Rettungshelikopter der „Air Rescue Nürburgring“ wurde vor fünf Jahren in Dienst gestellt – Einsatzkurve geht steil nach oben
Gefährlicher Trend: Notärzte werden vermehrt zu Bagatellen gerufen

Der ITH der „Air Rescue Nürburgring“ flog 950 Einsätze im Jahr 2020. Fotos:Jörn Fries
Adenau. Es ist Jubiläum der besonderen Art: Am 1. Mai 2016, nahm der Intensivtransporthubschrauber (ITH) „Air Rescue Nürburgring“ seinen Dienst am Nürburgring auf. Der Retter in der Not ist seither aus der Eifel nicht mehr wegzudenken. Vielfach wird jedoch angenommen, dass der ITH der Johanniter nur Unfälle anfliegt, die explizit den Ring betreffen, also jene bei Motorsportevents oder anderen Großveranstaltungen. Dies war zwar angedacht und tatsächlich auch früher der Fall, doch das Einsatzspektrum hat sich im Laufe der Jahre verschoben. Der ITH ist auch für die Betreuung und Verlegung rund um den Ring und darüber hinaus gefragt und ergänzt das Angebot des ADAC mit seinen Hubschraubern „Christoph 23“ und „Christoph 10“. Obwohl der Hubschrauber amtlich am Sonntag, 1. Mai 2016 zum ersten Mal abheben sollte, verlangte die Unfalllage einen verfrühten Start bereits am Samstag, 30. April. Akute Notfälle führten zur Vorverlegung des Startes und der ITH hatte gleich vier Praxistests vor der eigentlichen Indienststellung zu bestehen. In der Folgezeit stiegen die Einsatzzahlen von Jahr zu Jahr in steiler Kurve. Während der ITH in 2016 nur 290 Mal abheben musste, waren es 2020 ganze 950 Einsätze. Jörn Fries ist Fachjournalist im Rettungswesen und kennt sich mit dem Standort Nürburgring und der Eifel gut aus. Fries nennt die Ursachen für die gesteigerte Schlagzahl an Einsätzen. „Einer der Gründe ist die Gesundheitsversorgung vor Ort“, weiß der Fachmann. „Die Leistungen des Krankenhauses in Adenau sind bekanntlich heruntergefahren worden“, fügt er hinzu. Somit wird immer häufiger der Hubschrauber geordert, da der Rettungs- und Notarztwagen gleichzeitig andernorts im Einsatz ist. Außerdem bietet die Rettung aus der Luft gerade in der Eifel mit ihrer großen Fläche oft einen zeitlichen Vorteil, der bei einem Schlaganfall oder Herzinfarkt über Leben und Tod entscheiden kann.
Notfälle, die keine sind
Verwunderlich ist die dramatische Erhöhung der Einsatzzahlen jedoch allemal. Gerade im Jahr 2020, in dem durch die Corona-Pandemie nur Veranstaltungen mit vergleichsweise wenig Publikum auf dem Nürburgring stattfanden. Die Rettungsdienste beobachten einen Mentalitätswechsel in der Bevölkerung. „Wer sich früher beim Kartoffelschälen in den Finger geschnitten hat, griff zum Pflaster. Heute wird die 112 gewählt.“ Für Fries und seine Kollegen ist dieser Trend eine Gefährdung der gesundheitlichen Versorgung. So habe er auch erlebt, dass eine Wanderin mitten im Wald den Notarzt rief, weil sie die Zeit vergessen habe und gleichzeitig die regelmäßige Einnahme ihrer Tabletten. Diese Medikamente seien zwar wichtig für die Frau gewesen, rechtfertigten jedoch nicht den Einsatz eines Hubschraubers. Hier hätte die Patientin ihren Ausflug besser planen müssen“, meint Fries.
Auch ein verstauchter Fuß veranlasste schon manchen Mitbürger in Panik einen Notruf abzusetzen. Diese Fälle, in denen reine Selbsthilfe oder ein Besuch des Hausarztes eigentlich die richtige Wahl gewesen wäre, erschweren die Arbeit der Helfer enorm. Es mangele den Menschen immer mehr an der Fähigkeit, Situationen richtig einzuschätzen. Dies machte sich gerade bei der Corona-Pandemie bemerkbar. Zeigten Patienten typische Symptome wie Husten oder Gliederschmerzen wurde der Hubschrauber gerufen, obwohl das Robert Koch-Institut von eben diesem Verhalten dringend abgeraten hatte und der Hausarzt konsultiert werden sollte. Im Verdachtsfalle einer möglichen Infektion mit dem Corona-Virus müssen die Helfer erst einen Ganzkörperschutzanzug anziehen. Anschließend muss der komplette Hubschrauber desinfiziert werden. Der gesamte Einsatz dauert dann bis zu sechs Stunden.
„Das ist Zeit, die wir eigentlich nicht haben“, sagt der Rettungsexperte Fries. „Es muss jedem von uns wieder klar werden, dass der Notarzt nicht nur für mich, sondern für alle da ist“, fügt er hinzu. Natürlich seien nicht alle Menschen so, weiß er. Es gäbe viele, hellwache Mitbürger, die beispielsweise die ersten Zeichen eines Schlaganfalls richtig deuten können. Klingt die Sprache der Betroffenen verwaschen oder hängen die Mundwinkel, sind das erste Symptome. Da es um Sekunden geht, muss der Notarzt schnellstmöglich alarmiert werden. „Es bringt niemanden etwas, wenn es um Leben und Tod geht und der Helikopter gerade zu einem umgeknickten Fuß im Wald gerufen wird“, sagt Jörn Fries.
ROB

Der ITH der „Air Rescue Nürburgring“ flog 950 Einsätze im Jahr 2020. Fotos:Jörn Fries
@Wynton 12/
Traurig, wenn man einen Menschen verliert. Es sind aber nicht immer die Rettungskräfte schuld. Wir haben in Meerbusch das Problem gehabt, das die Bahnschienen zwischen den Orten waren und mitunter hat das über 20 Minuten gebraucht. Mein Sohn hat einer Frau das Leben gerettet, er macht immer wieder diese Kurse mit beim Roten Kreuz- er war aber in Telefonkontakt über Lautsprecher mit der Rettungszentrale. Das haben die beide 1 A gemacht. Dennoch ist die Frau dann gestorben beim Einsetzen eines Herzschrittmachers. Dinge passieren...wir ändern sie nicht und natürlich sucht man einen Schuldigen. Ich denke immer, wer weiß was einem sonst noch erspart blieb durch den Tod. Es tut mir leid, das Ihnen das passiert ist und ich glaube auch, das die Rettungskräfte da ebenso mitfühlen, ein verdammt schwerer Job ist das.
Zum Thema: Wir alle sind dankbar für unsere sehr guten Rettungskräfte. Leider werden sie von einem bestimmten Teil der Bevölkerung auch angegriffen und blockiert durch falsch parkende Autos. Die Kommunen sind dafür da, das sie entsprechend für Parkraum sorgen und mehrfach am Tag Autos abschleppen.Nur so kann man die Leute erziehen. Dennoch haben wir zu wenig Rettungskräfte, vor allem im Krankendienst, auch bei Polizei. Die Feuerwehren nicht zu vergessen, die stets ihr Bestes geben in der Hitze eines Brandes und die oft selber dann geschädigt werden.Millionen werden für Landesberater ausgegeben, aber für unsere Leute nicht. Das gilt auch für Pflegeheime und Krankenhäuser. Extrem die Alten sind nicht mehr gut versorgt, weil die Jungen wegsehen und nicht belästigt werden wollen. Nachbarn- ohne jegliche Eigenverantwortung oder Mitgefühl. ICH-Generationen, die im Alter vielleicht auch so beschissen dran sind, wie wir heute. Immer mehr Tote liegen in Wohnungen und sie latschen dran vorbei !
Für einen *Fachjournalisten* ist das aber mager. Auch heute nehmen die Leute Pflaster und vielleicht war die Dame im Wald ja schon etwas dement? Das wissen Sie auch genau, Herr Fries. Solche Verunglimpfungen sind nicht seriös, erst recht nicht wenns pauschaliert ist. Fakt ist : Wir sind nicht mehr gut versorgt und warum das so ist, wissen wir auch. Arztpraxen stehen Leistungsmäßig am Limit und nach 17 Uhr bekommt man kaum jemanden.Auch nicht bei der 116117. Wenn zu wenig Rettungswagen o.a.vorhanden sind, dann muss das Land sehen, das welche gekauft werden und das Personal dazu. Die Sanitäter haben 12 Stunden Dienst. Das muss auch nicht sein, weil sie abstumpfen. Ist ein Mensch in Angst und Not, ruft er eben die 112 an, da denkt der nicht dran, das ein anderer auch in Not ist.Selbst in der Notaufnahme im KH ist kein Platz mehr. Das Problem muss anders gelöst werden als der vernachlässigten Bevölkerung Vorwürfe zu machen- erst recht nicht, wen die Realität ausgenommen wird. Note: 6 !
Habe alles anders erlebt. ? Meine Frau brach zusammen, der Rettungswagen brauchte 13 Minuten. U d das Gespräch mit der Rettungsleitstelle hat fast 2 Minuten gedauert. Das Ende vom Lied, meine Frau ist nicht mehr da?