Spurensicherung, Bereitschaftspolizei und Spürhund suchten heute nach Fund bei Müllsammelaktion nach menschlichen Überresten

Leichenfund an der Ahr: DNA-Analyse soll Klarheit bringen

Leichenfund an der Ahr: DNA-Analyse soll Klarheit bringen

Die Beamten drehten im Suchgebiet im Wortsinne fast jeden Stein um. Foto: GS

Kripp. Mutmaßlich menschliche Überreste haben freiwillige Helfer bei einer Müllsammelaktion in einem Graben in unwegsamem Gelände des Naturschutzgebietes an der Ahrmündung zwischen Kripp und Sinzig gefunden (Blick aktuell berichtete online). Das war am Sonntagvormittag. Die Aktion ging auf Lars Boes zurück, einer der emsigen Helfer seit der Flutkatastrophe 2021 und Initiator mehrerer Aufräumaktionen. Boes war es auch, der der von ihm informierten Remagener Polizei den Fund, eine Elle und einen Unterkiefer mit Zähnen, übergeben hatte. Beim weiteren Räumen aus dem mit Totholz und Gestrüpp übersäten Areal fanden die freiwilligen Helfer weitere Knochen, die sie in zwei Säcken am frühen Sonntagabend ebenfalls der Polizei übergaben. Das bestätigte am Montag Jürgen Fachinger als Sprecher des Koblenzer Polizeipräsidiums. Der Gruppe sei von den Beamten seelsorgerische Betreuung angeboten worden, was jedoch verneint worden sei. „Die Helfer werden jetzt als sogenannte Zeugen in einem Todesermittlungsverfahren geführt“, so Fachinger zum weiteren Vorgehen.

Die Ermittlungen im Fall der Knochenfunde wurden der Kriminalinspektion Mayen übertragen. Diese veranlasste dann am Montag bereits in den Morgenstunden eine großangelegte Suchaktion in dem völlig überwucherten, unzugänglichen Gebiet, in dem die Fundstelle liegt. Experten der Spurensicherung arbeiteten dabei mit Bereitschaftspolizisten aus Koblenz Hand in Hand und drehten fast jeden Stein auf links. Weitere Funde wurden als Asservate in braunen Tüten in einer Box abgelegt.

Zum Einsatz kam auch ein Leichenspürhund der Diensthundestaffel Koblenz: die vierjährige belgische Schäferhündin Arya mit ihrer Hundeführerin. Die Hündin schlug dabei mehrfach an Stellen an, an denen bereits Skelettteile gefunden worden waren, was eine erweitere Suche durch die mit Räumgerät ausgestattete Bereitschaftspolizei zeitigte.

Bei der Zuordnung der Funde gab sich Präsidiumssprecher Fachinger bewusst vorsichtig: „Nach einer ersten Bewertung könnten diese, vorbehaltlich einer gerichtsmedizinischen Bestätigung, menschlichen Ursprungs sein.“ Die bisher aufgefundenen Knochen wurden am Montag der Rechtsmedizin in Mainz zur weiteren Überprüfung übergeben.“ Dort werde festgestellt, ob es sich tatsächlich um menschliche Knochen handele und ob mittels DNA-Abgleich eine Zuordnung zu einer bestimmten Person möglich ist.

„Vermutungen, dass es sich um eine der noch vermissten Flutopfer handeln könnte, können derzeit weder bestätigt noch dementiert werden“, sagte Fachinger an der Fundstelle zu Blick aktuell. „Dies auch aus Respekt vor den Angehörigen.“

Noch geht die Polizei daher laut Fachinger von drei Möglichkeiten aus. „Erstens, dass es sich um einen Unbekannten handeln könnte, zweitens, dass es die sterblichen Überreste einer seit der Flut vermissten Person sind, und drittens, dass es sich um Knochen aus einem von der Flut ausgespülten Grab auf einem Friedhof handelt.“ Und deutlich erklärte der Präsidiumssprecher: „An Spekulationen werden wir uns nicht beteiligen.“

Bei der Flutkatastrophe im Juli 2021 waren an der Ahr 135 Menschen ums Leben gekommen. Darunter ist ein Mann, der erst in diesem Sommer offiziell für tot erklärt wurde. Seine sterblichen Überreste wurden bislang nicht gefunden. Eine weitere Person wird nach wie vor vermisst. GS