Allgemeine Berichte | 17.11.2025

Miesenheimer Nikolaus bleibt eine feste Größe

Sechs Jahrzehnte im Ornat

60 Jahre weißbärtiger „Missemer“ Nikolaus. Foto: privat)

Miesenheim. Vor 79 Jahren erhielt Gerd Nikolaus Kaul einen zweiten Vornamen, der sich als glückliche Fügung erwies. In diesem Jahr streift er zum 60. Mal das Gewand des Nikolaus über und besucht Kinder. Einige von ihnen kennen die Tradition bereits aus der eigenen Kindheit, denn Kaul beschenkte schon ihre Mütter. Auch unterwegs wird er erkannt und freundlich begrüßt: „Nikolaus, wie geht es dir?“ Die ersten Anrufe erreichen ihn im September, doch sein kleines Büro am Esstisch richtet er erst in der „Martins-Zeit“ ein.

Seinen Anfang nahm alles in der St.-Nikolaus-Nachbarschaft, berichtet der Miesenheimer. Eigentlich war sein Bruder Horst als Nikolaus unterwegs, doch als dieser zur Bundeswehr musste, übernahm Gerd. Als die Anfragen auch aus anderen Bereichen kamen, brauchte es ein eigenes Gewand, denn das Kostüm gehörte der Nachbarschaft. Er kaufte daher einer Karnevalsgruppe einen Mantel ab, bastelte aus Pappe eine Mitra und fertigte aus Holz einen Stab. „Dann nahm das Ding seinen Lauf“, sagt Kaul.

Am 5. Dezember besucht er Familien in Miesenheim, am 6. Dezember „fährt er übers Land“. Auf seiner handgeschriebenen Liste stehen unter anderem Kruft, Plaidt und Andernach. Besonders gerne war er bei der Familienmesse in Eich zu Gast, wo er die Nikolausgeschichte vorlas.

Trotz seiner langen Erfahrung gab es auch für ihn noch Premieren. Im „Haus der Familie“ in Andernach begegnete er erstmals Flüchtlingskindern. Auch in Zeiten von Smartphone und Co. bleibt der Nikolaus für viele Kinder faszinierend. „Die ganze Technik hat den Glauben an den Nikolaus nicht zerstört“, sagt der Vater und Großvater. Vieles habe sich im Verhalten der Kinder kaum verändert. Gelegentlich wundert er sich jedoch über die Fülle an Geschenken oder muss darum bitten, dass der Fernseher ausgeschaltet wird. Oft sitzt aber auch die gesamte Verwandtschaft am ausgezogenen Esstisch und freut sich gemeinsam über seinen Besuch.

Der gelernte Tapezierer und Maler, der pro Familienbesuch ein Taschengeld erhält, hat sich im Lauf der Jahre professionalisiert. Drei „Amtstrachten“ gehören mittlerweile zu seiner Ausstattung, ebenso eine hochwertige Mitra und ein Metallstab. Unterstützt wird er von seiner Frau Hermine, die als „Engel von Wolke sieben“ im Hintergrund wirkt.

Kaul verfügt über ein breites Repertoire an Gedichten und Geschichten, die er passend zum Anlass vorträgt. Sein „Goldenes Buch“ enthält Notizen darüber, wie sich die Kinder im Jahresverlauf verhalten haben. Positives wie Negatives spricht er an – das ist ihm wichtig, betont der 79-Jährige. „Ich halte nichts von Knecht-Ruprecht.“

Einmal erhielt er von einer Mutter so viele negative Hinweise zu ihrem Sohn, dass er nicht alles vorlesen konnte, erinnert er sich. „Was die Eltern im Jahr verbockt haben, kann der Nikolaus in einer halben Stunde auch nicht retten.“ Nebenbei übernimmt er außerdem einen ungewöhnlichen Zusatzdienst: Er nimmt im Auftrag der „Schnullerfee“ Schnuller entgegen. „Das funktioniert hervorragend, berichten die Eltern“, sagt Kaul.

In sechs Jahrzehnten blieb auch er nicht von Pannen verschont. Einmal brach sein Stab, ein anderes Mal attackierte ihn ein Hund. Seitdem warten die Vierbeiner in einem anderen Raum – genau wie die Geschenke. Sonst seien die Kinder zu sehr auf die Päckchen fixiert und hörten kaum zu, so seine Erfahrung.

Zu seinen schönsten Erinnerungen zählt ein Auftritt mit dem Tölzer Knabenchor. Kaul geht in seiner Rolle sichtbar auf. „Solange der Herrgott mich lässt, mache ich das.“BA

60 Jahre weißbärtiger „Missemer“ Nikolaus. Foto: privat)

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