Wir lassen die Familien nicht allein!

Wir lassen die Familien nicht allein!

Ana Lucia Hahn. Foto: privat

Region. Seit 20 Jahren unterstützt der Bunte Kreis Rheinland Familien mit zu früh geborenen, chronisch und schwer kranken sowie beeinträchtigten Kindern. Das Leben für diese Familien ändert sich oft schlagartig. Zur Sorge um die Gesundheit des kranken Kindes kommen Entscheidungen über geeignete Therapien, spezielle Pflegeanforderungen und oft auch langwierige Diskussionen mit den Kostenträgern. Seit 20 Jahren unterstützt der Bunte Kreis Rheinland diese Familien an fünf Standorten. Stellvertretend für das Team stellen wir hier Ana Lucia Hahn vor. Sie ist Kinderkrankenschwester, leitet das Nachsorge-Team in Bad Kreuznach und arbeitet im Kreuznacher Diakonie Krankenhaus auf der Neo-Intensiv mit Frühgeborenen.

Was ist das Besondere an deinem Beruf?

Ich bin seit 30 Jahren Kinderkrankenschwester und das mit vollem Herzen. Gesundheit ist unser höchstes Gut und ich finde es sehr erfüllend, dass ich dazu beitragen kann, die Gesundheit und das Wohlbefinden von Kindern zu verbessern.

Was ist deine Aufgabe beim Bunten Kreis Rheinland?

Wenn die Eltern mit einem Frühchen oder schwer kranken Kind nach einem langen Krankenhaushalt entlassen werden, stehen sie oft vor großen Herausforderungen. Der sichere Klinikalltag mit der pflegerischen Betreuung und ärztlichen Überwachung ist nicht mehr gegeben und zu Hause muss ein neuer Alltag gefunden werden. Hier unterstütze ich. Ich leite die Eltern in der Versorgung ihres Kindes an und baue mit ihnen ein Versorgungsnetzwerk auf. Je nach dem was die Familie benötigt, sind dies zum Beispiel verschiedene Fachärzt*innen, Therapeut*innen, ein Pflegedienst und Selbsthilfegruppen.

Wie gehst du persönlich mit schwierigen Situationen um?

Generell sind die Familien, die ich kennenlerne, in einer sehr herausfordernden Situation. Es kommt beispielsweise vor, dass ein Kind in einer viel zu frühen Schwangerschaftswoche geboren wird, so dass die Familie eventuell monatelang um ihr Frühchen bangen muss. Oder das Kind wird mit einer syndromalen Erkrankung geboren, die viele Besonderheiten mit sich bringt. Manchmal begleite ich auch Familien, deren Kind einen schweren Unfall hatte und nun dauerhaft eingeschränkt ist. Ich versuche den Eltern immer zu zeigen, dass sie nicht alleine sind, dass sie den schwierigen Weg, auf dem sie sich befinden, nicht alleine gehen müssen. Ich höre zu. Zu erfahren, welche Schicksalsschläge Familien bewältigen müssen, geht mir ans Herz. Ich bin sehr empathisch und mitfühlend, gleichzeitig versuche ich professionell zu bleiben. Das kann schon ein schwieriger Balanceakt sein. Zum Glück habe ich ein tolles Team mit dem ich zusammenarbeite. Wir sind am Standort in Bad Kreuznach aktuell ein fünfköpfiges multiprofessionelles Team aus Kinderkrankenschwestern, einer Psychologin und einem Sozialarbeiter. Wir tauschen uns aus und unterstützen uns. Bei komplexen Problemen und Fragestellungen arbeiten wir eng zusammen um diese Stück für Stück zu lösen.

Was wünschst du dir für die Zukunft?

Über die Jahre hat sich die Pflege immer wieder verändert und weiterentwickelt. Wir legen heute zum Beispiel viel Wert auf eine entwicklungsfördernde Pflege und ein wichtiger Bestandteil ist die Einbeziehung und die Zusammenarbeit mit den Eltern. Das finde ich sehr wichtig. Generell würde ich mir wünschen, dass der Beruf der Pflege für junge Menschen attraktiver wird, damit viele diesen Beruf für sich als Berufung entdecken. Ich wünsche mir, dass politisch viel mehr passiert, so dass im Gesundheitssystem der wirtschaftliche Aspekt nicht im Vordergrund steht. Gerade für Familien mit einem kranken Kind sind die Hilfs- und Unterstützungsmöglichkeiten noch sehr gering. Diese Familien benötigen eine viel größere Lobby in unserer Gesellschaft. Durch unsere Arbeit in der sozialmedizinischen Nachsorge und die begleitenden Angebote vom Bunten Kreis Rheinland können wir zumindest einen kleinen Beitrag dazu leisten.

Bunter Kreis Rheinland