Stephan Sieger hat die Flut gleich doppelt erwischt. Er ist sowohl Pächter des Lokals „Frittenschmide“ in Bad Neuenahr und als auch des Minigolf-Platzes in Bad Bodendorf.

Der Frittenschmied will bald wieder die Golfbälle rollen lassen

An beiden Standorten soll es weiter gehen – und das so schnell wie möglich

08.02.2022 - 10:01

Bad Neuenahr/Bad Bodendorf. Wenn Stephan und Regina Sieger von der Flutnacht erzählen möchten, wissen die Beiden eigentlich gar nicht wo sie anfangen sollen. Die Familie lebte bis vor kurzem in der Kreuzstraße. Ihre höhergelegene Wohnung wurde zwar von Schlamm und Wasser verschont, aber der Rest der Straße wurde von der Flut bekanntermaßen vollständig zerstört. So zogen die Siegers zurück in das Elternhaus Stephans im Bonner Norden. Dort leben sie gemeinsam in seinem alten und etwas beengten Kinderzimmer. „Das geht schon!“, winkt das Paar ab „Es gibt Schlimmeres“, schiebt Stephan hinterher. Als etwas „Schlimmeres“ könnte man das Trümmerfeld nennen, das die Flut von seinem Imbissbetrieb „Frittenschmiede“ in der Sebastianstraße zurückgelassen hat. Mittlerweile, nach über sechs Monaten, ist das Gröbste beseitigt. Und das war eine Menge Arbeit. Die Flut hat Möbel und Küche komplett zerstört und riss den Bordstein vor seiner „Frittenschmiede“ weg. „Man konnte praktisch von der Straße in den Keller gucken“, blickt er zurück.

Dabei fing alles so gut an. Regina und Stephan haben als Pächter Betrieb eröffnet. Sieger hat einige Erfahrung in dem Metier: Er betreibt einige Kioske in Bonn. Auch eine „Frittenschmiede“ gibt es hier schon, und das in Bad Godesberg. Freunde legten ihm nahe, auch im Ahrtal eine Zweigstelle zu eröffnen. Aber eine Imbissbude in Bad Neuenahr? Dem verstaubten Nest? Heute lacht er über seine damaligen Zweifel. Bereut hat er den Schritt nie, ganz im Gegenteil. Ab 2017 öffnete die „Frittenschmiede“ in der Kurstadt-Edition ihre Pforten. Sein Konzept traf den Geschmack der Leute, denn hier waren die Speisen ein wenig exklusiver als bei der 08/15-Frittenbude. Süßkartoffelpommes liegen neben Pulled-Pork-Burger. Auch vegane Gerichte sind vorhanden. Sieger traf so den Zeitgeist und eine wachsende Fangemeinde aus Stammkunden verpasste der Gastronomie schon längst den Status „Kult“. Die Herausforderungen, die die Corona-Zeit mit sich brachte, meisterten die Siegers recht souverän und kreativ. Die „Frittenschmiede“ boomte – bis zum 14. Juli.

Heute wummern die Bautrockner immer noch, viel länger als man vorher gedacht hätte. „Das dauert eben,“ sagen sich die Siegers. Aber wenn die Bude trocken ist, möchte man wieder los legen, mit niederländischer Joppie-Sauce und frittierten Jalapenos. Wann das ist, weiß man noch nicht. Das wird der Besitzer des Gebäudes entscheiden. Die Motivation ist aber riesengroß.


Zwei Baustellen zur gleichen Zeit


Doch Stephan Sieger hat noch eine zweite Baustelle. Als der Sinziger Bürgermeister Andreas Geron ihn als neuen Pächter der Minigolfanlage begrüßte und gemeinsam das Band am Entree der Anlage in der Bäderstraße durchschnitten wurde, war das heutige Bild des Platzes wohl kaum vorstellbar. Noch immer sieht es dort, wo Sieger ein weiteres wirtschaftliches Standbein im Ahrtal aufbauen wollte, wüst aus. Die Holzhütten am Platz trotzten nur mit Mühe und Not dem Wasser. Auch wenn sie noch stehen – innen herrscht noch Katastrophenzustand. Werkzeuge teilen sich den Platz in der Schubkarre mit den goldenen Pokalen, die sich einst der Minigolfclub Bad Bodendorf im Wettkampf auf den Bahnen erspielte. Mit dem MCB verstehen sich die Siegers übrigens prima und der Wiederaufbau soll gemeinsam gestemmt werden.

Regina Sieger betrachtet die Zukunft der kleinen Gebäude nüchtern: „Das muss natürlich alles abgerissen werden.“ Hier hat Stephan Sieger kleine Speisen für Minigolfer zubereitet, Bockwurst für die Erwachsenen, Pommes für die Kids. Und auf der kleinen Terrasse kamen auch manchmal Einheimische auf ein kaltes Kölsch vorbei. Leider konnte Stephan Sieger nur 13 Wochen lang seine Gäste bewirten. Dann tobte auch hier die Flut und machte alles platt. Von den Bahnen war nichts mehr zu erkennen. Doch die erste Verzweiflung legte sich relativ schnell. Denn die Besitzerin der Anlage ist die Stadt Sinzig. Und die Verwaltung weiß um die Bedeutung der Anlage als Sport- und Näherholungsstätte. Wenige Wochen nach der Flut gab der Bürgermeister bekannt, dass die Anlage wieder errichtet werden soll. So wussten die Siegers, dass es weiter gehen wird. Und nun freut man sich auch hier auf eine Wiedereröffnung, deren Zeitpunkt allerdings noch unklar ist. Denn zunächst müssen noch Gutachter und Handwerker ran.

So unterschiedlich „Frittenschmiede“ und Minigolfplatz wohl sind: An beiden Standorten machten die Siegers die gleiche Erfahrung. Nach der Flut packten hier alle an, Freunde, Familie, Fremde. Die Siegers werden das nie vergessen. Jetzt freuen sich die Beiden so schnell wie möglich weiter zu machen und alte Bekannte wiederzusehen – egal, ob mit einem Minigolfschläger oder einem Burger in der Hand. ROB

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