Auf dem Podium, v.l.: Barbara Hahn-Setzer, Markus Dietze, Rüdiger Pape, Ministerin Katharina Binz, Carola Unser, Julia Staerk, Peer Damminger.Fotos: HE

Am 13.09.2021

Allgemeine Berichte

Eröffnung des Jusch Neuwied – Kulturpolitisches Bankett

Theater für junge Menschen aufwerten

Theaterachleute diskutierten über den gesellschaftlichen Wert der Bühnen

Neuwied. „Kopfüber“ - das Theaterfestival, ausgerichtet in diesem Jahr vom Schlosstheater Neuwied anlässlich der Eröffnung des Jusch, fand zum zweiten Mal statt. Organisiert wird es vom AK Südwest der Assestej und bezeichnet ein Treffen von Theaterschaffenden im Gastgeberland, aber auch mit Gästen aus anderen Bundesländern, um einen Austausch der Fachkräfte zu ermöglichen. In diesem Rahmen gab es nach der gelungenen Premiere im Jugendtheater am Schloss ein interessantes und sehr informatives kulturpolitisches Bankett, sehr stilsicher ausgerichtet auf dem Parkhausdeck neben dem Theater. Stilsicher heißt, viele Stühle, jeder anders, einige Tische, jeder anders und das gleiche galt für die Teilnehmer auf dem Podium, sprich in Front der Zuhörer. Hier hatten ziemlich unterschiedliche Teilnehmer zwar nicht die optimalen Diskussionsbedingungen, denn dafür war die Veranstaltung wohl zu kurz, aber es wurden im Laufe der anberaumten Stunde interessante Einblicke in die verschiedenen Bereiche des Kulturlebens, vor allem hinter den Kulissen gegeben.

Moderatorin Carola Unser, Intendantin des Hessischen Landestheaters Marburg fragte dann auch die verschiedenen Standpunkte der Teilnehmer ab.

Im Mittelpunkt stand die Situation der Kulturszene und die Schwierigkeiten und Chancen, jungen Menschen den Zugang zu Kultur und Theater zu ermöglichen. Barbara Hahn-Setzer, Vorsitzende des Landesverbandes Theater an Schulen, plädierte dafür, das Fach „Darstellendes Spiel“ den Fächern Musik und Bildender Kunst gleichzusetzen und bereits in Grundschulen zu unterrichten. „Das gewährleistet einen frühen Zugang zu Kultur und Theater, und zwar in allen Altersstufen.“

Für Regisseur Rüdiger Pape ist die unterschiedliche Bewertung der Theaterformen ein Unding. „Theater ist für mich eins“, betont er. Auch der Unterschied zwischen Freier Bühne und Staatstheater machte er deutlich: „Die Freien Theater können garnicht die Gagen zahlen, die Theater mit staatlicher Zuwendung zahlen können und die notwendig gebraucht werden“. Bei adäquater Förderung könnte man auf Eintrittsgelder im Jugendbereich ganz verzichten und so den Zugang der Jugend zum Theater erleichtern.

Markus Dietze, Intendant des Theaters Koblenz, sieht das ähnlich, auch wenn er betonte, als Mitglied des Bühnenvereins den sprichwörtlichen zwei Herren dienen zu müssen, nämlich als Arbeitgeber auf der einen und als künstlerischer Leiter auf der anderen Seite. „Subventioniert werden marode Unternehmen kurz vor der Pleite, Theater ist kulturelle Daseinsvorsorge“, sagt er und vergleicht das Theater salopp mal eben mit der Müllabfuhr. Aber: „Kinder- und Jugendtheater erfahren nicht die gleiche sich in Geldzuwendung ausdrückende Zuwendung.“

In anderen Ländern ist das offensichtlich anders. So berichtet Julia Staerk von ihren Erfahrung in Österreich: „Dort ist die Wertschätzung für das Theater generell eine andere. Wenn ich hier eine Wohnung haben möchte, darf ich nicht sagen, dass ich für das Theater arbeite, dort muss ich es tun.“ Das beschreibe bereits den Unterschied in der Wertschätzung. Aber gerade für junge Menschen sei das Theater wichtig, denn: „Theater für junges Publikum öffnet die Köpfe, es muss gedacht werden, es ist Schule für das Leben.“

Peer Damminger, künstlerischer Leiter des Kindertheaters Ludwigshafen, sieht das Problem ebenfalls in der mangelnden Wertschätzung, und zwar ganz direkt: „Wir brauchen mehr Geld.“ Er plädiert für eine Umverteilung der Zuwendungen hin zum Kinder- und Jugendtheater. Junge Menschen müssten kostenlosen Zugang zum Theater bekommen, solidarusch finanziert von der Allgemeinheit.

Ministerin Katharina Binz dazu: „Wir müssen die Kulturszene weiter öffnen. Die letzten anderthalb Jahre haben gezeigt, dass die Krisenfähigkeit der Kulturszene gefestigt werden muss. Das betrifft die Arbeitsbedingungen für Mitarbeiter und Künstler.“ Und zum Thema Jugendtheater: „Unser Blick muss sich insgesamt auf Kinder und Jugendliche richten.“ Damit meinte sie die Teilhabe der Kinder in allen Bereichen, gleich, welchen gesellschaftlichen Ursprung sie haben. Die Kulturbudges seien nicht groß genug. Man müsse auch an die Grundsicherung für Kinder gehen. Der gesicherte Zugang der jungen Menschen zur Kultur müsse gewährleistet werden, ob durch mehr Geld für die Familien oder durch freien Eintritt. Und auf die Frage, ob das denn durch ihren Aufgabenbereich abgedeckt sei, meinte sie: „Da müssen wir mit Sozial- und Bildungsministerium zusammenarbeiten, sozusagen bereichsübergreifend.“

Stimmen am Rande

Unter den Gästen waren auch Annika Rink vom Staatstheater Mainz und Stephanie Rolser vom Überzwerg Theater Saarbrücken. Annika Rink: „Großartig, dieses Theatertreffen für junge Leute.“ Sie freue sich, dass jetzt in Neuwied ein eigenes Jugendtheater eröffnet werden konnte, bezeichnete aber die finanzielle Ausstattung des Jugendbereiches am Theater in Rheinland-Pfalz generell als „ausbaufähig“. Stephanie Rolser aus dem benachbarten Saarland war voll des Lobes: „Es ist großartig, was Lajos Wenzel hier in kurzer Zeit auf die Beine gestellt hat und dass er den finanziellen Rückhalt für dieses Projekt hat.“

Und darin sind sich alle einig.

Markus Dietze (Mitte), Intendant des Koblenzer Theaters‘: „Theater ist Daseinsvorsorge“.

Markus Dietze (Mitte), Intendant des Koblenzer Theaters‘: „Theater ist Daseinsvorsorge“.

Auf dem Podium, v.l.: Barbara Hahn-Setzer, Markus Dietze, Rüdiger Pape, Ministerin Katharina Binz, Carola Unser, Julia Staerk, Peer Damminger.Fotos: HE

Leser-Kommentar
Bildergalerien
Neueste Artikel-Kommentare
  • Lothar Gast: Wo kann man bei der Musterung seinen Rollator und die Sauerstoffflasche parken?
  • Monika Engler: Naja, es kommt immer auf den Ton an, wie in Deutschland etwas kommuniziert wird. Vielleicht könnte Herr Fratzscher auch Pensionär/innen ins Visier nehmen, auch wenn sie nicht in die Rentenkassen einzahlen mussten.
  • Tünn : Ich finde die Idee erbärmlich. Gerade die Männer der Generation hatten lange Wehrpflicht und sollen jetzt noch so ein Jahr machen. Das geht garnicht. Soll die junge Generation mal ran. Hauptsache ein...
  • D. Borrmann: Altersdiskriminierung im Tarnmantel der Fürsorge Ich bin 70 Jahre alt und arbeite seit über fünf Jahrzehnten – seit vier Jahren in Teilzeit, aber mit voller Hingabe. Auch mit 71 werde ich weiterarbeiten, so der liebe Gott mich lässt.
  • Lothar Pohl : Mit der Pension die sich aus der Besoldungsgruppe ergibt lebt er auch mit einem Drittel weniger mehr als gut. Viel mehr tun mir die armen Menschen leid die alles verloren haben und bis heute auf Hilfe warten
rund ums Haus
Kommunalwahlen
Pellenzer Lehrstellen- und Informationsbörse 2025
Anzeige Pellenzer Lehrstellenbörse Bestellung 0033075793
Stein- und Burgfest
Skoda 130 Jahre Paket
Gesundheitsexperten Bad Neuenahr-Ahrweiler
Empfohlene Artikel

Sinzig. Kinderkarussell, Auto-Scooter, Entenangeln, Pfeilewerfen, am Schießstand einen Teddy für die Kinder ergattern, eine Runde im Mad Max oder im X-Force - Scheibenwischer drehen – Sinzigerinnen und Sinziger können sich auch in diesem Jahr wieder gemeinsam mit ihren Gästen auf die traditionelle Sinziger Kirmes freuen. Bestens versorgt werden die Kirmes-Besucherinnen und Kirmes-Besucher an allen vier Kirmestagen an zahlreichen Getränkeständen und mit diversen Leckereien.

Weiterlesen

Kripp. Der Eine-Welt-Fairein beteiligte sich in diesem Jahr zum zweiten Mal am Vito-Cup des SV-Kripp. Letztes Jahr fand eine Aktion zu fairem Handel mit einem Stand des Welt-Ladens Remagen-Sinzig statt und der Fairein beteiligte sich mit einem Quiz, bei dem die Gewinner faire Produkte gewinnen konnten.

Weiterlesen

Kreis Cochem-Zell. Insgesamt acht Schülerinnen und Schüler von der 8. bis zur 13. Klasse hatten die Möglichkeit, spannende Einblicke in die Arbeit einer modernen Verwaltung zu erhalten und die vielfältigen Aufgaben des öffentlichen Dienstes mitzuerleben. Ziel des Schnupperpraktikums war es, den Teilnehmenden die verschiedenen Ämter und deren Aufgaben näherzubringen und sie für eine berufliche Laufbahn im öffentlichen Dienst zu begeistern.

Weiterlesen

Weitere Artikel

77-Jähriger wird Opfer eines Trickdiebstahls

VG Rengsdorf-Waldbreitbach: Trickdiebe erleichtern Senior um 800 Euro

Breitscheid. Am Donnerstagmittag im Zeitraum von 11.30 und 11.45 Uhr kam es in der Alten Dorfstraße in Breitscheid zu einem Trickdiebstahl durch zwei unbekannte männliche Personen. Einer der beiden Männer, die sich als Schrottsammler ausgaben, betrat unter einem Vorwand das Haus des 77-jährigen Geschädigten und entwendete 800 Euro aus einem Geldbeutel.

Weiterlesen

Kilometerlange Ölspur zog sich durch umliegende Ortschaften

L318 bei Montabaur: Ölspur führt zu Unfall

Montabaur. Am Freitag, 5. September gegen 6.45 Uhr, wurden größere Verunreinigungen durch ausgetretenen Dieselkraftstoff auf der L318 zwischen Montabaur und Görgeshausen gemeldet. Durch die verunreinigte Fahrbahn kam es zu einem Verkehrsunfall mit Personenschaden zwischen Großhohlbach und Montabaur.

Weiterlesen

Dauerauftrag
Dauerauftrag
DA bis auf Widerruf
Skoda Open Day
Pellenzer Lehrstellenbörse
Kirmes in Plaidt
Kirmes in Heimersheim
Kirmes in Heimersheim, 12. – 14.09.25
Pellenzer Lehrstellenbörse
Imageanzeige Dauerauftrag 09/2025
Kirmes in Ettringen
Anzeige Willst Du mit mir arbeiten?
Neukunden Imageanzeige
Titel-Eckfeld - Bestellung Nr. 4300003040 - W100 - 606
Titel
Sonderseite Gesundheitsexperten Bad Neuenahr-Ahrweiler