
Am 10.10.2017
Allgemeine Berichte„Gegen den Strom. Ein Festival an der Lahn“ ist ein junges Kulturfestival an der Lahn
„Zeitlos“
„Denis Wittberg und seine Schellack-Solisten“ boten ein besonderes Seh- und Hörerlebnis
Bad Ems. „Gegen den Strom. Ein Festival an der Lahn“ ist ein junges Kulturfestival an der Lahn. Es verbindet mehrere Lahngemeinden von Lahnstein bis Diez in einem einzigartigen Kulturprojekt von Mai bis Oktober. Veranstaltungen zu Musik, Literatur, Philosophie und Religion umkreisen das Motto des Kultursommers Rheinland-Pfalz unter vielfältiger Perspektive. Mit dem Engagement von „Denis Wittberg“ und seinen „Schellack Solisten“ hat Diethelm Gresch seine Veranstaltungsreihe „Gegen den Strom“ in der wunderschönen Kurstadt Bad Ems an der Lahn wieder einmal um einen Augen- und Ohrenschmaus bereichern können. So konnte Diethelm Gresch (1. Vorsitzende) Leiter des Festivals am Sonntag in der vollbesetzten Brunnenhalle in „Häcker’s Grand Hotel“ die Gäste zu einem weiteren Höhepunkt des Kulturfestivals begrüßen. „Zeitlos“ ein besonders Seh- und Hörerlebnis.
rollende „R´s“
„Denis Wittberg“ begrüßte das Publikum mit reichlich rollendem R, rrrund geht es in der Rrrotunde an der Rrreduit, viel Pathos im Auftreten und stilvoll nostalgischem Charme als Markenzeichen von „Denis Wittberg und seinen Schellack-Solisten“. Mit ihrem über zweistündigen, abwechslungsreichen Programm begeisterten sie ihr Publikum. Sie nahmen die Besucher mit auf eine meisterhaft präsentierte musikalische Zeitreise. Geboten wurde stilvolle Unterhaltung in einer Vielfalt an Stilen, mit spürbarer Begeisterung und einer Fülle an Instrumenten. Clara Holzapfel an der Violine zeigte auch ihr schauspielerisches Talent, ebenso wie Denis Wittberg als Sänger und amüsanter Conférencier, mit ausdrucksstarker Mimik und Gestik. Zurück gegeltes Haar, ein fast als „arrogant“ zu bezeichnender Gesichtsausdruck, leicht gedrehter Kopf und eine kerzengerade Haltung sind nicht die einzigen Markenzeichen des Sängers, der auch als Conférencier fungierte. Seine außergewöhnliche Stimme und seine Aussprache, mit dem rrrrrrollenden R versetzten das Publikum ohne Weiteres in die 20er Jahre. Die Werke erstrahlten im neuen orchestralen Klang, als wären sie aus dem goldenen Trichter eines Grammophons entsprungen, wobei man lediglich das Rauschen und Knistern einer Schellackplatte vermisste. Mit Titeln wie „Mein Hund beißt jeder hübschen Frau ins Bein“ und „Mein Bruder macht im Kino die Geräusche“ zeigten die neun Instrumentalisten um Denis Wittberg ihr Können. Mit weiteren Werken aus der „Neuen deutschen Welle“ erfreuten Denis Wittberg und seine Schellack-Solisten und bewiesen, dass die Schlagerwelt der frühen Achtzigerjahre nie an Popularität verloren hat. Wer hätte sich damals träumen lassen, dass „Der Kommissar“ von Falco oder „Völlig losgelöst“ von Peter Schilling so klingen könnte, als hätten bereits die Großväter in jungen Jahren dazu gepfiffen. Vielleicht weil Wittberg eine gewisse Ähnlichkeit mit Falco nicht abzusprechen ist, glaubte man ihm das. Die wohl tragischste Geschichte „vom Mädchen und dem Matrosen“ brachten die Vollblutmusiker in einer Rumba zu Gehör. Aber auch „17 Jahr blondes Haar“ von dem legendären Udo Jürgens durfte nicht fehlen. Immer wieder sorgte er mit seinen Moderationen zwischen den Musikstücken für Lacher im Publikum, während er bei reinen instrumentalen Passagen der Schellack Solisten fast gelangweilt am Flügel lehnte und zu den Gesangseinlagen gemäßigten Schrittes an das Mikrofon, welches natürlich im Stil der 20er Jahre gehalten war, schritt. Zusammen mit seinem Pianisten Jörg Walter Gerlach gelang es Ihm, Couplets und Schlager in typisch näselnder und hintersinniger Weise zum Vortrage zu bringen. Dabei helfen ihm die doppeldeutigen Texte und vor allem sein extravagant - lässiger und mondäner Vortragsstil. „Frauen brauchen einen Hausfreund“, stellt er mit Schmeichelstimme fest - und steht auf Wunsch gern zu Diensten. Ja, dass mit der Liebe ist so eine Sache … Auch der „kleine Leutnant“ „Armer chiggolo“ im sächsischen Dialekt, kamen super an. Ebenso, macht Wittberg und seine Solisten auf die baldige „Weihnachtszeit“ aufmerksam mit dem Titel „Weihnachten macht Spaß“ bevor es in die Pause ging.
Die Farben wurden getauscht
Im zweiten Teil des Konzertes wurden die Farben getauscht, Wittberg in schwarzem Frack, die Schellack Solisten in weißen Jacketts und die einzige Dame des Ensembles in einem bodenlangen golden glitzernden Kleid sorgten für einen optischen Genuss. Auch die Zuhörer konnten sich fühlen wie bei „Tanzmusik im Strandhotel“, bei der sich bekanntlich zwei Herzen schnell verlieben. Schließlich lassen sich beim Tanzen viele Gefühle „vertikal“ zum Ausdruck bringen, die am liebsten „horizontal“ ausgelebt werden wollten, wie die Zuschauer erfahren. Ob bei Foxtrott, Walzer oder Tango: Viele Füße wippen im Takt mit, auf den Stühlen sitzen zu bleiben scheint nicht leicht zu sein. Weiter ging es beschwingt mit „in meiner Badewanne bin ich der Kapitän“ und einem orientalischen Foxtrott „Salome“ bei dem der „Schlangenbeschwörer“ (Alexander Gärtner) erschossen wurde. Mit einer Mission zum Mars endete das Konzert „Ich kauf mir eine Rakete“.Das Rezept ist genial: Man nehme einen Sänger, einen Flügel, einen akustischen Bass und eine Tuba, Tenor-Banjo und Gitarre, Schlagwerk, zwei Saxophone/Klarinette, Trompete, Posaune und eine reizende Violine. Tosender Applaus sorgte für gleich zwei Zugaben, ohne die kamen die Künstler nicht von der Bühne, wo der „Kleine grüne Kaktus“ von der ersten Boygroup (Comedian Harmonists) nicht fehlen durfte. Die musikalische Leitung lag bei Jens Hunstein, der auch die Gitarre und das Tenor-Banjo spielte. „Zu viel Applaus wirkt unglaubwürdig“ mit diesen Worten und dem Titel „Abschied nehmen fällt mir gar nicht schwer“ verabschiedeten sich Denis Wittberg und seine Schellack Solisten, die 2018 bereits ihr 15-jähriges Bühnenjubiläum feiern können, von dem begeisterten Publikum.
Clara Holzapfel (Violine, Bajar), Jens Hunstein (Gitarre, Tenor-Banjo, musik. Leitung), Gerold Keßling (Flügel), Christian Diederich (Schlagwerk), Jörg Mühlhaus (Bass und B-Tuba), Lutz Glenewinkel (Posaune), Daniel Reiter (Trompete), Christian Seeger (Alt-Saxophon, Klarinette, Sopran-Klarinette und Bariton-Saxophon) und Alexander Gärtner (Tenor-Saxophon, Klarinette). Denis Wittberg (Gesang und Conférencier).

„Weihnachten macht Spaß“.

Alexander Gärtner am Tenor- Saxophon und an der Klarinette.

Till Krause an der Posaune.

Gesang und Conférencier: Denis Wittenberg