Nachtsheimer Realschule plus organisierte ein„Spendenlauf-Event“ zugunsten des Vereins „Mukoviszidose e. V.“

Den letzten Schultag mit Spaß und Sinn erfüllt

22.10.2018 - 12:13

Nachtsheim. Neuerdings müssen Schülerinnen und Schüler hierzulande am letzten Tag vor den Ferien sechs statt vier quälend lange Schulstunden irgendwie hinter sich bringen. „Das sind zwar nur 90 Minuten Lebenszeit mehr, aber für manche der Kids ist das der blanke Wahnsinn“, lacht Marie Zeininger, pädagogische Koordinatorin der Nachtsheimer Realschule plus. Wie also einen solchen Tag gleichermaßen kurzweilig wie sinnvoll gestalten?


„Spendenlauf-Event“


In Nachtsheim hat man die doppelte Herausforderung vor den Herbstferien perfekt gemeistert: mit einem „Spendenlauf-Event“ zugunsten des Vereins „Mukoviszidose e. V.“ Der Verein unterstützt Erkrankte und deren Angehörige ebenso wie Forschungsprojekte, die nicht nur das Ziel verfolgen, Betroffenen das Leben leichter zu machen und ihre Lebenszeit zu verlängern, sondern eines Tages auch Heilung möglich zu machen. Mukoviszidose ist eine genetisch bedingte, chronische Stoffwechselkrankheit, bei der wichtige Sekrete des Organismus verdickt sind und ihre Funktion aufgrund dessen nicht optimal erfüllen. In Mitleidenschaft gezogen sind dadurch meist die Atemwege und der Verdauungstrakt. Im Vorfeld des Spendenlaufs besuchte Tanja Dorner, Mitglied des Vereins „Mukoviszidose e.V.“ und Mutter eines erkrankten Kindes, die Realschule plus in Nachtsheim, um die SchülerInnen eine Stunde je Klassenstufe über das Krankheitsbild aufzuklären und ihre Fragen zu beantworten. „Die Schüler haben im Vorfeld der Info-Veranstaltung im Rahmen des Biologie-, des Ethik- und Religionsunterrichts viele Fragen zu dem Thema formuliert“, berichtet Marie Zeininger, „extrem interessant war für die Kinder und Jugendlichen natürlich, ob Mukoviszidose ansteckend ist und mit welchen Einschränkungen Betroffene leben müssen“, so die Lehrerin. So erfuhren die Schüler, dass Erkrankte meist viele Medikamente einnehmen müssen und dass eine gesunde Lebensführung, die gute Ernährung und viel sportliche Betätigung beinhalten sollte, ausgesprochen wichtig ist. „Wir waren der Meinung, dass die Kinder so richtig viel Gas geben, wenn sie wissen, wofür sie laufen“, so Zeininger. Seit dem Jahr 2010 war das der dritte Spendenlauf zugunsten des Vereins, doch dieses Mal steckte noch eine ganz besondere Motivation dahinter: Die zwölfjährige Katharina Schoen aus Herresbach besucht eine sechste Klasse der Nachtsheimer Schule und ist an Mukoviszidose erkrankt - so schwer, dass sie sich in der Weihnachtszeit vergangenen Jahres sogar einer Lungentransplantation unterziehen musste. „In der Vorweihnachtszeit 2017 lag Katharina mit einer schweren Pneumonie, einem akuten Atemnotsyndrom, im Kemperhof Koblenz auf der Kinderintensivstation“, erinnert sich ihr Vater, Miachel Schoen, an die bange Zeit, „einige Tage lang wussten wir nicht, ob wir noch mit ihr Weihnachten feiern dürfen, danach erst wurde sie zur Transplantation gelistet. Transplantiert wurde sie am 15. März, in der medizinischen Hochschule Hannover - nach nur ca. drei Wochen auf der Liste. Ein wunderbares Geschenk, für das wir den Hinterbliebenen des Spenders sehr dankbar sind.“


Katharina ist eine Botschafterin für Kinder und Jugendliche


Inzwischen ist das toughe Mädchen eine Art Botschafterin für Kinder und Jugendliche, die von der Erbkrankheit betroffen sind, denn sie zeigt am eigenen Beispiel, wie wichtig eine positive Lebenseinstellung gerade bei einer solch schweren Erkrankung ist. „Am Ende kam Katharina mit ihrem Sauerstoffgerät im Schlepptau zur Schule“, erinnert sich Schulleiter Ralf Heuft an die Zeit vor Katharina`s OP, „ein halbes Jahr wurde sie dann von uns mit sechs Stunden pro Woche Zuhause beschult und hat anschließend die beste Mathearbeit geschrieben“, ist Chef der Nachtsheimer Realschule plus beeindruckt.

Katharina selbst war von der Aktion ihrer Schule begeistert: „Ich wusste gar nicht, dass so was möglich ist“, strahlte sie, während sie ihre vorbeilaufenden Mitschüler und Lehrer den ganzen Vormittag über kräftig anfeuerte. „Ich freue mich auch, dass die Krankheit dadurch bekannter wird und dass die Leute vielleicht eines Tages nicht mehr so irritiert schauen, wenn sie mal jemanden mit einem Mundschutz in der Stadt oder im Supermarkt sehen.“ Das sei ihr schon öfter passiert, so die Zwölfjährige, die zum Schutz vor Infektionen auch hin und wieder einen Mundschutz trägt. Die Transplantation ihrer Lunge erfordert die Einnahme von Immunsuppressiva, also von Medikamenten, die die Funktionen des Immunsystems vermindern, um einer Abstoßung des fremden Organs zu verhindern. „Dadurch ist man natürlich anfälliger für Infektionen“, erklärt Katharina, „wenn ich einen Mundschutz trage, ist das also nur zu meinem eigenen Schutz, davor muss niemand Angst haben.“ An ihrer Schule sieht Katharina niemand mehr schräg an; in dem positiven Klima, für das die Einrichtung bekannt ist, fühlt sie sich bestens aufgehoben, sagt sie: Nicht nur die Lehrer, insbesondere ihre Klassenlehrerin, seien toll - auch im Kreise ihrer Mitschüler fühle sie sich wohl. „Manchmal machen sie sich sogar ein bisschen zu viele Sorgen, dann sage ich auch schon mal: Ey Leute, das ist jetzt nicht schlimm“, erzählt Katharina. Als sie einmal hingefallen sei, seien ihre Mitschüler gleich zur Lehrerin gelaufen, um Hilfe zu holen, „dabei war ich einfach nur hingefallen, wie anderen das auch mal passiert.“ Doch sie weiß, dass ihre Mitschüler sensibilisiert sind und der Grund für die Reaktion aufrichtige Fürsorge war, „und das ist schon richtig toll.“ Zwei Tage nach der Transplantation war die 12-jährige wieder auf den Beinen, berichtet sie. Auf die Frage, wie sie sich mit der neuen Lunge fühle, sagt sie: „Am Anfang war ich einfach nur „geflasht“; heute freue ich mich über all die Dinge, die ich wieder tun kann. Es fühlt sich super an.“


Viel Unterstützung für die tolle Aktion


Mit einem Info-Stand des Vereins „Mukoviszidose e. V.“ waren Tanja Dorner und Martina Conrad vor Ort, der Discounter „Lidl“ sponserte als Schulpate Äpfel, Bananen und Getränke. Die Firma Krumholz aus Mayen steuerte Fahnen für den Start- und Zielbereich und Süßigkeiten bei, von „Odlo“ gab es tolle Give-aways und auch „Lotto“ war Mitsponsor der Veranstaltung. Die Mayener „Schlags-Apotheke“ stiftete unter anderem 40 T-Shirts für das Orga-Team, und stand dem Event außerdem mit Rat und Tat zur Seite. Auf dem Schulhof knoteten Schülerinnen Freundschaftsarmbänder, die ebenfalls für die gute Sache veräußert wurden, „hier spielt wirklich jeder Einzelne eine ganz wichtige Rolle“, sagte Marie Zeininger, die sichtlich stolz auf das große Engagement der Schülerinnen und Schüler und aller Mitwirkenden war. Die Teilnehmer des Spendenlaufes hatten vorab im privaten Umfeld Sponsoren organisiert, die bereit waren, pro gelaufener Runde à 650 Meter mitten durch Nachtsheim einen gewissen Betrag zu spenden. „Manche Schüler sind tatsächlich auch in Geschäfte gegangen, um Unterstützung zu bitten“, zeigte sich auch Konrektor Michael Walo begeistert, „ein Schüler hat seine Sponsorenliste auf einem Nachbarschaftsfest rundgereicht - da kann man ja auch schwer Nein sagen, wenn alle mitmachen“, schmunzelt Walo, „die Liste war schnell voll.“ Ein Schüler einer fünften Klasse konnte gleich zwei Listen mit Sponsoren verpflichten. „Es ist einfach ein tolles Gemeinschaftsding“, sagt Marie Zeininger, „egal ob jemand nur 10 Cent pro Runde gibt und ein anderer 20 Euro - das summiert sich am Ende für den guten Zweck.“


Gemeinsam ist m an stark


Für Zeininger und ihre Kollegen stand der Gemeinschaftsgedanke ein ganz wichtiger Aspekt: „Wir wollen unseren Schülern zeigen, dass man gemeinsam so viel bewirken und helfen kann. Nicht das Rumsitzen mit dem Handy bringt die Erfüllung - sondern sich gemeinsam für etwas stark machen und Dinge verwirklichen.“ Dass Sinnvolles tun, dabei den Spaß nicht ausschließt, war an diesem besonderen letzten Schultag in Nachtsheim Fakt: Ein Schüler sorgte für die passende Beschallung des bunten Events, im GTS (Ganztagesschule)-Raum und im Außenbereich standen Tischtennis-Platten und Kicker bereit und in der Mensa waren mehrere Gesellschaftsspiele aufgebaut, „so hat das Ganze einen schönen Event-Charakter und nebenbei wird Geld gesammelt“, freuten sich Michael Walo und Marie Zeininger, die in der Vergangenheit bereits ähnliche Aktionen zugunsten sozialer Projekte organisiert haben. „Wir können nicht jedes Jahr teilnehmen“, sagt Michael Walo, „wir wollen das Umfeld unserer Schüler nicht überstrapazieren. Aber ab und an sind wir immer wieder gerne mit solchen Events dabei.“

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02.11.2018 00:34 Uhr
Hubert Ries

Ein sehr frischer und ergreifender Bericht. Professionell recherchiert und flott geschrieben! Dabei täuscht die Lockerheit nicht über das sie ständig bedrohende Schicksal der genetisch Kranken hinweg, die wie Katharina ihr Schicksal mit Intelligenz und Witz ertragen. Das muss eine vorbildliche Schule mit einem tollen Kollegium sein. Herzlichen Glückwunsch allen Betroffenen und Beteiligten.
Hubert Maria Ries



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