Visionen für eine Bergstation einer neuen Seilbahn auf den Altenahrer Ditschardt
Koblenzer Studenten lassen Fantasie und Kreativität freien Lauf

Altenahr. Fast auf den Tag genau sieben Jahre nachdem per Helikopter die letzten Masten der einstigen Seilbahn im Hang des Altenahrer Ditschardt abtransportiert wurden, ist das Thema Seilbahn wieder akut. Zumindest theoretisch, auf Zeichenbrettern und Rechnern von Studenten der Hochschule Koblenz. Denn die jungen Leute aus den Fachrichtungen Architektur und Bauingenieurwesen haben Visionen, Visionen im Rahmen einer interdisziplinären Projektarbeit Integrales Planen zu einer neuen Seilbahn vom Campingplatz Kreuzberg auf den Ditschardt. Die ihnen gestellte Aufgabe: Entwurf einer Bergstation mit Aufenthaltsfläche für 1000 Personen, Gastronomie für 100 Personen, Eventfläche und Skywalk. Der Kreativität waren keine Grenzen gesetzt. Nur eine Bitte hatte Verbandsbürgermeister Dominik Gieler: „Die Entwürfe müssen realitätsnah sein, also so, dass es auch gebaut werden könnte.“
Dazu erklärte Gieler jedoch bei einer Präsentation vor Kommunalpolitikern, Touristikern, Gastronomen und interessierten Bürgern, dass die Kommune bislang weder mit dem Eigentümer des seit dem Abbau der Seilbahn aus dem Jahr 1953 als „Lost Place“ geltenden Areals auf dem Altenahrer Hausberg noch mit Investoren in Kontakt getreten sei. Alles also ein Planspiel, was man machen könnte wenn. Denn auch Kosten wurden nicht berechnet, weil nur die Ideen gefragt waren. So unterstrichen die federführenden Professoren Marc Immer (Architektur) und Dr. Andreas Laubach (Bauingenieurwesen), dass alle Konzepte ihrer Studenten als Machbarkeitsstudie zu verstehen seien.
Präsentation im Rathaus
Studien, die im Sitzungssaal des provisorischen Rathauses, allerdings für Staunen und Beifall sorgten. Denn bei ihren Entwürfen hatten die sechs Teams aus Masterstudenten und Masterstudentinnen ihrer Fantasie freien Lauf gelassen. Das Ergebnis: allesamt Hingucker, mal futuristisch, mal filigran. Was alle vereinte, war die Ausblicke auf Altenahr, das Teufelsloch und die Burgruine Are. Ausblicke, die schon in den Hochjahren der alten Seilbahn in der Saison von Ostern bis zum Herbst 400000 Besucher auf den Berg lockten. Dazu ein beispielhafter Ausschnitt aus der Beschreibung des „Orbit Altenahr“, der später bei einer Prämierung auch auf dem ersten Platz landete: „Die Grundform des Gebäudes wurde als Ring konzipiert, wodurch sich das Sichtfeld der Gäste auf nahezu 180 Grad erweitert.“
Im Ergebnis wurde von allen Teams sowohl eine hohe gestalterische Qualität der Entwürfe unter Berücksichtigung der Einbindung in den Ort als auch die statische und konstruktive Machbarkeit erreicht. Wobei die Aufgabenstellung wurde für die Studierenden bewusst flexibel gehalten, sodass sechs sehr unterschiedliche Entwürfe präsentiert wurden, die als Ideen und Anregungen für ein neues mögliches Seilbahnprojekt zu verstehen sind. Wobei die Betonung auf möglich liegt.
„Ich glaube an Altenahr“
Aber, wie es ein Besucher der Präsentation passend beschrieb, „es geht darum, dass es in die Köpfe der Bürger kommt, was hier alles möglich ist.“ Und ein vom Wiederaufbau gezeichneter Gastronom ergänzte gegenüber Blick aktuell: „Ich habe immer an Altenahr geglaubt, jetzt glaube ich noch mehr daran. Nur erleben werde ich den Bau der neuen Seilbahn wohl nicht mehr.“ Dass alle Pläne Zukunftsmusik sind, darüber waren sich auch Studentinnen im Gespräch mit Blick aktuell einig: „Aber wir wollen Möglichkeiten aufzeigen. Wenn das irgendwann Realität werden sollte, planen sowieso andere.“
Fakt für die Hochschule Koblenz ist jedenfalls: „Die verschiedenen Angebote sollen sowohl Besucher ansprechen, die mit der Seilbahn anreisen, als auch Wanderer und Mountainbiker, die direkt zur Bergstation kommen. Im Falle einer Realisierung könnte damit ein hochwertiger touristischer Anziehungspunkt für das gesamte Ahrtal mit großer überregionaler Ausstrahlung geschaffen werden.“
Wie die Zeiten sich doch ähneln. Denn überregionale Ausstrahlung gab es schon 1954, wie in einem Abgesang auf die alte Seilbahn zu lesen war: „Die Busse auf den Parkplätzen stehen dicht an dicht. Der Kölner Boxer Peter Müller schwebt über die Ahr. Dito eine Braut mit wehendem Schleier nebst frischgebackenem Ehemann. ‚Hinauf in sonnige Höhen‘ wirbt ein Plakat. ‚Komm, sieh und staune‘ lockt ein Sonderstempel der Bundespost. Gästen im ‚Höhenrausch‘ reichen Winzer im Vorbeifahren aus dem Wingert reife Spätburgundertrauben, und Männer in schmucken Uniformen helfen an der Altenahrer Seilbahn beim Ein- und Aussteigen.“
Drei Siegerteams
Übrigens: Präsentation und Prämierung ohne Gruppenbild und Urkunde geht nicht. So ehrte Dominik Gieler die Teams Maximilian Krahn, David Knopp und Elias Scholtes (Platz 1), Lisa Baumann, Clara Kimmel und Hanna Thelen (Platz 2) sowie Luca Holl und Jannik Walter (Platz 3). Als Juroren fungierten Dominik Gieler, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Altenahr, Dr. Neofitos Arathymos, Ortsbürgermeister Altenahr, Professor Marc Immel (Architektur), Hochschule Koblenz Fachbereich bauen-kunst-werkstoffe, Professor Dr. Andreas Laubach (Bauingenieurwesen), Hochschule Koblenz Fachbereich bauen-kunst-werkstoffe, Monika Bojanowsk, Sachbearbeiterin Bauabteilung Verbandsgemeinde Altenahr, Stefanie Ley, Sachbearbeiterin Tourismus Verbandsgemeinde Altenahr, Eva Flügge, Tourismusförderung Ortsgemeinde Altenahr, geschäftsführende Vorsitzende Weinort Altenahr und Melanie Effert, Jugendbüro Verbandsgemeinde Altenahr. Allen Studenten sowie den Professoren galt der Dank des Verbandsbürgermeister für ihre Ideen zur Zukunft von Altenahr. Im Tal sind diese jedenfalls schon Thema. Ziel erreicht: Es ist in den Köpfen. GS

Studenten bei der Vorstellung ihres späteren Siegerprojektes „Orbit Altenahr“.