Viele Haustiere wurden während Kurzarbeit oder Homeoffice gedankenlos angeschafft und landen jetzt in Tierheimen oder auf der Straße

Kreis Ahrweiler: Immer mehr herrenlose Katzen

Kreis Ahrweiler: Immer mehr herrenlose Katzen

Immer mehr Katzen landen auf der Straße. Foto:privat

11.07.2022 - 08:30

Kreis Ahrweiler. Dieses Jahr haben die Katzenschutzfreunde Rhein-Ahr-Eifel e.V. mit einer wahren Flut an jungen Katzen zu kämpfen. Bereits über 40 kleine Kätzchen befinden sich in der Obhut des Vereins und es ist kein Ende in Sicht. „Die diesjährige Kittensaison hat gerade erst begonnen“, weiß die 1. Vorsitzende Andrea Brezina zu berichten, „wir gehen davon aus, dass es noch viel mehr werden.“

Letztes Jahr um diese Zeit betreute der Verein nach eigenen Angaben gerade mal die Hälfte frisch geborener Katzen und ihre Muttertiere.

Eine mögliche Erklärung sehen die Katzenschutzfreunde in den pandemiebedingt stark gestiegenen Haustierzahlen. Viele Haustiere, auch Katzen, wurden während Kurzarbeit oder Homeoffice gedankenlos angeschafft und landen jetzt in Tierheimen oder auf der Straße. Auch das Unwissen einiger Katzenbesitzer, dass sich manch eine Katze bereits im Alter von fünf Monaten fortpflanzen kann, könne dazu beigetragen haben. „Einige Katzenbesitzer lassen ihre Schützlinge noch vor der Kastration in den Freigang. Dies führt häufig zu ungewollten Trächtigkeiten und zur Übertragung vieler Krankheiten“, so ein Vorstandsmitglied des Vereins.


Erkrankungen und Parasiten


Tatsächlich leiden die gefundenen Katzen und ihre Muttertiere häufig an Parasiten, wie Würmern oder Flöhen, haben Katzenschnupfen und sind abgemagert. Ein großes Problem bei solchen verwilderten Kätzchen ist auch, dass sie den Menschen gar nicht kennen und eher als Bedrohung denn als Kamerad und Beschützer ansehen. Damit diese Kätzchen wieder Vertrauen zum Menschen gewinnen, müssen die Tierschützer sehr viel Geduld, Zeit und Geld investieren.


Katzenschutzverordnungen fehlen


Einen weiteren Grund für die explosionsartig gestiegenen Zahlen sehen die Katzenschutzfreunde auch im Fehlen von Katzenschutzverordnungen in vielen hiesigen Gemeinden. Diese Verordnungen basieren auf dem Tierschutzgesetz und können Kastrations-, Kennzeichnungs- und Registrierungspflicht von Katzen mit Freigang vorschreiben. Dies muss dann vom Besitzer auf eigene Kosten vorgenommen werden. Hierbei ist zu beachten, dass rechtlich gesehen auch derjenige als Besitzer gilt, der herrenlose Katzen nur füttert.

Die Katzenschutzverordnung muss aktuell noch von jeder einzelnen Gemeinde oder Stadt in Rheinland-Pfalz separat erlassen werden. „Da ist noch viel Luft nach oben“, wird die 1. Vorsitzende des Vereins zitiert. Denn in der näheren Umgebung haben nur die Gemeinden Brohltal, Gerolstein, Maifeld, Bad Hönningen, Bonn und die Stadt Neuwied von ihrem Recht Gebrauch gemacht, eine derartige Verordnung zu erlassen. Eine Missachtung der Verordnung kann dem örtlichen Ordnungsamt angezeigt werden. Von dort aus werden dann weitere Schritte, die von einem kleinen Verwarngeld bis hin zu Bußgeld (in Bonn zum Beispiel bis zu 1000 Euro) reichen, eingeleitet.


Erfolge in Bonn


Dass die Katzenschutzverordnung greift, können die Tierschutzvereine z.B. in Bonn bezeugen. Aktuell feiern sie das zehnjährige Bestehen der Kastrationspflicht und können Erfolge verbuchen. So haben sich die Katzenzahlen im Tierheim Bonn nach eigenen Angaben im Laufe der Jahre stark reduziert, von um die 160 auf jetzt um die 110.

Vermutlich treffen aktuell die Auswirkungen der Pandemie und die fehlende Rechtsgrundlage zusammen und bewirken dadurch eine so große Flut an Jungkatzen. Die Katzenschutzfreunde kämpfen daher in vielen Gemeinden in ihrem Wirkungskreis darum, dass Katzenschutzverordnungen erlassen und durchgesetzt werden. Dies ist zumeist ein langer und steiniger Weg, aber wie Bonn es beweist, es lohnt sich.

Die Katzenschutzfreunde appellieren daher an alle Katzenhalter: „Lasst eure Freigängerkatzen kastrieren. Falls junge Katzen gefunden werden, handelt bitte so schnell wie möglich und meldet euch bei den örtlichen Tierschutzorganisationen, damit diesen armen Tieren schnell geholfen werden kann.“

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