
Am 01.03.2023
Allgemeine BerichteKoblenzerin und Pilligerin feiern mit Trierer Bischof Zulassung zur Taufe
„Gott bei mir zu wissen, verändert das Lebensgefühl“
Koblenz/Pillig. Sechs Frauen und Männer hat der Trierer Bischof Dr. Stephan Ackermann im Dom während des Gottesdienstes am ersten Fastensonntag zur Taufe zugelassen. Die Bewerberinnen und Bewerber aus verschiedenen Teilen des Bistums werden das Sakrament der Taufe um die Ostertage in ihren Heimatpfarreien empfangen.
Ackermann versammelte die Taufbewerberinnen und -bewerber mit ihren Begleitungen nach einem Vorgespräch zunächst um das große weiße Taufbecken im vorderen Teil des Doms. „Die internationale Gruppe, die hier zusammengekommen ist, steht auch für den weltumspannenden Glauben der katholischen Kirche, der Menschen auf allen Kontinenten miteinander vereint“, sagte der Bischof. Im Gottesdienst sprach er über die biblische Passage der Taufe Jesu im Jordan durch Johannes. „Ich habe diese Stelle bewusst ausgesucht, zum einen, weil sie auf Ihre Situation genau passt, zum anderen aber auch, weil sie deutlich macht, wie Jesus – wie Gott – zu den Menschen steht. Und zwar völlig solidarisch“, erläuterte Ackermann. Johannes sei verwundert gewesen, warum er Jesus taufen sollte und es nicht umgekehrt sein müsse. Aber Jesus habe keine Sonderbehandlung gewünscht – als Zeichen der Solidarität mit allen anderen Getauften. „Gott ist radikal solidarisch mit den Menschen, mit seiner Schöpfung“, unterstrich Ackermann. Er habe jeden Menschen individuell im Blick, begleite jeden einzelnen auf dem eigenen Lebensweg. „Das verändert das Lebensgefühl auf unglaublich positive Art und Weise, wenn ich weiß, ich bin nicht alleine und da stützt mich jemand. Ich wünsche Ihnen allen, dass Sie das spüren dürfen in Ihrem weiteren Leben“, gab der Bischof den Taufbewerberinnen mit.
Zwei Taufen während Osternacht in Koblenz
Den Begleiterinnen und Begleitern dankte er für ihre gute und intensive Vorbereitungszeit in den so genannten Katechumenats-Gruppen über mehrere Monate. Sie stünden stellvertretend für viele in der Seelsorge tätige Frauen und Männer sowie ehrenamtliche Katechetinnen und Katecheten, die Kinder, Jugendliche und Erwachsene auf Taufe, Kommunion und Firmung vorbereiteten. Zu der Gruppe um Pastoralreferentin Ulrike Kramer-Lautemann gehören Estella Schick (34) und Juliane Varges (37), die sich beide für eine Taufe im Erwachsenenalter entschieden.
Schick ist Lehrerin an der Berufsbildenden Schule Montabaur und dem Cusanus-Gymnasium und lebt mit Mann und Tochter in Koblenz. Ihre Verwandtschaft sei bis auf die eigenen Eltern sehr religiös evangelisch geprägt. Sie selbst sei nie getauft worden und habe keine Berührungspunkte mit Kirche gehabt, bis sie ihren Mann kennenlernte. „Ich habe eine rationale Sicht auf die Dinge und habe immer gedacht, Gemeinschaft findet man auch in Freundeskreis und Familie. Trotzdem habe ich immer an irgendetwas ‚Höheres‘ geglaubt, wofür ich keine Worte hatte.“ Zwei Dinge hätten sie bewogen, an dem Vorbereitungskurs teilzunehmen: „Ich wollte gerne meine katholisch getaufte Tochter auf ihrem Weg begleiten und es war auch eine Neugier, wie man Glauben in einer Institution ausleben kann.“ Wenn man so spät erst anfange, sich da „hineinzufuchsen“, könne man Zweifel auch nicht so schnell ablegen. Es habe an der tollen Gruppe und dem intensiven Austausch mit Kramer-Lautemann und Pfarrer Helmut Kusche gelegen, dass sie sich schließlich für den Schritt entschied.
Die beiden Frauen stehen Kirche dabei nicht unkritisch gegenüber. „Wir haben auch ungemütliche Fragen gestellt, über Kirche, Glauben. Das hat unsere Begleitung auch immer offen aufgenommen und sie haben die Idee von Nächstenliebe und Verzeihen, diese Urbotschaft, sehr toll rübergebracht“, sagt Varges. Für sie ist die Taufe „das I-Tüpfelchen auf meinem sowieso vorhandenen Glauben“. Die 37-Jährige ist Mutter einer Tochter, lebt in Pillig, und arbeitet seit 16 Jahren als Altenpflegerin. Ursprünglich stammt sie aus der ehemaligen DDR – dort sei es einfach nicht üblich gewesen, Kinder taufen zu lassen, auch wenn ihr Vater evangelisch war. Seit vielen Jahren arbeitet Varges bei der Caritas als Pflegedienstleiterin, organisiert Gottesdienste mit, ist bei Sterbebegleitungen dabei. „Viele waren verwundert, dass ich noch gar nicht getauft bin“, schmunzelt sie. Ein berührendes Erlebnis habe den Ausschlag gegeben: „Da dachte ich, jetzt gehe ich das an, denn mir gibt die Taufe das Gefühl, dass ich richtig zur Gemeinschaft dazugehöre.“ Der Vorbereitungskreis sei eine richtige Bereicherung gewesen. Varges und Schick, die gemeinsam in der Liebfrauenkirche Koblenz während der Osternacht getauft werden, sind sich einig: „Solche Gesprächskreise, wo man Glaubensfragen offen erörtern kann, sollte es viel mehr geben.“
Pressemitteilung Bistum Trier
Glauben ist nicht Wissen. Vor kurzem hat sich Bischof Dr. Ackermann anlässlich seines Besuches in Kiew in einem Interview zum Ukraine-Krieg geäussert, was er m.E. besser für sich behalten bzw. erst garnicht diese Reise angetreten hätte. Auch da ging es darum "Gott bei mir zu wissen" oder "Gott ist immer anwesend". Anlässlich 100 000er toter Menschen eine Aussage, die deplazierter nicht sein kann. Das gilt für alle Kriege, Gewalttaten u. Katastrophen, zu denen sich kirchliche Vertreter in immer derselben wiederkehrenden Leier äussern, wo man sich fragen muss, ob sie das selbst glauben, was sie da von sich geben. Offensichtlich schon. Eine verkehrte Welt, bedenkt man, dass die Kirche in ihrer jahrtausende währenden Existenz selbst Kriege u. Gewalttaten im Namen Gottes geführt/verübt hat. Glaube hilft sicherlich über manches hinweg, beinhaltet jedoch keine Realität, verhindert im Endeffekt nichts, überlässt es jedem selbst, mit u. in seinem Leben zurechtzukommen.