Allgemeine Berichte | 30.09.2025

Denkwürdige Theateraufführung zum Thema Demenz im Buchfinkenlang

Niemand verlies den Saal so wie er ihn betreten hatte

Achim Conrad in der Rolle des Sohnes.  Fotos: Uli Schmidt

Horbach. Unsere Zukunft ist das Alter, denn wir werden alle älter! Es gilt deshalb auch, die sehr alten und dementen Menschen als solche ernst zu nehmen, auch wenn sie nicht mehr „vernünftig“ sind. Sie sind Menschen mit Demenz und mit Leib und Seele, mit Sinnlichkeit, Kreativität und Emotion! Klar wurde das am Welt-Alzheimertag und im Rahmen der bundesweiten Woche der Demenz bei einer Theatervorstellung im Seniorenzentrum Ignatius-Lötschert-Haus in Horbach. Gespielt wurde dort das vom Movingtheatre Köln entwickelte Stück „Du bist meine Mutter“.

Darin spielte der Schauspieler Achim Conrad einen Mann, der seine an Demenz erkrankte Mutter besucht. Er verwandelte sich im Laufe der 75 Minuten mehr und mehr in diese alte Frau, spielte beide Figuren im Dialog miteinander. In einer zuvor in der Region sicher kaum gesehenen schauspielerischen Meisterleistung wurde das sensible Thema des Abschiednehmens von einer geliebten Person, dem Umgang mit dem Sterben und dem Vergessen, Abhängigkeit und Kinderliebe in einer Folge von Szenen erzählt, die sowohl Betroffenheit als auch komödiantische Szenen zuließen.

Leider verfolgten kaum 50 Gäste – die teilweise eine längere Anreise in Kauf genommen hatten - das berührende Schauspiel im Gesellschaftsraum der Einrichtung. Das preisgekörnte Theaterstück von 1981 aus der Feder von Joop Admiraal gilt immerhin als eines der ersten Bühnenwerke, das sich bis heute mit der Thematik Demenz beschäftigt – und hat nach wie vor den Status eines Meisterwerkes! Es wurde inzwischen in ganz Europa erfolgreich nachgespielt und bei uns u.a. mit dem Adolf-Grimme-Preis ausgezeichnet.

Das vom Thema und der schauspielerischen Umsetzung faszinierte Publikum ließ sich problemlos in die Welt des scheinbar verlorengehenden Bewusstsein mitnehmen. Nach Angst, Trauer und Wut wandelte das Geschehen auf der eigens für die Vorführung von den Veranstaltern aufgebauten und angestrahlte Bühne jedoch auch immer wieder Richtung Humor – etwa, wenn Mutter und Sohn über ihre persönlichen Lebensbeschränkungen lachten und gemeinsame Momente genossen. Wohl selten war es in einem Raum während einer Vorstellung ruhiger als in diesen 75 Minuten – man konnte durchgehend die sprichwörtliche Nadel fallen hören!

Am Beginn hatte Chris Martin als Einrichtungsleiter die überschaubare Schaar von Interessierten begrüßt und kurz über die Demenzarbeit im gastgebenden Seniorenzentrum informiert. Er dankte den gemeinsamen Veranstaltern für einen ganz besonderen Theaterabend: das waren neben dem Förderverein der gastgebenden Einrichtung und dem Netzwerk Senioren-Rat Westerwald auch das Generationenbüro der VG Montabaur, der VdK-Kreisverband sowie die Kleinkunstbühne Mons Tabor und das Demenz-Netzwerk Montabaur-Wirges-Wallmerod. Gefördert wurde der in jeder Hinsicht anregende Theaterabend von der Sparkasse Westerwald-Sieg. Für die gemeinschaftlichen Veranstalter führte Uli Schmidt (Horbach) kurz in das Thema ein: „Demenz ist keine Störung, sie gehört zur alternden Gesellschaft und wir müssen lernen, damit umzugehen – der heutige Abend soll ein Beitrag dazu sein“, so Schmidt, der weitere Demenz-Aktionen in Aussicht stellte.

Lang anhaltender Beifall belohnte Achim Conrad am Schluss für eine schauspielerische Glanzleistung, wie sie wohl in dieser Form selten im Westerwald zu erleben war. Trotz ernstem Thema war es ein Genuss für alle Anwesenden zu sehen und zu hören, wie wandlungsfähig er mühelos von einer Rolle in die andere schlüpfte, wie die beiden Figuren verschmolzen und doch ganz für sich standen. Es wechselten scheinbar mühelos konfliktreiche mit harmonischen Momenten.

Am Ende stellte sich der Schauspieler den Fragen der interessierten Gäste. Er wies darauf hin, dass er das Stück schon seit 28 Jahren spiele und wegen der Aktualität nicht davon los komme. „Es soll Impulse setzen, den Umgang mit dem Vergessen zu erleichtern und betroffenen Menschen dabei helfen, den Umgang mit Demenz zu erleichtern“, so Achim Conrad. Ein Theaterabend über das Altern und das Vergessen ging zu Ende – alle verließen den Saal wohl etwas anders, als sie ihn betreten hatten!

Hohe Schauspielkunst zwischen Mutter und Sohn...

Hohe Schauspielkunst zwischen Mutter und Sohn...

Niemand verlies den Saal so wie er ihn betreten hatte

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Achim Conrad in der Rolle des Sohnes. Fotos: Uli Schmidt

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