Im Wettstreit: Das Notos Quartett und das Flex Ensemble
Berauschende und sphärische Klänge in der Villa Bellestate
Grafschaft. Frisch unterrichtet im Churfürstlichem Schloß Engers von einem der berühmtesten Streichquartette der Welt, dem Juilliard String Quartett aus New York traten zwei Klavierquartette aus dem Kreis der Villa Musica-Stipendiaten am Sonntag im voll besetzten Saal des Grafschafter Kunstvereins auf.
Vor dem Beginn des Konzertes wurde das Flex-Ensemble und das Notos Quartett von der Vorsitzenden der Freunde der Villa Musica, Frau Barbara Harnischfeger, kurz eingeführt, haben doch die Freunde als Förderer der Landesstiftung Villa Musica beide Quartette bei CD-Produktionen, Videos
u. a. über lange Jahre hinweg finanziell unterstützt und auf den musikalischen Weg gebracht.
Das Notos Quartett, dem das englische Musikmagazin The Strad wegen ihres Zusammenspiels die Note „großartig und bezaubernd“ gab und deswegen den Parkhouse Award in London erhielt, spielte von Johannes Brahms das Klavierquartett Nr.2 A-Dur. Sommerlich leuchtend kommt in der freundlichen Tonart A-Dur das Klavierquartett daher, doch so unscheinbar sein Anfang anmutet, so gewaltig ist das, was auf den ersten Satz folgt: monumental ausufernd in vier langen Sätzen, quasi sinfonisch in Klang und Form. Entscheidend ist nicht so sehr die Melodie, sondern auf den Rhythmus kommt es an, auf das Wechselspiel zwischen Triolen und Duolen, wenn sich etwa im Dialog zwischen Klavier und Streichern ein winziges Seufzermotiv in Duolen mit Triolen ablöst. Typisch für Brahms ist die Umwandlung der gesanglichen Themencharaktere. So werden die lyrischen Gebilde in ihr dramatisches Gegenteil verkehrt und das spielerische Hauptthema in einen melancholischen Gesang verwandelt.
Nach der Pause trat das Flex Ensemble auf, eine international bunt gemischte und lebensfrohe Gemeinschaft aus Japan, Albanien, Polen und den Niederlanden. Ihm spricht die Fachpresse „virtuose und technische Perfektion“ zu. Gerade erst von einer umjubelten Tournee aus China zurückgekehrt, haben sie sich Gabriel Fauré ausgesucht, den „Vater des Impressionismus“. Sein erstes Klavierquintett Nr.1 c-Moll zählt zu den klangschönsten Werken der französischen Kammermusik. Es sollte nach dem Willen seines Lehrers Camille Saint-Saens der „Musique germanique“ 1883 etwas Gleichwertiges entgegensetzen. Das typisch Französische dieses Klavierquintetts ist nicht nur der gleichsam schwebende tänzerische Rhythmus, sondern auch der Anklang an die dorische Kirchentonart. Das Thema wird zwar in der typischen Sonatenform mit Durchführung, Reprise und Coda verarbeitet, kommt aber auf poetische Weise daher.
Mit den beiden konkurrierenden Streichquartetten – war doch das Notos Quartett im Wettbewerb um den Schumann-Kammermusikpreis in Frankfurt 2013 dem Flex Ensemble um den 3.Preis unterlegen – war die Matinée ein Erlebnis von außergewöhnlicher Schönheit, das noch in dem italienisch anmutenden Ambiente der Villa Bellestate und durch das herrliche Winterwetter gesteigert wurde.
Das Notos Quartett. Das Flex-Ensemble. Fotos: privat
