Intendant des Neuwieder Schlosstheaters im Interview mit BLICK aktuell
Berühren, auch mit Abstand.
Landesbühne Rheinland Pfalz zeigt „Corona Papers“

„Theater, Konzerthäuser, Opern und Kleinkunstbühnen sind derzeit geschlossen. Sie können ab dem 27. Mai mit spezifischen Auflagen unter der Voraussetzung geöffnet werden, dass zunächst keine Chöre, Gesänge oder ähnliche Tätigkeiten mit erhöhtem Infektionsrisiko stattfinden“, teilt die Landesregierung Rheinland-Pfalz mit. Welche Auswirkungen hat diese Meldung und haben die damit verbundenen umfangreichen Durchführungs- und Hygienebestimmungen für die Landesbühne in Neuwied? BLICK aktuell interviewte den Intendanten Lajos Wenzel per E-Mail.
BLICK aktuell: Herr Wenzel, wann können die Theaterfreunde wieder mit einer Live-Vorstellung im Schlosstheater rechnen? Was wird gespielt werden?
Lajos Wenzel: Zunächst ist die generelle Erlaubnis, wieder Theataer spielen zu dürfen, ein gutes Signal. Die Aufführungen der Landesbühne im Schlosstheater Neuwied gehören zum kulturellen Leben dieser Stadt und es ist überall zu spüren, wie sehr das vermisst wird. Sicher ist, wir werden noch vor der Sommerpause wieder im Schlosstheater Theater spielen. Zum normalen Spielplan mit der Mausefalle können wir so schnell nicht zurückkehren. Dazu sind wir von der Öffnung viel zu sehr überrumpelt worden. Worauf wir uns aber freuen, ist das Stück Corona Papers, ein Auftragswerk dessen Produktion und Proben wir derzeit live im Internet auf YouTube und Facebook zeigen, um es ab Mitte Juni vor Publikum zu zeigen.
BLICK aktuell: Welche Vorsichtsmaßnahmen werden ergriffen werden müssen, womit müssen die Besucher rechnen?
Lajos Wenzel: Die genauen Vorschriften kennen wir noch nicht. Wir haben aber für das Schlosstheater ein Hygienekonzept erstellt, dass wir derzeit mit dem Gesundheitsamt abstimmen. Dabei gehe ich von ähnlichen Vorsichtsmaßnahmen aus, wie z.B. Kirchen sie umsetzen: Abstand, Mund-Nase-Schutz, Einlasskonzept, keine Gastronomie, keine Garderobe, keine Programmhefte. Das wird ein besonderes Bild im Zuschauerraum und ich bin froh, dass wir mit dem Stück Corona-Papers dieser besonderen Situation Rechnung tragen. Die Schauspieler spielen dabei auch mit Abstand, der Inhalt des Textes nimmt die Situation auf und die Zuschauer werden Teil einer Gesamtinstallation. Das Stück spielt hier und heute. In diesem Land, in dieser Stadt und in einer Zeit zwischen der ersten und der zweiten Welle.
BLICK aktuell: Wie viele Besucher werden eingelassen und werden die Einnahmen die Kosten decken können?
Lajos Wenzel: Die genauen Zuschauerzahlen hängen von den Vorschriften ab, die ich noch nicht kenne. Ich hoffe, dass die Vorschriften noch vor dem 27.5. kommen. Dann können wir auch mit dem Vorverkauf beginnen. Wir werden bei diesem speziellen Stück übrigens keine festen Sitzplätze vergeben, sondern den Saal von vorne nach hinten füllen und dann wieder in umgekehrter Reihenfolge leeren.
BLICK aktuell: Wird diese Krise mit ihren Auswirkungen die Theaterlandschaft langfristig verändern? Wird es ein Theater für Eliten geben, weil die Preise steigen müssen?
LajosWenzel: Theater muss subventioniert sein, damit es unabhängig vom einzelnen Geldbeutel möglich ist. Wir erreichen in Neuwied und mit den Vorstellungen der Landesbühne im ganzen Land Menschen aus der ganzen Gesellschaft. Dafür ist unser Programm gemacht und darauf sind die Preise ausgelegt. Das muss so bleiben. Jetzt zu sagen „die Karte kostet das dreifache, weil nur ein Drittel der Zuschauer möglich sind“ funktioniert nicht. Dafür stünde ich auch nicht zur Verfügung. Nein, die Entscheidung wie es mit der Landesbühne weitergeht, muss und wird mit der Stadt, dem Kreis und dem Land getroffen werden. Die Fördergeber sind hier in der Pflicht. Die Neuwieder Zuschauer haben der Landesbühne einen großen Vertrauensvorschuss gegeben. Wir haben tatsächlich, Stand heute, für die kommende Spielzeit mehr Abos verkauft als im Vergleichszeitraum letztes Jahr. Auch viele Gastspielbühnen wollen an dem Programm in der nächsten Spielzeit weiter festhalten. Das ist ein gutes Zeichen. Die politischen Äußerungen zu unserer Rettung sind klar und werden immer wieder wiederholt. Hoffen wir, dass aus Worte Zahlen werden, aber ich sehe das optimistisch.
BLICK aktuell: Werden Sie die Übertragungen im Internet beibehalten? Wie war die Resonanz auf diese kreative Idee?
Lajos Wenzel: Theater im Internet ist, wie Essen gehen im Fernsehen. Das Theater funktioniert nicht. Ich glaube, wie beim Kochfernsehen, dass es funktioniert, zu sehen wie Theater entsteht. Das ist spannend. Darum machen wir Corona Papers. Wir zeigen Proben, Prozesse und Entstehung eines Stückes. Die Premiere aber muss mit Publikum sein. Dafür ist Theater gemacht. Und ich erlebe eine große Sehnsucht nach dieser Begegnung. Ich glaube, dass wir die Menschen live berühren können, auch mit Abstand. Das werden wir mit Corona Papers versuchen.
BLICK aktuell: Vielen Dank für das Gespräch - umständehalber aus der Ferne.-HE-

Intendant Lajos Wenzel.