Ein Friedenszeichen der Carl-Benz-Schule Koblenz

Picasso trifft Christo

Picasso trifft Christo

Nach der Verhüllung zeigen sich Schulleitung und Vertreter der Stadt Koblenz solidarisch mit der Aktion für den Frieden. V.li. Jürgen Karbach, Leiter des Kultur- und Schulverwaltungsamts, Kultur-und Schuldezernentin Frau Dr. Margit Theis-Scholz, Oberstudiendirektorin Isabelle Nieder-Raspiller, Leiterin der Carl-Benz Schule, unten Walter Baum, Kunstlehrer des Beruflichen Gymnasiums. Fotos: privat

Picasso trifft Christo

Die verhüllte Edelstahl-Skulptur.

Koblenz. Angeregt durch das Buch von Dr. Marcos über die Kunst im öffentlichen Raum haben Schüler des Kunstkurses des beruflichen Gymnasiums der Carl Benz Schule Koblenz Objekte im Bereich der Schule angeschaut, die ein mehr oder weniger verstecktes und nicht beachtetes Dasein fristen. Um auf diese Kunst aufmerksam zu machen, kam die Idee, eines der Objekte zu verhüllen. Durch die Ereignisse in der Ukraine entwickelte sich aus der Grundidee auch die Möglichkeit, daraus ein zeitlich begrenztes Mahnmal des Friedens zu setzen. Arbeitstitel: Picasso trifft Christo, ein Friedenszeichen der Carl-Benz-Schule Koblenz.

Die Schülerinnen und Schüler befassten sich mit der Verhüllungskunst des Künstler-Ehepaares Christo und Jeanne-Claude. Dabei entstand gemeinsam mit ihrem Kunstlehrer Walter Baum die Idee, die vor der Berufsschule stehende Edelstahl-Skulptur „Der große Raumblitz“ zu verhüllen. Die Skulptur, die im Jahre 1973 im Rahmen des Neubaues als Kunst am Bau vor dem Gebäude errichtet wurde, stammt von dem Künstler Volker Gerlach. Ausgehend von dem Überfall Putins auf die Ukraine entstanden in der Planungsphase Entwürfe, die als Friedenssymbol gegen alle Kriegs- und Krisenregionen unserer Welt dienen sollen. Die Verhüllung wird aus hellem Baumwollstoff mit Motiven Picassos aus seinem monumentalem Anti-Kriegsgemälde Guernica, seiner Reihe der weinenden Frauen und als Hoffnungszeichen seine berühmte Friedenstaube zeigen. Die Schüler setzten sich intensiv mit der Ikonographie der Figuren auseinander.

Auffallend an „Guernica“ ist, dass es kein konventionelles Historien- oder Ereignisbild ist, fehlen doch konkrete topografische Verweise auf den Ort der Handlung ebenso wie motivische Hinweise auf die Aggressoren. Pablo Picasso beschreibt nicht das konkrete historische Ereignis, sondern die in der Zivilbevölkerung angerichteten Schrecken des Krieges. Dem Maler war offensichtlich wichtig, dass der Bedeutungsgehalt des Gemäldes nicht eindeutig zu klären ist. Picasso verbindet traditionelle ikonografische Darstellungsmuster und Allegorien mit einer Bildsprache, die seiner privaten Mythologie und ganz individuellen Symbolik entspringt. Ganz im Sinne dieser Symbolik verteilten die Schüler die Motive im schlichten Schwarz auf der riesigen Leinwand. Unterstützt wurden die Gymnasiasten von Schülern des Berufsvorbereitungsjahres, die engagiert die Idee mit trugen.

Die Verhüllung selbst fällt in eine Zeit, die nach christlicher Tradition auch verhüllt: Eine Woche vor Palmsonntag werden in den Kirchen auch Kreuze und Bilder verhüllt. Bei der Verhüllung der Kreuze und Bilder könnte es sich um einen Gestus der Solidarität mit ihnen handeln – ein „Fasten der Augen“ als Zeichen der Buße. So gab es schon um das Jahr 1000 die weitverbreitete Tradition, den ganzen Chorraum, später nur noch den Hauptaltar, mit einem Fasten- oder Hungertuch zu verhüllen. Diese wurden später reich mit Motiven aus der Passion Christi bebildert. Diese Darstellungen dienten auch der Veranschaulichung, um den Gläubigen, die nicht lesen konnten, die Heilsgeschichte näher zu bringen. So wurden aus diesen Hungertüchern „Armen-Bibeln“.

Verhüllung kann also bedeuten, den Blick auf das Wesentliche zu lenken. In diesem Sinne erhofft sich die Schulgemeinschaft der Carl Benz Schule den Blick auf alles zu lenken, was einen Frieden in der Ukraine und in anderen Krisengebieten der Welt näherbringt.

Die Verhüllung wurde vor Kurzem mit der aktiven Unterstützung der Koblenzer Fa. Castell ausgeführt. Die Firmeninhaber hatten spontan ihre kostenlose zur Verfügungstellung einer Hubarbeitsbühne mit Bediener zugesagt und zeigen so ihre Unterstützung für die Friedensbemühungen der Schüler.

Die Schul- und Kulturdezernentin der Stadt Koblenz ließ es sich nicht nehmen, bei der Verhüllung zugegen zu sein. Mit ihrer Anwesenheit zeigte sie ihre große Solidarität mit der Aktion der Schule. In ihrer Dankesrede an die Schüler sagte sie: „Was einer Initiative zur Verhüllung des Deutschen Eckes in Koblenz noch nicht gelungen sei, sei dem Kunstkurs in eindrucksvoller Weise gelungen. Mut zeichnet sich aus!“ Die Schulleiterin Isabelle Nieder-Raspiller lobte die Aktion als ein „besonders hervorragendes Beispiel, dass die Carl Benz Schule BBS Technik Koblenz viel mehr kann und lebt als (nur) Technik, IPad, Computer usw.“ Sie hofft, dass diese Aktion noch lange nachhallen wird.

Die verhüllte Skulptur ist noch bis Mitte Mai in der Beatusstraße vor dem Berufsbildungszentrum zu sehen.

Ein Video dazu kann man hier sehen: https://youtu.be/CBLHO8ntxTE.