Vortrag im Zehnthaus von Swisttal-Odendorf
Raubkunst im Fokus
Odendorf. Am 26. September hielt Dr. Dagmar Thesing, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der in Bonn beheimateten Koordinierungsstelle für Provenienzforschung in Nordrhein-Westfalen (KPF.NRW), einen Vortrag im Zehnthaus von Swisttal-Odendorf. Unter dem Titel „Raubkunst im Museum“ behandelte sie die Forschung zur Herkunft von Kunstgegenständen, vor allem in Bezug auf den Nationalsozialismus, die ehemalige sowjetische Besatzungszone, die DDR und den Kolonialismus.
Ein wesentlicher Ausgangspunkt dieser Forschung ist die vor 25 Jahren verfasste „Washingtoner Erklärung“. In dieser nicht rechtlich bindenden Vereinbarung wurde die Suche nach NS-verfolgungsbedingt entzogenem Kulturgut und die Rückgabe an die Erben vereinbart. 2003 entstand in Deutschland die Beratende Kommission, die allerdings nur tätig werden kann, wenn die Museen, die die Kunstwerke besitzen, ihre Zustimmung geben. Laut Thesing ist die Bilanz der Kommission nach 20 Jahren enttäuschend; es gab nur 23 erfolgreiche Rückgaben. Der derzeitige Vorsitzende der Kommission, der ehemalige Verfassungsrichter Hans-Jürgen Papier, fordert in einem Memorandum ein Restitutionsgesetz und die Möglichkeit, die Kommission auch einseitig anrufen zu können. Thesing illustrierte die Komplexität der Situation anhand von konkreten Beispielen, wie etwa der Rückgabe des Picasso-Gemäldes „Madame Soler“ oder des Bildes von Franz Marc „Die Füchse“.
Abschließend wies Thesing darauf hin, dass die Koordinierungsstelle für Provenienzforschung vielfältige Serviceleistungen anbietet. Hierzu gehören individuelle Beratung, Vernetzung mit Experten und die effiziente Kommunikation von Forschungsergebnissen.
BA
