Deutsch-Englischer Freundschaftskreis Mayen-Godalming anlässlich des Todes von Queen Elizabeth II. in London

Mayen sagt „Goodbye“ zur Queen

26.09.2022 - 08:23

Mayen.Anlässlich der Trauerfeierlichkeiten zum Tode der britischen Monarchin, Queen Elizabeth II, reisten einige Mitglieder des Deutsch-Englischen Freundschaftskreises Mayen-Godalming e.V. nach London.

„Bereits bei der Ankunft in London am Sonntag war diese besondere Atmosphäre deutlich spürbar“ berichtet die 1. Vorsitzende Bettina Cornely, „die Weltstadt hielt den Atem an.“ Gleich nach der Ankunft begaben sich die Vorsitzende und einige Mitglieder des DEFK in Richtung Tower Bridge, wo sich das Ende der Warteschlange zur Westminster Hall befand.

Im Eilschritt ging es vorbei an vielen Passanten, bis endlich das Ende der Schlange in Sicht war. Dort wurde man mit einem gelben Band versehen, das einem den Eintritt zur Warteschlange bestätigte. Vorsorglich war die Information „keine Einlassgarantie“ aufgedruckt worden, da tatsächlich nicht klar war, ob noch alle Wartewilligen wirklich bis in die Aufbahrungshalle kommen würden.

Es sollte eine lange Nacht werden, die jedoch auch viele gute Gespräche mit Gleichgesinnten hervorbrachte und sich neue Freunde, sogenannte „Queue-Friends“ (Warteschlangen-Freundschaften) fanden. Vorbei an der London Bridge, der Southwark Bridge, der Millenium Bridge, Blackfriars-, Waterloo- und Hungerford-Bridge und hinter dem London Eye entlang folgte die Schlange der Themse. In der Zwischenzeit gab es immer wieder Stände mit Freiwilligen, die die Wartenden mit heißem Tee, Kaffee und Kakao versorgten. Durch die ständige Begleitung diverser Fernsehsender waren die Mayener sogar in den „ITV News at ten“ zu sehen, wie sie geduldig gerade die Millenium Bridge passierten.

Vorbei an der beeindruckenden Beleuchtung des Big Ben, der Houses of Parliament und der Westminster Bridge, die vom gegenüberliegenden Ufer gut zu sehen war, passierten die Mayener gegen Mitternacht die Lambeth Bridge. Die folgenden vier Stunden im abgesteckten Zick-Zack-Warteparcours in den Victoria Tower Gardens gingen nur langsam vorbei, da sich die Schlange kaum noch bewegte. Die Polizei informierte die Wartenden, dass zwischen 02.00 und 03.00 Uhr die Probe für den anstehenden Trauerzug zur Westminster Abbey laufe, und daher der Einlass in die Westminster Hall unterbrochen werden müsse. Es wurden Wolldecken verteilt und die Scouts stimmten als wärmendes Bewegungslied „Kumbaya My Lord…“ an.

War die Stimmung in der Schlange in all den Stunden noch entspannt und gelöst gewesen, machte sich kurz vor dem Ziel plötzlich eine Anspannung unter den Wartenden breit. Ein Chaos der Gefühle ließ so manchen Engländer plötzlich in Tränen ausbrechen und die Blicke schweiften immer wieder in Richtung der Wand, hinter welcher man den Sarg der einzigartigen Monarchin finden würde. Auch die Deutschen waren trotz ihrer Müdigkeit plötzlich unruhig und wischten ebenfalls die eine oder andere Träne fort.

Fast 9 Stunden harrten die Freunde aus Mayen insgesamt aus, bis sie die Sicherheitsschleusen durchlaufen hatten und endlich vor der ehrwürdigen Halle standen, in der Queen Elizabeth aufgebahrt lag. Die Strapazen und die feuchte Kälte der nächtlichen Themse waren wie weggeblasen, als sie nun endlich Einlass fanden. Die folgenden Minuten beschreibt Bettina Cornely wie folgt: „Es war eine Stille, die ich so noch nie erlebt habe. Das Klicken der Einlasszähler an der Tür schien dagegen fast übermäßig laut. Man steigt diese breite Treppe langsam hinab und kann die Augen nicht mehr von dem aufgebahrten Sarg der Queen abwenden. Jedes Detail schärft sich in das Gedächtnis ein. Man versucht, den Strudel im Kopf und das Gefühl der Trauer, des Respekts und der Ehrerbietung irgendwie in den Griff zu bekommen und hat ein wenig Angst, dass die Knie einem vielleicht den Dienst versagen. Der kurze Moment, wenn man am Sarg stehen bleibt, ist nicht zu beschreiben. Man verneigt sich, hört das Rauschen in den eigenen Ohren und spricht ein kurzes Gebet. Dann ist der Moment schon vorbei und man verlässt ruhig die Halle durch das große gegenüberliegende Tor. Wir haben uns am Ausgang noch einmal kurz umgeschaut, um dieses surreale Erlebnis noch einmal bestätigt zu wissen. Wir waren wirklich da, wir konnten ihr wirklich die letzte Ehre erweisen. Ein großer Moment, den ich sicher niemals in meinem Leben vergessen werde“.

„Um 04.35 Uhr traten wir hinaus auf den Parliament Square. Das weiß ich noch so genau, weil die Dame vor mir zu uns sagte: „Vergessen Sie nicht, jetzt den Big Ben zu fotografieren. So wissen Sie immer die Uhrzeit, wann Sie bei Ihrer Majestät waren.“ Eine Idee, auf die ich zugegebenermaßen selber gar nicht gekommen wäre“, sagt Bettina Cornely. Langsam veränderte sich das Licht über der Stadt und die Mayener machten sich, immer noch in aller Stille, auf den Weg zur Unterkunft. Die Strapazen der Nacht forderten so langsam ihren Tribut und die lange verdrängte Erschöpfung machte sich breit.

Im Laufe des Morgens platzte die Innenstadt dann fast aus allen Nähten und ein Durchkommen Richtung Westminster oder Buckingham Palace war schier unmöglich. Es war das absolute Gegenteil der ruhigen, beseelten Atmosphäre des nächtlichen Anstehens und so entschieden sich die Mayener zum Rückzug aus den anschwellenden Menschenmassen. Sie verfolgten die BBC-Übertragung in aller Ruhe und Andacht in ihrem Hotel in Paddington und waren allesamt sehr ergriffen.

Am nächsten Tag legte der Deutsch-Englische Freundschaftskreis dann seine Beileidsbekundung im Green Park nieder. Dort hatte sich seit Tagen bereits ein Blumenmeer gebildet, das stündlich weiter anschwoll. Man nahm sich die Zeit, einige der bewegenden Beileidstexte und Gedichte zu lesen und die vielen Blumen, Kollagen, Paddington-Bären und Corgis zu bewundern. Auch hier herrschte wieder diese besondere, respektvolle Atmosphäre. Einzelne Trauernde, Familien, Schulklassen, Vereine und Institutionen, jeder nahm in aller Ruhe und ganz individuell dort von Queen Elizabeth Abschied.

Mit dem Eurostar verließen die Reisenden des Deutsch-Englischen Freundschaftskreises Mayen-Godalming am nächsten Tag die Insel. Im Gepäck hatten Sie einige englische Zeitungen über das historische Ereignis, die man sicher gut aufbewahren wird. Vor allem aber nahmen sie die Erinnerung an ein ganz besonderes Erlebnis mit nach Hause.

Pressemitteilung

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