (MBR), aus. Bei einem anschließenden Rundgang lernte er verschiedene Arbeitsbereiche der MBR kennen.
Seit 2018 ist der von Geburt an stark sehbehinderte Jurist Jürgen Dusel im Auftrag der Bundesregierung tätig. Da er in Deutschland ein Qualitätsproblem im Gesundheitssystem identifiziert hat, was Menschen mit Behinderung betrifft, engagiert er sich im Bereich der Medizin besonders stark. Getreu seinem Motto „Demokratie braucht Inklusion“ fordert Dusel viel mehr Begegnungen zwischen Menschen mit und ohne Behinderung und ist ein Verfechter des gemeinsamen Lernens.
MBR-Leiterin Birgit Heider-Neideck hingegen hadert mit den aktuellen Schul- und Kindergartensystemen, da die jungen Menschen in der MBR neben einer neurologischen Erkrankung oft auch durch Mobbing ausgelöste Depressionen, Psychosen et cetera haben. „Wir brauchen gezielte gemeinsame Projekte und Unterrichtseinheiten sowie bei Bedarf auch noch getrennte Lernsettings“, ist sie überzeugt.
Auch erfahrene Ansprechpartner bezeichnete Heider-Neideck als sehr wichtig, da es in der MBR immer wieder Probleme beim Beantragen von Hilfsmitteln und anderen Dingen gibt. Dusel berichtete daraufhin von den Teilhabeempfehlungen, die er der Bundesregierung seit 2019 gibt. Darunter war auch sein Vorschlag, das Wirrwarr in der Zuständigkeit aufzulösen und Leistungen aus einer Hand – den Integrationsämtern – zu ermöglichen.
„Ein wichtiger Aspekt ist auch der, dass die Rehabilitanden nach ihrer Ausbildung länger begleitet werden müssten“, weiß Geschäftsführer Thomas von Kessel. „Die Firmen müssten viel mehr gecoacht werden, wie sie mit der Erkrankung umgehen und sich in bestimmten Situationen helfen können.“ In diesem Zusammenhang lobten Heider-Neideck und Dusel das Projekt „Lotsen für Inklusion“ (EAA) der Integrationsämter. Laut Dusel sind arbeitslose Schwerbehinderte nämlich deutlich besser qualifiziert als arbeitslose Menschen ohne Behinderung. Das Problem bei den Arbeitgebern bestehe darin, dass sie unbegründete Vorurteile und Ängste haben.
Ein Problem, das den Klinikbereich betrifft, stellt die Unterbringung von jungen Erwachsenen, die – etwa durch einen Unfall – plötzlich schwerstbehindert sind, dar. „Die meisten kommen in ein Seniorenheim, weil es nicht genügend Einrichtungen für junge Erwachsene gibt, wo sie leben und sich austauschen können“, erklärte von Kessel. „Da müsste die Regierung mal eine Aktion starten.“ In Rheinland-Pfalz gibt es derzeit nur zwei Einrichtungen, die Menschen unter 50 Jahre aufnehmen. „Daher kommt es durchaus vor, dass Patienten drei bis vier Wochen länger als notwendig bei uns bleiben“, weiß der Ärztliche Direktor Dr. Guido Ketter.
Im Anschluss an die Gesprächsrunde konnte Jürgen Dusel noch in drei der insgesamt vier Arbeitsbereiche in der MBR hineinschnuppern. In der Holz- und Metallwerkstatt sowie in der Hauswirtschaft suchte er das Gespräch mit Ausbildern und Rehabilitanden, um einen Eindruck vom MBR-Alltag zu gewinnen. Mit einigen Erfahrungen und Ideen aus der Praxis im Gepäck reiste er schließlich weiter.
Pressemitteilung der
BDH-Klinik Vallendar
Geschäftsführer Thomas von Kessel, der Ärztliche Direktor Dr. Guido Ketter, Jürgen Dusel, der Beauftragte der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen, und Birgit Heider-Neideck, die Leiterin der Medizinisch-beruflichen Rehabilitation (MBR) vor dem MBR-Gebäude. Copyright: BDH-Klinik Vallendar