Sicherung und Sanierung der Versöhnungskirche langwierig und teuer
Wände nicht im Lot, der Dachstuhl auf Wanderschaft
Swisttal-Buschhoven. Die Zuversicht beim Kirchbauverein ist groß. „Das schaffen wir schon“, ist das Fazit von Lothar Kirschbaum, Vorsitzender des Vereins, bei der Vorstellung der Pläne, wie die barocke Saalkirche aus dem Jahr 1723 gesichert, saniert und restauriert werden kann. Bei dem Termin dabei war natürlich Pfarrer Ernst Edelmann, aber auch die Landtagsabgeordnete Ilka von Boeselager war gekommen, um ihre Unterstützung zuzusichern. Die notwendigen Arbeiten sind aber derart vielfältig, dass es nur in Etappen vorwärts gehen kann. „Wir müssen immer sehen, dass wir den nächsten Schritt finanzieren können, das wird einige Zeit dauern, aber wir fühlen uns diesem historischen Bau, einem wunderbaren Wahrzeichen von Buschhoven, verpflichtet“, so Kirschbauer.
Aber ein Baugerüst rings um das Kirchenhaus zeigt, dass die Arbeiten schon begonnen haben. Die obere Denkmalbehörde in der Bezirksregierung Köln hatte zunächst 20 tsd. Euro, dann insgesamt 35 tsd. Euro für die Sanierung des Mauerwerkes zugesagt. Insgesamt wird wohl am Ende, wenn alle Arbeiten einmal abgeschlossen sind, ein Betrag zwischen 1,2 und 2 Millionen Euro stehen. „Bei so einem historischen Gebäude, das bald 300 Jahre alt wird, kann man nie genau vorhersagen, welche Maßnahmen und Arbeiten da auf den Eigentümer zukommen“, erläutert Hans Reuter, Chef der Firma „Die Bauwerkstatt“ aus Brüggen (Mönchengladbach), die jetzt die Sanierung der Außenmauern in Angriff genommen hat. Zunächst werden Risse und Hohlräume in den Außenwänden verfüllt bzw. verdichtet. Schwerwiegender ist aber das Auseinanderdriften der Außenwände. Das tonnenschwere Dach drückt die Wände auseinander, sodass sie nicht mehr im Lot stehen. Schon jetzt weichen die Mauern 15 bis 18 Zentimeter von der Senkrechten ab. Daher müssen in die Mauern zusätzliche Stützpfeiler und neue Anker eingebaut werden. Drei bis vier Monate werden allein diese Arbeiten dauern.
Glück im Unglück - Putz fiel von der Decke
Noch am Reformationstag 2010, dem 31. Oktober, war die Kirche mit Gläubigen dicht besetzt gewesen. „Als ich dann zwei Tage später wieder in die Kirche kam, sah ich die Bescherung, etwa drei bis vier Quadratmeter Putz, darunter dicke Brocken, hatten sich von der Kirchendecke gelöst und waren heruntergefallen“, erinnert sich Pfarrer Edelmann an den Schrecken, der ihn bei dem Gedanken befallen hat, wenn dies bei der voll besetzten Kirche geschehen wäre. Der Gewölbeputz hat immerhin eine Stärke von 7 bis 10 Zentimetern. Zum Glück wurde auch nicht die historische und erst vor wenigen Jahren restaurierte Korfmacher-Orgel beschädigt, sie wurde nur ordentlich zugestaubt. Da die evangelische Gemeinde das Weihnachtsfest wieder in ihrer Kirche feiern wollte, war Eile geboten. Hans Reuter mit seinen Mitarbeitern und mit einem befreundeten Zimmermann, der sich ebenfalls auf die Restaurierung historischer Gebäude spezialisiert hat, wurde ein stabiles Holzgerüst samt einer Schutzplane in das Gotteshaus eingebaut. Pünktlich am Vormittag des Heiligen Abend wurden die letzten Arbeiten abgeschlossen.
Fragezeichen gibt es zur Dachsanierung
Noch nicht geklärt ist, wie die notwendige Dachsanierung der Kirche erfolgen soll. Infrage kommen sowohl der Gesamterhalt, eine vollständige Erneuerung, aber auch Teillösungen sind angedacht. Noch nicht im Einzelnen geklärt ist auch, inwieweit der Dachstuhl und die Gewölbekonstruktion erhalten werden können. „Unser Ziel ist es, möglichst viel von der historischen Substanz zu erhalten“, erklärte Axel Dominik, Inhaber des Ingenieurbüros, das in einem aufwendigen Gutachten die Schäden und notwendigen Sanierungsarbeiten dargestellt hat.
Finanzierung: öffentliche Zuschüsse und Spenden
Wie lange die Sanierung der Versöhnungskirche andauern wird, hängt vor allem von den finanziellen Mitteln ab, in welcher Höhe und wann sie zur Verfügung stehen. Ingrid von Hagen, Schatzmeisterin des Kirchbauvereins: „Wir haben natürlich verschiedene Anträge auf Förderung gestellt. Neben der Bezirksregierung hat auch das Amt für Denkmalpflege zugesagt, sich weiter an der Finanzierung zu beteiligen. „Unser Dank gilt aber auch allen, die aus der Bevölkerung mit großen und kleinen Spenden helfen, auch die Besucher unserer Benefizkonzerte tragen immer wieder dazu bei.“ Über zehn solcher Konzerte haben allein im Jahr 2013 stattgefunden. Neben den Gottesdiensten ist die Versöhnungskirche auch einer der kulturellen Mittelpunkte Buschhovens. „Der Einsatz für dieses historische Juwel lohnt sich“, sind sich Pfarrer Edelmann und Lothar Kirschbauer einig, „unsere Kirchen und die anderen historischen Gebäude geben unseren Gemeinden doch die Gesichter, die uns hier gerne leben lassen.“ RFW
Die Versöhnungskirche ist eingerüstet, die Arbeiten können beginnen. Fotos: WEIERT
