
Am 15.05.2023
Allgemeine BerichteEklat um „Kim“ und Corona: Der Koblenzer Stimmungssänger Torty de Banana spricht im BLICK katuell-Interview über Sexismusvorwürfe und die Pandemie-Zeit
„Ich schreibe meine Songs ja nicht für ´ne Oper im Stadttheater“
Koblenz. Vor wenigen Wochen verkündete die Weltgesundheitsorganisation eine Neuigkeit: Der globale, coronabedingte Notstand ist vorbei und die höchste Alarmstufe beendet. Die Beschränkungen der letzten Jahre hinterließen Spuren: Beim Einzelhandel, im Gesundheitssektor, im Tourismus und insbesondere in der Kulturbranche. Kulturschaffende in der Region hatten lange mit den Restriktionen der jeweils aktuellen Corona-Verordnung zu kämpfen. Konnten Konzerte, Partys und Theateraufführungen überhaupt stattfinden, war die Liste der einzuhaltenden Corona-Auflagen lang. Oft so lang, dass unsichere Veranstalter das Event gar nicht erst durchführten. Potentielle Besucher waren teilweise so genervt von Maximalbesucherzahlen, Corona-Tests im Vorfeld und Maskenpflicht, dass sie lieber ganz zu Hause blieben. Einer der Künstler, die auch während Corona für Stimmung sorgen wollten, ist der Partysänger, Stadtführer und Trauredner Torty de Banana. Torty heißt eigentlich Torsten Schupp und ist gelernter Friseur, Kommunalpolitiker und einer der ersten Kulturschaffenden, die kurz nach Ausbruch des Corona-Virus mit BLICK aktuell über die damals enorm schwierige Situation gesprochen habe. Heute blickt Torty bzw. Torsten zurück auf diese Zeit. Es zeigt sich: Es war nicht leicht, aber die Gegenwart ist nicht minder herausfordernd.
„Einige schlaflose Nächte“
BLICK aktuell: Die Corona-Zeit scheint endgültig vorbei: Mit welchen Gefühlen blickst Du auf die Pandemie aus der Sicht eines Kulturschaffenden zurück?
Torty de Banana: Mittlerweile blicke ich mit gemischten Gefühlen zurück. Irgendwie war es doch auch irgendwie einerseits eine sehr ruhige Zeit. So als ob die Welt stillgestanden hat. Gerade im ersten Lockdown. Man hatte auf einmal so viel Zeit. Zeit, in der man einfach seine Seele baumeln lassen konnte, ohne Terminstress. Ich konnte in dieser Zeit sehr viel über mich und mein Leben nachdenken. Andererseits war es aber auch eine sehr unruhige Zeit. Unruhig, weil die Existenzangst doch sehr groß war. Ich wusste ja nicht wann ich denn wieder Auftreten kann und somit auch wieder ein Einkommen habe. Ich war ja auch doppelt betroffen. Zum einen wurde die Veranstaltungsbranche als erste Branche geschlossen und kurze Zeit später dann auch mein Friseurgeschäft. Da hatte ich einige schlaflose Nächte, weil ich nicht wusste wie es weitergehen soll. Ich habe ja direkt im ersten Lockdown mit meinem Livestreams bei Facebook begonnen und habe dadurch die ein oder andere Spende bekommen. Und ich habe mich immer mit vielen Aktionen wieder neu erfinden können. Leicht war es trotzdem nicht. Ich habe mir immer gesagt, dass ich irgendwie diese schlimme Zeit überleben muss, und wenn Corona mal vorbei ist, geht es wieder aufwärts. Und genauso ist es gekommen. Aktuell kommen immer neue Anfragen zum Auflegen, Stadtführung und Traureden rein, so dass ich sehr gut zu tun habe. Hoffentlich bleibt es so.
„Wer sich über ’Kim’ aufregt, braucht sich auch nicht ’Layla’ wünschen“
BLICK aktuell: Kürzlich sorgte ein Songtext aus Deiner Feder für Aufsehen in den (sozialen) Medien! Um was ging es?
Torty de Banana: Ja, „Kim“ hat für ziemlich viel Aufsehen gesorgt.
Im Sommer 2022 hat mir ein befreundeter Musiker eine Instrumentalversion von einem Song geschickt. Er bat mich dazu einen Text zu schreiben. Ich habe dann zwei Texte auf die Musik geschrieben. Zum einen den Text, „Hart am Glas“, und einen weiteren Text - der ähnlich wie „Layla“ - für Diskussionen sorgen könnte. „Kim“.
Im Sommer 2022 war der Höhepunkt der Diskussion um „Layla“. Der Song war wochenlang an der Spitze der Charts und ist der erfolgreichste Ballermann-Hit geworden. Da sitzt du dann daheim und denkst dir einfach, schreib einen Song der in diese Richtung geht. Ich schickte die beiden Texte ab und man hat sich dann für „Kim“ entschieden, weil er halt voll im Trend lag. Natürlich können sich manche Leute über den Text aufregen und ihn als sexistisch bezeichnen. Aber ich habe den Song ja nicht für die „Rheinische Philharmonie“ geschrieben, die ihm im Stadttheater aufführen soll, sondern für die Partyleute am Ballermann. EinKommunalpolitiker meinte dann, sich auf Facebook über den Text auslassen zu müssen. Er sei total sexistisch. So etwas gehöre sich für ein Stadtratsmitglied nicht. Eine Tageszeitung hat sich dann dem Thema angenommen. Damit wurde ich dann zum Stadtgespräch und der Song auch! Nur muss man zur Kenntnis nehmen, dass mein Stadtratsmandat ehrenamtlich ist und ich mit der Musik meinen Lebensunterhalt verdiene. Der Text verstößt gegen kein Gesetz, ich habe also nichts Unrechtmäßiges gemacht. Moralisch kann doch jeder selbst sein Urteil bilden, aber sollten die Personen, die sich so sehr über den Text aufregen, selbst mal hinterfragen, ob sie früher nicht selbst auf ähnliche Texte gefeiert haben oder heute noch feiern. Ich erinnere an Peter Maffay. Der wird in seinem Song „ Es war Sommer“ als Minderjähriger 16-Jähriger von einer 31-Jährigen am Strand „zum Mann gemacht“ und Udo Jürgens träumt von einer 17-Jährigen mit blondem Haar. Wenn es Leute gibt, denen mein Text nicht gefällt, ist das für mich vollkommen in Ordnung. Ich habe auch kein Problem damit, wenn diese Leute diese Kritik auch öffentlich aussprechen. Aber ich habe ein Problem damit, wenn dann eine Hetzjagd eröffnet wird. Immerhin hat sich der betreffende Kommunalpolitiker bei mir entschuldigt.
BLICK aktuell: Wo kann man dich live sehen? Was sind deine sonstigen Pläne?
Torty de Banana: Da gibt es einige Termine wo man mich live erleben kann. Um mal ein paar neben meinen regelmäßigen DJ Terminen im Agostea und der Nachtwache aufzuzählen, wäre da der 30. Juni bei der großen Mallorca Party in Lahnstein, am 8. Juli beim Schlagermove in Hamburg oder am 29. September beim Oktoberfest in Koblenz, um nur die größten zu nennen. Mehr Infos gibt es bei Facebook und Instagram.
ROB