An der Ahr entsteht nach der Flut die erste CO2-frei beheizte Gemeinde - Gespräch mit Rolf Schmitt

Der Macher von Marienthal

Der Macher von Marienthal

Flutkoordinator Rolf Schmitt. Foto: WITE

21.01.2022 - 16:48

Marienthal. Weit fortgeschritten sind nach der Hochwasserkatastrophe Mitte Juli vergangenen Jahres die Pläne für ein autarkes Dorfwärmenetz in dem kleinen Ahr-Ort Marienthal. Die Dorfwärme erfolgt CO2-frei über eine mit Pellets betriebene Heizungsanlage. Eine Solarthermie in den Weinbergen unterstützt die Heizung mit 20 Prozent der erforderlichen Heizenergie. Nach Umsetzung wäre Marienthal die erste CO2-frei heizende Gemeinde im Ahrtal. „Vor der Flut betrug der jährliche CO2-Ausstoß in Marienthal 238 Tonnen,“ so der mit seiner Familie in Marienthal wohnende Hochwasser-Koordinator Rolf Schmitt im Gespräch mit BLICK Aktuell. Bei Verlegung der Fernwärmerohre soll der Synergie-Effekt genutzt und gleichzeitig Glasfaser- und Stromleitungen mit verlegt werden. Gleichzeitig hat die Gemeinde Dernau für Marienthal ein Dorferneuerungsprogramm aufgerufen. Im Rahmen dessen wird die Gemeinde Dernau das zentrale Dorfplatz-Grundstück erwerben. Im oberen Bereich, Richtung Kloster, soll das Heizwerk mit Pellets-Lager entstehen. Direkt darunter soll ein „Freundschaftshaus“ entstehen: Dieses Dorfgemeinschaftshaus wird ein Geschenk des Donau-Ries-Kreises (Nördlingen) an den Ort Marienthal sein. Neben Bewirtungsmöglichkeiten und Toilettenräumen soll es in einem kleinen Gastraum Platz für etwa 40 Personen geben. Die Module werden in der Zimmerei Fachschule Nördlingen in Modulbauweise hergestellt, und sollen Mitte 2022 vor Ort montiert werden. Die Finanzierung des Freundschaftshauses erfolgt durch projektgebundene Spenden aus dem Ries.

Dessen Landrat, Stefan Rößle, hat die Schirmherrschaft für dieses Projekt übernommen.

Unterhalb dieser Gebäude soll der Dorfplatz völlig neu gestaltet werden. In diesen wird auch ein neuer Spielplatz integriert. Zu dessen Finanzierung sind ebenfalls bereits zweckgebundene Spenden eingegangen. Der zwischen früherem Kloster und Ahr verrohrte Kratzenbach soll teilweise, über eine Abzweigung, als offener Bach über das Gelände fließen. Zudem sind auf dem Platz zwei sich kreuzende Rebengänge vorgesehen. Gleichzeitig soll am unteren, parallel der Bundesstraße 267 gelegenen Bereich des Dorfplatzes, eine separate Bus-Haltespur eingerichtet werden. Durch diese geringfügige Verkleinerung des Platzes würde gleichzeitig auch Raum für eine Verkehrsinsel, mit Linksabbiegerspur in die Klosterstraße, geschaffen. An der unteren Spitze des Platzes soll ein kleiner Pavillon, zurzeit noch in Nutzung als Waschcenter, mit Terrasse ein Ort der Begegnung für Jung und Alt werden.

Seit der Flut ist der Bundespolizist Schmitt von seiner Dienststelle vorerst bis zum 31. März als Verbindungsperson zur Verbandsgemeinde Altenahr abgeordnet. Dessen Aktivitäten finden auch in den bundesweiten Medien Niederschlag: Ein Beitrag im Deutschlandfunk etwa titelte achtungsvoll: „Rolf Schmitt - der Macher von Marienthal.“ Er selbst sieht sich als Kümmerer für die Menschen im Ort. Marienthal ist derzeit zweigeteilt: 19 der Häuser gehören zu Bad Neuenahr-Ahrweiler, 18 zur Ortsgemeinde Dernau. Die Grenze verläuft entlang der Zufahrt zum Klostergebäude. In dem Ahrdorf wohnen rund 100 Personen. Bei der kürzlich durchgeführten Bürgerbefragung haben sich mehr als 90 Prozent der Bewohner für einen Anschluss an die Gemeinde Dernau ausgesprochen. Bei der Gemeinderatssitzung am 16. Dezember hat Rolf Schmitt dieses Bürgerbegehren an den Gemeinderat Dernau übergeben und gebeten, ein entsprechendes kommunales Verfahren gemäß Gemeindeordnung einzuleiten.


Direkt aktiv geworden


Rolf Schmitt ist in Marienthal schon direkt nach der Flut aktiv geworden. Er ist Ansprechpartner für Jedermann. Seien es Bürger, Handwerker, Behörden oder Medien. Auf dem Dorfplatz wurde auch schnell eine Infrastruktur wie beispielsweise Versorgungszelt, Verpflegungscontainer, Kaffeetheke, Wasch- sowie Duschcenter, geheizter Aufenthaltscontainer, Bürocontainer sowie eine Materialhütte geschaffen. Damit die Menschen im Ort bleiben oder hierhin zurück konnten, wurden an verschiedenen Stellen 22 Wohncontainer mit sanitären Einrichtungen für insgesamt elf Familien geschaffen. Auch Rolf Schmitt bewohnt mit seiner Ehefrau Ingrid einen solchen Container. Beide wohnten bis zur Flutnacht in einem Haus nahe der Ahr im Bereich der Ortsdurchfahrt. Und erstaunlich: Trotz der schlimmen Erlebnisse aus der Flutnacht strahlen beide eine souveräne Ruhe aus - was sich spürbar auch auf die Menschen im Ort überträgt. „Der größte Wunsch aller Marienthaler kann mit den eingeleiteten Maßnahmen Realität werden, dass die Menschen zur Heizsaison 2022/2023 in ihre mit Dorfwärme beheizten Häuser zurückkehren können,“ so Schmitt abschließend.

Weitere Beiträge zu den Themen

Artikel bewerten

rating rating rating rating rating
Kommentare können für diesen Artikel nicht mehr erfasst werden.
Stellenmarkt
Weitere Berichte

- Anzeige -

Ei Ei Ei – Die BLICKaktuell Osterüberraschung

Vom 18. März bis 1. April verstecken sich tolle Gewinnspiele und attraktive Aktionen von Unternehmen aus der Region in unserem Osternest. Seid gespannt, was sich hinter dem nächsten Osterei versteckt. Abonniert auch unsere Kanäle auf Facebook und Instagram, um nichts zu verpassen. mehr...

Wählergruppe Schäfer tritt in Brohl-Lützing erneut zur Gemeinderatswahl an

Frank Gondert stellt sich erneut zur Wahl

Brohl-Lützing. Nach zwei engagierten Wahlperioden kandidiert die Wählergruppe Schäfer auch bei der diesjährigen Kommunalwahl am 9. Juni wieder für den Brohl-Lützinger Gemeinderat. Die Wählergruppe, benannt nach der ersten Person auf der Liste, wurde erstmals vor 10 Jahren von Mitgliedern der CDU und SPD als freie und überparteiliche Bürgerliste gegründet, um mehr Gemeinsamkeit in die Ratsarbeit hineinzutragen. mehr...

Regional+
 

Freie Wählergruppe Burgbrohl stellt Liste für die Kommunalwahl auf

Simone Schneider als Ortsbürgermeisterkandidatin nominiert

Burgbrohl. Bei ihrer letzten Mitgliederversammlung der FWG Burgbrohl wurde Simone Schneider als Ortsbürgermeisterkandidatin für Burgbrohl bei den kommenden Kommunalwahlen am 09.06.2024 einstimmig gewählt. Simone Schneider, die bereits seit 10 Jahren als Beigeordnete in Burgbrohl tätig ist und somit eine langjährige Erfahrung in der Kommunalpolitik vorweisen kann, setzt sich für eine transparente und bürgernahe Politik ein. mehr...

Kleppern in Viedel

Polch-Viedel. Auch in diesem Jahr findet wieder das Kleppern in Viedel statt. Alle Kinder, ob klein oder groß, sind herzlich eingeladen. Es treffen sich alle an Gründonnerstag, 28. März 2024 um 17.30 Uhr, an Karfreitag, 29. März 2024 um 11.30 Uhr und um 17.30 Uhr sowie an Karsamstag, 30. März 2024 um 11.30 Uhr. Treffpunkt ist der Viedeler Bur. Klepper sind vorhanden, können aber auch gerne mitgebracht werden. mehr...

Anzeige
 
Sie müssen angemeldet sein, um einen Leserbeitrag erstellen zu können.
LESETIPPS
GelesenNeueste
Kommentare
juergen mueller:
ERGÄNZUNG: Um die Schärfe aus der ganzen Sache herauszunehmen. Letzten Endes hat jeder sein Wissen nicht aus erster Hand, sondern verarbeitet/kommentiert das, was man den Medien entnommen hat und ja, was von diesen der Öffentlichkeit zugespielt wird/wurde. So ist es auch mit der Correktiv-Recherche,...
juergen mueller:
Amir Samed: ZITAT CORREKTIV - "Bei dem Treffen in Potsdam sprachen die Teilnehmer über Pläne, um Millionen Menschen aus dem Land zu treiben. Sie benutzten dafür nicht den Begriff Deportation, sondern den Begriff REMIGRATION. Die Inhalte des Treffens liefen letztlich auf Deportation hinaus. als wir den...
Amir Samed :
Zitat juergen Mueller:"WER lügt jetzt hier, Herr SAMED u. verbreitet bewusst Unwahrheiten?" - Sie HR. mueller, denn CORREKTIV hat mehrfach den Bericht auf seiner Webseite geändert um weiteren Anklagen zu entgehen. Und behauptet aktuell, dass nie von"Deportationsplänen" berichtet wurde, sondern diese...
Uwe Stern:
Fünfter von links ist nicht h.j.Müller sondern Gerhard Stern...
Bernd Nohse:
Ein Ergebnis dieser Umfrage spiegelt genau wieder, warum die etablierten Parteien eine Volksbefragung zum Thema Aufnahme, Verköstigung und Beherbergung (als fürwahr vornehmste Aufgabe der kommunalen Selbstverwaltung) "von Gruppen junger Poltergeister" scheuen wie der Teufel das Weihwasser......
Haftnotiz+
aktuelle Beilagen
Inhalt kann nicht geladen werden

 

Firma eintragen und Reichweite erhöhen!
Service