Kreisverwaltung und VRM wollen Aufklärungsarbeit leisten

Bus-Chaos im Kreis MYK: Wer ist verantwortlich?

Bus-Chaos im Kreis MYK: Wer ist verantwortlich?

Informierten über Zuständigkeiten beim ÖPNV: Dr. Alexander Saftig, Stephan Pauly und Gaby Pauly. Foto: ROB

Kreis Mayen-Koblenz. Die schlechten Nachrichten zum Busverkehr im Kreis Mayen-Koblenz reißen nicht ab. Insbesondere einige Vorfälle aus der Verbandsgemeinde Maifeld machten in jüngerer Zeit die Runde. So soll ein Busfahrer mitten auf einem Bahnübergang gewendet haben, auch ein Mädchen soll sich während einer Fahrt leicht verletzt worden sein. Eine zornige Pressemitteilung des Maifelder Bürgermeisters Maximilian Mumm sorgte schließlich für erhöhte Aufmerksamkeit und Emotionen. Dies, und die vielfältigen Aufreger vor diesen Vorfällen - hier sind als Beispiel mangelnde Sprach- und Ortskenntnisse zu nennen - veranlasste die Kreisverwaltung zu einer gemeinsamen Pressekonferenz mit der VRM. Ziel war es, Transparenz zu schaffen und zu klären, wie es um die Funktionalität des ÖPNV auf den Linien der Transdev-Tochter VREM wirklich steht und wer überhaupt für Beschwerden zuständig ist. Denn es gibt eine Vielzahl von Akteuren mit unterschiedlichen Verantwortlichkeiten.

Beschwerden: LBM führt Aufsicht, nicht Kreis oder VRM

Die Vorfälle, in denen Kinder einer Gefahr ausgesetzt waren, empfindet Landrat Dr. Alexander Saftig als belastend. Es könne nicht sein, dass Eltern sich um ihre Kinder sorgen müssen, sobald sie sie in den Bus zur Schule steigen. Dennoch müsse festgestellt werden, dass für solche Vorfälle ausschließlich der Landesbetrieb Mobilität zuständig sei. Der LBM führe schließlich die Aufsicht. Dennoch habe die Kreisverwaltung und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter viel „Prügel eingesteckt“, wie der Landrat sagt. Falls jedoch über Vorfälle dieser Art bei der Kreisverwaltung Beschwerde eingereicht wird, werde die selbstverständlich an die LBM weitergegeben. Der Kreis verfolge diesbezüglich eine Null-Toleranz-Linie und die Strafen für das Unternehmen wachsen immens. Dem pflichtete auch Stephan Pauly, Geschäftsführer des Verkehrsverbund Rhein-Mosel bei. Pauly wies darauf hin, dass bei Fehlverhalten das Unternehmen die Fahrer sanktioniere, bei schlimmerem Vorfällen werde die Polizei eingeschaltet.

„Nähern uns Vertragerfüllung“

Beschwerden gab in der Kreisverwaltung eine Menge. In den ersten beiden Monaten nach Start der Linienbündel im Dezember 2021 hagelte es noch 1400 Eingaben. Aber im Januar und Februar 2023 waren es nur noch 54 Beschwerden. Dies sei ein Zeichen, dass es voran gehe. Und dies sei ein Grund, warum die Kreisverwaltung die Verträge mit der VREM nicht kündige. Darüber informierte Gaby Pauly, Fachbereichsleitung für den ÖPNV in der Kreisverwaltung. Zur Kündigung, wie sie besorgte Eltern vielfach gerade auf Social Media-Plattformen forderten, gäbe es keinen triftigen Grund. Die Kündigung wäre nur rechtens, wenn die Unzuverlässigkeit des Unternehmens festgestellt würde. Dabei gelte es laut Stephan Pauly zu bedenken, dass ein Unternehmen, das täglich 2000 Fahrten mit 280 Fahrern mit 180 Bussen leiste, immer nie zu 100 Prozent zuverlässig arbeite. Baustellen, Verkehrseinschränkungen, Wetter oder technische Defekte machen diese Zahl de facto unerreichbar. Stephan Pauly vermutet, dass es derzeit eine Erfüllungsquote von 82 Prozent gibt. „Wir nähern uns der Vertragserfüllung“, so der VRM-Geschäftsführer.

Eine Aufhebung oder Kündigung des Vertrags sei ohnehin nicht so leicht, wie manche, die sich nun beschweren. Denn es gäbe vor Ort keine regionalen Anbieter die einspringen könnten, auch gäbe es keine neuen Busfahrer, sondern die, die hier in der Region ansässig sind. Bis eine Neuvergabe der Linienbündel zustande käme, könnten somit zwei Jahre ins Land gehen.

Gerüchteküche sorgt für schlechte Stimmung

Als problematisch beurteile Pauly, dass es neben den tatsächlichen Fehlverhalten der Busfahrer - wie dem Wende auf Eisenbahnschienen - eine reichhaltige Gerüchteküche zum schlechten Gesamtbild beitrage. So wäre die Aussage, dass manche Busfahrer keine Führerscheine hätten, die sie zur Beförderung von Personen ermächtige, eine Fehlinformation. In einem Fall habe wäre die Fahrerlaubnis schlicht ausgelaufen, so Pauly. Dies war aber die einzige Auffälligkeit in diese Richtung und das Problem sei behoben.

Zur Zeit werden Busfahrer dringend gesucht. Die Bezahlung sei dank Sonn- und Feiertagszuschlag vernünftig. Hier habe sich laut Stephan Pauly in den letzten Jahren eine Menge getan.

Ein weiterer Kritikpunk seien die vielen Leerfahrten oder Fahrten mit zu wenige Gästen. Landrat Dr. Alexander Saftig ist sich sicher, dass dieses Manko durch die nun mehr beschlossene bundesweite Einführung des 49-Euro-Tickets zum 1. Mai 2023 behoben wird und der Bus-ÖPNV im Kreis MYK einen entsprechenden Schub bekomme.