Briefmarkenfreunde Neuwied treffen sich zum Großtauschtag
Neuwied. Es gibt sie also noch, die echten Tauscher und Sammler. Volker Hammann (70) kommt aus Zell/Mosel und ist zum ersten Mal beim Großtauschtag der Neuwieder Briefmarkenfreunde dabei.
Er hat Glück, trifft dem Metternicher Stephan Wilker (62) einen Geleichgesinnten und macht sich, mit Lupe und Pinzette „bewaffnet“ gleich in die Arbeit. Mit der „Briefmarkenbibel“ in der Hand werden Preise verglichen, die Nummern der Briefmarken notiert und wenn beide das gefunden haben, was sie suchen, beginnt das „Geschäft“. „Toll ist natürlich, wenn der Deal dann aufgeht und keiner was drauflegen muss“, sagt Hammann, der sich seit 1960 der Briefmarkenleidenschaft widmet.
Die Tische im Amalie-Raiffeisen-Saal der VHS sind gut bestückt, auch wenn es in Hochzeiten schon mal ein paar Sammler und Händler mehr waren. In erster Linie aus dem Umkreis, ob vom Westerwald, aus Koblenz, oder wie Hammann eben dann auch schon mal ein paar Kilometer weiter entfernt, kommen die Briefmarkenfreunde in die Deichstadt. Briefmarke, Ansichtskarten und Münzen wechseln den Besitzer, mal gegen Bares, mal aber auch im Tausch.
Wilfried Hecken aus Torney gehört zu den „Auslaufmodellen“ in Sachen Briefmarkensammelleidenschaft. „Ich mache das jetzt 50 Jahre“, sagt der rüstige 92-Jährige. „Aber irgendwann muss ja mal Schluss sein.“ Einen Teil seiner Alben hat er schon zuhause an einen Auktionator verkauft, einen Teil hat er mitgebracht. Aber den großen Reibach macht der passionierte Sammler dann auch jetzt nicht.
Am Stand des Koblenzers Rolf-Dieter Eger hat der ehemalige städtische Beigeordnete Jürgen Moritz (76) gerade ein ganz besonderes Fundstück entdeckt. Moritz, der seit 20 Jahren Karten mit Eisenbahnen und Ansichten auf Engers sammelt, kann da nicht nein sagen. Für ein paar Euro wechselt die „Engerser Totale mit Rheinblick “ den Besitzer. Eger freut sich, dass er zumindest einen Teil des Standgeldes wieder reinbekommt.
Dirk Lang, seit einem Jahr Vorsitzender der Neuwieder Briefmarkenfreunde, ist mit dem Zuspruch zufrieden. „Klar, können es immer noch ein paar Sammler und Besucher mehr sein“, sagt Lang. „Aber es gibt es uns noch. Auch wenn das Beschaffen von Briefmarken in der heutigen Zeit immer schwieriger wird. Es gibt ja nahezu keine Verkaufsstellen mehr.“ Knapp 50 Mitglieder hat der Verein aktuell, in Glanzzeiten waren es einmal mehr als 100. „Die Mitglieder werden eben immer älter“, sagt Peter Krüger, mit 47 Jahren das Nesthäkchen des Vereins und durch Vater Volker mit dem Briefmarken- beziehungsweise Münzen-Virus infiziert worden. „Der Papa macht das jetzt schon mehr als 50 Jahre und ist immer noch mit Herzblut bei der Sache.“
Wer nun den traditionellen Großtauschtag verpasst hat, der darf gerne zu den monatlichen Tauschtagen in die Museumstraße 4 kommen. Immer am dritten Sonntag im Monat ist der Verein hier mit seinen Ansprechpartnern präsent. Allerdings nur noch am 16. November und 21. Dezember. Dann ziehen die Briefmarkenfreunde ins AWO-Gebäude am Marktplatz um.
