
Am 19.09.2016
Allgemeine BerichteAusstellung „Barmherzigkeit“ in der Bad Bodendorfer Pfarrkirche Sankt Sebastianus
Farbig, leuchtend und voller Botschaften
Die Malerin Beate Heinen aus Wassenach interpretiert das Thema„Barmherzigkeit“ auf ihre Weise
Bad Bodendorf. Reich an Farben, Symbolen und Botschaften sind ihre Bilder. Es ist ihnen anzusehen, dass die Künstlerin einen Adressaten im Sinn hatte, ein Ziel für Überzeugungen, die auf christlichen Boden gewachsen sind. Beate Heinen, die in Wassenach lebt und arbeitet, war am vergangenen Freitag anlässlich der Vernissage ihrer Ausstellung „Barmherzigkeit“ im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Experimentelle Kirche St. Sebastianus“ zu Gast in Bad Bodendorf.
Sie stellte sich den Fragen der vielen Besucher und signierte ihr im Vorjahr erschienenes Buch „Stationen“, das sie zusammen mit Walter Müller und Ulrich Schmitz verfasst hat. Bruder Ulrich Schmitz, Generalsuperior der Franziskaner-Brüder vom Heiligen Kreuz, war es dann auch, der nach der Begrüßung durch Dekanatsreferent Wolfgang Henn mit ihr ins Gespräch kam, um dem Publikum die Künstlerin näher zu bringen. Das Trio Chi La Galliarda trug mit Liedgut aus der Renaissance und dem frühen Barock dazu bei, dass die Anwesenden innerlich zur Ruhe kamen und sich den Bildern öffneten. Irmgard Morschhausen an der Blockflöte, Johannes Morschhausen an der Gitarre und Miriam Deres mit ihrem strahlenden Gesang hatten daran gleichermaßen ihren Anteil. Zudem verlas Sabine Mombauer einen Text von Beate Heinen, in dem sie Gott um die Gnade bittet, „in Deinem Licht sehen zu lernen“.
Anregung und Ermutigung
Aus ihren umfangreichen Schaffen hat Heinen jene Bilder ausgesucht, in denen es um das Thema „Barmherzigkeit“ geht – das Thema, unter das Papst Franziskus das Jahr 2016 gestellt hat. Bruder Ulrich Schmitz erklärte, von der Ausstellung mit rund 25 Exponaten gehe zweierlei Einladung aus, zu schauen, welcher Bezug zur Barmherzigkeit aufscheine als auch, sich einzufühlen in das jeweilige Bild. „Wie früher bei den Flügelaltären wollen sie etwas erzählen, etwas transportieren“.
Zudem zeige sich, dass die Dinge nicht nur eine Seite hätten, wie die Stellwände, die Bilder auf zwei Seiten tragen. Man entdecke etwas, das zunächst verborgen war. Grundsätzlich sei die Ausstellung eine Einladung an jeden, Anregung und Ermutigung mitzunehmen und sich zu fragen: „Wo habe ich denn schon die Barmherzigkeit Gottes erfahren?“
Der Heilige Geist hilft ihr
Die Malerin erzählte, es sei ihr anfangs nicht leicht gefallen, anderen Menschen in ihrem Atelier, das für sie einen besonderen Raum darstelle, Zutritt zu gewähren. Doch fand sie ein hilfreiches Ritual. „Ich lege Wert darauf, beim Atelierbesuch jeden Einzelnen persönlich mit einem Händedruck zu begrüßen.“ So empfinde sie, es seien keine Fremden. Über ihre Bilder sagte Heinen: „Sie entstehen nicht so sehr im Kopf, sondern im Herzen“. Seit sie denken könne, habe sie gemalt.
Und schon als Kind habe sie gedacht, der Heiligen Geist könne ihr dabei helfen. „Solange der Heilige Geist Lust hat, auf mir zu landen, werde ich auch weiter malen“, sagte die tiefgläubige Frau. Mit 19 Jahren trat sie bei den Benediktinerinnen ein, „weil ich mich in Gott verliebt habe“. Sie habe damit gerechnet, einfache Arbeiten zu verrichten und zu beten, aber sie sei angehalten worden zu malen. Vor der letzten Bindung trat sie aus dem Kloster aus, um seither als freie Künstlerin zu leben. Beate Heinens figürliche stilisierte Arbeiten sind vielen Menschen vertraut, da sie seit 1971 Grafiken für den Kunstverlag Maria Laach fertigt und seit Mitte der 1980er Jahre täglich mit einer Grafik samt Lebensweisheit in der Rhein-Zeitung vertreten ist. 2012 hat sie eine Ausbildung zur Kunsttherapeutin begonnen.
Gottes Gegenwart veranschaulicht
Unter den Bildern der Barmherzigkeit in der Kirche finden sich Darstellungen des Gekreuzigten, der durch seine Menschwerdung und sein Opfer am Kreuz sein Erbarmen mit den Erdenbürgern zeigt. Das letzte Abendmahl und der Emmaus-Gang sind besondere Situationen, in denen Jesus Gemeinschaft spendet, um seine Jünger mit quälenden Fragen nicht allein zu lassen. Besondere Hinwendung fand während des Abends das Bild „Jesus und der Aussätzige“, auf dem Jesus den Kranken an sich drückt. „Das ist das Zentrum der Barmherzigkeit, es geht über eine Spende hinaus, bedeutet vielmehr, ich lasse mich ein“, kommentierte Bruder Ulrich Schmitz. Heinen selbst erläuterte eines ihrer Weihnachtsbilder, in denen sie alljährlich versucht, die Heilsgeschichte der Geburt Jesu ins Heute zu übersetzen. Angeregt durch die Situation der Flüchtlinge, die ihr nahe ging, malte die Künstlerin in diesem Jahr eine Frau. Sie geht barfuß, ihr Baby an sich gedrückt, durch den roten Fond des Bildes und durch Stacheldraht. Eine kraftvolle, lebendige Komposition. Alle Zeichen stehen auf Gefahr, so scheint es, bis man Blumen im Hintergrund wahrnimmt und eine lichte Figur am Himmel, halb Taube, halb Engel, welche die Mutter begleitet. Auf solche Art spendet Beate Heinen Hoffnung, setzt Zeichen für die Sehnsucht nach einer besseren, gerechteren, friedlicheren Welt und wirbt nimmermüde dafür, Gottes Gegenwart auch da zu erkennen, wo es schwerfällt.
Die Ausstellung ist bis zum 29. September in der Pfarrkirche Sankt Sebastianus zu sehen und täglich von 15 bis 17 Uhr geöffnet. Eine Gelegenheit zur Begegnung mit der Künstlerin bietet sich am Sonntag, 25. September, um 15 Uhr in der Kirche. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
HG

Die Künstlerin, Wolfgang Henn und Regina Wetzlar (v. l.) mit dem Bild „Der Du die Zeit in Händen hast“ Foto: unknown

Not als auch Hoffnung haben ihren Platz in diesem Bild. Foto: unknown