Kurt Heymann (re.) und Micha Adler in Naharija. Foto: privat

Am 25.01.2022

Allgemeine Berichte

Kurt Heymann, Nachkomme von Dernauer und Ahrweiler Bürgern

Dem Holocaust mehrfach entkommen: „Ich bin ein Glückspilz“

Kreis Ahrweiler.Vor wenigen Tagen, am 22. Januar wurde er 95 Jahre. Kurt Heymann, Nachkomme von Ahrweiler und Dernauer Juden schaut auf ein bewegtes Leben zurück. Im Jahr 1927 erblickt er als Sohn des in der Ahrweiler in der Oberhut 33 geborenen Leopold Heymann und Enkel des in Dernau in der Teichgasse geborenen David Heymann das Licht der Welt.

Er ist gerade mal sieben Jahre, als seine Eltern 1934 beschließen, vor den deutschen Nationalsozialismus nach Holland (Den Haag-Voorburg) zu fliehen. Ein Bruder von Mutter Frieda lebte bereits in Buenos Aires und so zog die Familie 1936 weiter von Holland nach Argentinien. Eine glückliche Entscheidung, wie sich herausstellen sollte. Viele Mitglieder der Familie Heymann, die sich ins vermeintlich sichere Holland geflüchtet hatten, wurden von den Nazi-Schergen nach der Besetzung Hollands im 2. Weltkrieg trotzdem in den Tod getrieben und ermordet.

In Argentinien angekommen, fand der kleine gerade zehnjährige Kurt schnell eine Beschäftigung in einer Pralinienfabrik, obwohl Kinderarbeit eigentlich verboten war. So konnte er etwas Geld für die Familie verdienen und lernte schneller als jeder andere in der Familie die spanische Sprache. Als großer Freund der Musik spielte er mit dem Gedanken, eine Ausbildung als Musiker zu machen, entschied sich aber letztlich für eine Beschäftigung im Uhrenhandel, um ein gesichertes Einkommen zu haben. In späteren Jahren wurde er Geschäftsführer und dann Inhaber des Betriebes.

Im Alter von fast 75 Jahren zog Kurt mit Veronika seiner Frau dann noch einmal in ein anderes Land: Nach Naharija im Norden von Israel, an der Küste des Mittelmeers. Diesmal war der Antrieb noch einmal in ein anderes Land zu ziehen nicht so sehr der Antisemitismus, sondern die allgemeine Sicherheitssituation, die sich in den vergangenen Jahrzehnten in Argentinien immer mehr verschlechtert hatte.

In einem Gespräch mit Micha Adler, Israel und Matthias Bertram, die Kurt im Jahr 2018 bei ihren Recherchen über die Nachkommen der Familie Heymann in Naharija gefunden hatten und mit ihm sprachen, erzählte er seine Lebensgeschichte. Als Resümee hielt Kurt, der vor dem Nazi erst nach Holland, dann nach Argentinien geflohen war, fest: „Ich bin ein Glückspilz“. Welch eine positive Lebenseinstellung.

In gewisser Weise hat er natürlich recht. Viele Menschen aus dem engeren Familienkreis wurden Opfer des Naziregimes und seines menschenverachtenden Rassismus. Eines politischen Regimes, welches erst die Meinungsfreiheit beseitigte und dann die, die anderer Meinung und anderen Glaubens waren.

Vor wenigen Wochen ist Veronika, Kurt Ehefrau mit der er mehr als 70 Jahre verheiratet war, verstorben. Er selbst ist noch bei guter Gesundheit, auch wenn das Sehen und Hören zunehmend Schwierigkeiten macht. Die Geburtstagsgrüße zum 95. Geburtstag nahm er freudig an; den damit verbundenen Wunsch doch die 120 Jahre vollzumachen, lehnte er ab. 119 reichen aus, meinte er. Auch im hohen Alter hat er seinen angeborenen und/oder vererbten rheinischen Humor noch nicht verloren.

Kurt Heymann (re.) und Micha Adler in Naharija. Foto: privat

Leser-Kommentar
25.01.202212:23 Uhr
Gabriele Friedrich

Und noch: Gerade in dieser merkwürdigen, digitalen Zeit müssen wir den jungen Menschen Bücher in die Hand geben und man sieht am Beispiel von Herrn Heymann, wie bewegend so eine Lebensgeschichte sein kann. Nur so kann man sich das merken, denn mit dem Handy erreicht man diese Bildung nicht. Mehr berichten, auch einmal mehr fragen. Das Interesse ist doch da, wenn so wunderbare alte Menschen etwas zu erzählen haben. Bei uns werden die alten Menschen ja kaum gehört und das ist ein schwerer, schwerer Fehler ! Nachdenken, das sollten einmal mehr die Journalisten und die Politiker, auch die regionalen hier, die permanant abgelichtet werden.
Das Foto hier im Artikel- das ist menschlich, das berührt einen, weil das eben wahre Gesichter sind- schon alleine die
Erinnerung kann man erkennen und auch die Güte u. Trauer.
@Micha Adler, Israel und Matthias Bertram- auch Ihnen Dankeschön für die Recherche und das Sie die Heymanns gefunden haben. Da fängt es ja an, das man auf die Suche geht.

25.01.202210:46 Uhr
Gabriele Friedrich

Ich wünsche Herrn Heymann alles erdenklich Gute, Jahr für Jahr. Es ist nicht wichtig wie alt man wird, sondern wie man alt wird. Zum Tode seiner Frau mein herzliches Beileid. Mutige Menschen, vor allem seine Eltern und viele andere hatten das Glück zu entkommen. Es ist schrecklich, was die Nazis angerichtet haben, gestern Abend kam der Film "Wannseekonferenz" -Gut dargestellt, mit welcher Leichtigkeit die Vernichtung der europäischen Juden geplant wurde,möglich war. Argentinien zu verlassen war auch richtig, denn der Antisemitismus ist auch hier wieder vorhanden. Dabei war einmal die Frage, ob Argentinen oder Palästia das Land der Juden werden sollte. Auch die Geschichte von Clarita Goldschmidt berührt mich. Sie wurde vor 90 Jahren bei Kaiserslautern geboren, seit 2 1/2 Jahren lebt sie im jüdischen Altersheim Hogar Hirsch in Buenos Aires.Ich habe gerade ein Buch bestellt von *Alberto Gerchunoff* sein bis heute als Klassiker geltendes Buch „Jüdische Gauchos“.Viel Glück in Naharija ! : )

Bildergalerien
Neueste Artikel-Kommentare
  • Lothar Gast: Wo kann man bei der Musterung seinen Rollator und die Sauerstoffflasche parken?
  • Monika Engler: Naja, es kommt immer auf den Ton an, wie in Deutschland etwas kommuniziert wird. Vielleicht könnte Herr Fratzscher auch Pensionär/innen ins Visier nehmen, auch wenn sie nicht in die Rentenkassen einzahlen mussten.
  • Tünn : Ich finde die Idee erbärmlich. Gerade die Männer der Generation hatten lange Wehrpflicht und sollen jetzt noch so ein Jahr machen. Das geht garnicht. Soll die junge Generation mal ran. Hauptsache ein...
  • D. Borrmann: Altersdiskriminierung im Tarnmantel der Fürsorge Ich bin 70 Jahre alt und arbeite seit über fünf Jahrzehnten – seit vier Jahren in Teilzeit, aber mit voller Hingabe. Auch mit 71 werde ich weiterarbeiten, so der liebe Gott mich lässt.
  • Lothar Pohl : Mit der Pension die sich aus der Besoldungsgruppe ergibt lebt er auch mit einem Drittel weniger mehr als gut. Viel mehr tun mir die armen Menschen leid die alles verloren haben und bis heute auf Hilfe warten
Mitarbeiter für Verkauf/Büro (m/w/d)
Kirmes in Heimersheim, 12. – 14.09.25
Pellenzer Lehrstellenbörse
Pellenzer Lehrstellen- und Informationsbörse 2025
Vorabrechnung, Nr. AF2025.000354.0, August/September2025
Titel -klein
Skoda 130 Jahre Paket
Empfohlene Artikel

Ahrweiler. Das Freibad in Ahrweiler ist ab sofort wieder geöffnet. Seit 12 Uhr stehen die Türen für Gäste wieder offen. Aufgrund eines technischen Defektes musste das Freibad Ahrweiler bis Sonntag, 10. August, geschlossen bleiben. Nun können die Besucherinnen und Besucher passend zu den kommenden hochsommerlichen Temperaturen wieder das kühle Nass genießen. BA

Weiterlesen

Ahrweiler. Aufgrund eines technischen Defektes muss das Freibad Ahrweiler zunächst bis Sonntag, 10. August, geschlossen bleiben. Nach Einbau eines erforderlichen Ersatzteils, der im Laufe des Tages erfolgen soll, wird zunächst eine Beprobung des Wassers durch ein Labor notwendig, die bis zu drei Tage in Anspruch nimmt. Das Bad kann nach positivem Ergebnis frühestens am kommenden Montag, 11. August, wieder öffnen.

Weiterlesen

Weitere Artikel

Achtjähriges Kind blieb glücklicherweise unverletzt

Vallendar: Betrunkene Eltern bauen Autounfall

Vallendar. Am Freitag, 5. September, gegen 22.55 Uhr konnten Einsatzkräfte der Polizeiinspektion Bendorf nach Abschluss einer Verkehrsunfallaufnahme auf der B42 in Vallendar in einiger Entfernung einen Verkehrsunfall beobachten. Ein PKW befuhr die B42 in Fahrtrichtung Koblenz und überfuhr hierbei in der Ortslage Vallendar, auf gerader Strecke, eine Verkehrsinsel samt Verkehrsschild. Der PKW kam im Anschluss am rechten Fahrbahnrand zu stehen.

Weiterlesen

Mehrere Autos in Mitleidenschaft gezogen

Bendorf: 18-Jährige liefern sich Verfolgungsjagd mit Polizei

Bendorf. Am Freitag, gegen kurz vor 13 Uhr, sollte in der Hüttenstraße, durch Kräfte der Polizei Bendorf, ein silberner Pkw DB, mit BIN-Kennzeichen, einer Verkehrskontrolle unterzogen werden. Der mit zwei männlichen Personen besetzte Pkw entzog sich zunächst der Kontrolle. Hierbei beschädigte er auf der Flucht mehrere am Fahrbahnrand abgestellte Pkw, die Schadenshöhe ist aktuell noch nicht bekannt.

Weiterlesen

Vallendar. Am Freitag, 5. September, gegen 22.10 Uhr wurde der Polizeiinspektion Bendorf ein Verkehrsunfall zwischen einem Motorrad und einem PKW in der Rheinstraße/B42 in Vallendar gemeldet. Durch einen unabhängigen Zeugen wurde angegeben, dass der 16-jährige Motorradfahrer aus dem Kreis Mayen-Koblenz die B42 aus Fahrtrichtung Koblenz mit überhöhter Geschwindigkeit befahren habe. In der Ortslage...

Weiterlesen

Dauerauftrag 2025
Anzeige Haushaltsauflösungen und Ankauf
Anzeige Holz Loth
DA bis auf Widerruf
9_7_Bad Honnef
Stellenanzeige kaufmännischer Mitarbeiter
Pellenzer Lehrstellen- und Informationsbörse 2025
Weinfest in Altenahr
Weinfest Altenahr
Kirmes in Heimersheim, 12. – 14.09.25
Kirmes in Ettringen
Anzeige Willst Du mit mir arbeiten?
Pellenzer Lehrstellen- und Informationsbörse im September.
Titel
Stein- und Burgfest
ZFA für Kinder- und Erwachsenenprophylaxe in Teil- und Vollzeit gesucht
Gesundheitsexperten Bad Neuenahr-Ahrweiler
Gesundheitsexperten in Bad Neuenahr-Ahrweiler