Anjo Närdemann, Rektorin der Grundschule St. Martin Remagen, setzt sich deshalb für eine kleines Hallenbad mit Lehrschwimmbecken ein
Jedes dritte Kind kann nicht schwimmen
Remagen. Das Thema „steigende Nichtschwimmerzahlen“ wird nicht nur bundesweit in den Medien beklagt. Inzwischen ist auch in Remagen eine rege Diskussion durch einen Antrag der FDP im Stadtrat zur grundsätzlichen Möglichkeit der Errichtung eines Hallenbades entstanden. Der Antrag schlägt auch in der Öffentlichkeit Wellen.
Anjo Närdemann, Rektorin der Grundschule St. Martin Remagen hat einen Vorschlag, wie dem „Schwimmbad-Mangel“ abgeholfen werden kann. Mit dem Bad in der Goethestraße hätte die Stadt eigentlich schon eine Möglichkeit zum Schwimmen. Das Schwimmbad eigne sich aber nur Freizeit- oder Sportschwimmen. Für den Schulunterricht ist das Bad ungeeignet, wie Anjo Närdemann beschreibt. Dabei ist gerade an der Grundschule das Schwimmenlernen enorm wichtig.
Schwere Allgemeinsituation
„Die Remagener Grundschulen können schon aus organisatorischen Gründen keinen regulären Schwimmunterricht im Rahmen des Sportunterrichts anbieten, da kein Hallenbad in der Umgebung einigermaßen gut erreichbar ist“, sagt sie. Hinzu komme eine schwere Allgemeinsituation. „Durch die Ahrflut ist der ganze Landkreis Ahrweiler „schwimmtechnisch“ bis auf drei Freibäder und ein paar kleinere Hotelschwimmbecken abgehängt.“
Schwimmunterricht sei aber lebensnotwendig, da ist sich die Rektorin sicher. „Gerade hier am Rhein, aber auch überall in der Freizeit am Wochenende oder in den Ferien im Urlaub kann es lebensrettend sein, wenn man schwimmen kann.“, so Närdemann.
Immerhin: An der Grundschule St. Martin wurden seit Mai zwei Schwimmkurse organisiert, die die Bürgerstiftung Remagen finanziert hat. Den Bedarf deckt das allerdings nicht.
Ein Drittel der Kinder kann nicht schwimmen
„Meine Abfrage unter unseren 66 Viertklässlern hat ergeben, dass ein Drittel nicht schwimmen konnte“, erläutert die Rektorin. „Das ist ein hoher Wert!“
Durch die Schwimmkurse haben es nun neun Mädchen und neun Jungen geschafft, das „Seepferdchen“ abzulegen und haben so zumindest Grundkenntnisse im Schwimmen erlangt. „Das sind 90 Prozent der Teilnehmenden. Vor allem in vielen Familien mit Migrationshintergrund ist das Thema Schwimmen kulturell eher nicht so im Bewusstsein verankert.“
Wäre nun ein kleineres Hallenbad als Lehrschwimmbecken verfügbar, so wäre dies ein enormer Fortschritt hinsichtlich der Daseinsfürsorge in Remagen, findet sie. „Alle drei Remagener Grundschulen könnten ohne großen Zeitverlust und ohne teure Fahrtkosten das ganze Jahr über das Lehrschwimmbad nutzen. Die Kinder könnten so im Rahmen ihrer Grundschulzeit das Schwimmen erlernen.“ Nachmittags und abends könnte schließlich die DLRG das Becken für Schwimmkurse nutzen.
Hier könnten beispielsweise auch besondere Bevölkerungsgruppen wie erwachsene Nichtschwimmer oder muslimische Frauen das Schwimmen in einem geschützten Raum erlernen. Dazu käme die Möglichkeit, Wassergymnastik als Gesundheitsvorsorge durch Sportvereine.
Finanzierung mit Flut-Spenden?
Auch Schulkinder aus Sinzig oder anderen Orten im Ahrtal könnten dieses Lehrschwimmbad sicher nach Absprache nutzen. Die Vorteile lägen somit auf der Hand.
Dass dieses Unterfangen durchaus hohe Kosten verursachen würde, bleibt auch der Grundschulrektorin nicht verborgen.
„Die nicht geringen Bau- und Unterhaltskosten wären eine sehr sinnvolle Investition in die Zukunft unserer Kinder und in die Gesundheitsprävention vor Ort und somit durchaus ein Standortvorteil für Remagen, das an dieser Stelle seine bereits vorhandene Kinderfreundlichkeit weiter ausbauen könnte“, so Närdemann. Gegebenenfalls könnte geprüft werden inwieweit Spendengelder für die Flut im Ahrtal und andere Förderungen herangezogen werden können.
Das benötigte Geld könnte den Überlegungen im Wege stehen. Dessen ist sich auch Anjo Närdemann bewusst. „Ich wünsche mir, dass mein Diskussionsbeitrag mit in die aktuellen Überlegungen einfließen wird, auch wenn mir natürlich bewusst ist, dass die hohen Kosten einer Realisierung wahrscheinlich entgegenstehen werden“, sagt sie. ROB