Aussenansicht der Dokumentationsstätte.Fotos: privat

Am 23.04.2025

Kultur und Geschichte

Regierungsbunker: Vom Geheimnis zum Museum

Dokumentationsstätte Regierungsbunker: Eine Zeitreise unter dem Berg

Ahrweiler. Seit fast 60 Jahren prägt der Regierungsbunker die Geschichte des Ahrtals, und das obwohl er das am besten gehütete Geheimnis der Bundesrepublik Deutschland war. Unterirdisch von der Außenwelt verborgen, wurde er im Dezember 1997 per Kabinettsbeschluss aufgegeben. Ein Jahr später war das ehemalige Staatsgeheimnis Geschichte und der lange Weg zur Dokumentationsstätte Regierungsbunker begann. Seit 2008 betreibt der Heimatverein Alt-Ahrweiler e.V. ein Teilstück der Anlage als Museum. Es ist einzigartig in Deutschland, dass ein gemeinnütziger Verein, eine Anlage des Bundes, Eigentümerin des Regierungsbunkers ist die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, trägt. Im Herbst 2020 wäre, wenn nicht die Corona-Pandemie ausgebrochen wäre, der Millionste Besucher begrüßt worden. Am 19. Januar 1962 gibt Bundeskanzler Konrad Adenauer nach langen Vorplanungen den Startschuss für den Ausbau der beiden längsten Tunnelanlagen im Ahrtal unter dem Kuxberg und unter dem Trotzenberg zum „Ausweichsitz der Verfassungsorgane des Bundes im Krisen und Verteidigungsfall zur Wahrung von deren Funktionstüchtigkeit“. Die beiden Tunnel ziehen sich in ihrer Ausdehnung von Ahrweiler nach Marienthal bis nach Dernau. Unter dem Decknamen „Anlagen des THW“ entsteht hier, ca. 25 Kilometer von der damaligen Bundeshauptstadt Bonn entfernt, eine 19 Kilometer große, unterirdische Stadt, die intern den Namen „Rosengarten“ trägt.

Hinein in den „Rosengarten“

Unter strengen Geheimhaltungsvorschriften wird zunächst der Ostteil der teuersten Einzelinvestition der Bundesrepublik Deutschland, die Kosten belaufen sich auf 4,3 Milliarden DM, mit den Bauteilen Ost/Ost und Ost/West bis zum Herbst 1965 fertiggestellt. Der Bau des Abschnittes West beginnt 1964 und endet 1971. Hier sind drei Bauteile entstanden: West/West, West/Mitte und West/Ost. Insgesamt sind ca. 20.000 Arbeiter, alle geheim verpflichtet, an der Großbaustelle beteiligt. Beide Hauptstollen wurden um Seitenstollen, Fluchtstollen und Versorgungsstollen erweitert und unterirdisch durch einen Verbindungsgang, der 60m tiefer liegt, verbunden. Die gigantische Stadt im Berg, in der 3000 Menschen einen Zeitraum von 30 Tagen überstehen sollten, besteht aus fünf autarken Bauteilen, jeder ausgestattet mit einer eigenen Energie-, Wasser-, Luft-, und Lebensmittelversorgung. Der Regierungsbunker verfügt über 936 Schlafräume sowie 897 Büros und Technikräume, einen Friseursalon, ein Hör- und Fernsehstudio des WDR und vier Krankenstationen. Lediglich der Bundeskanzler und der Bundespräsident sowie weitere hochrangige Politiker hätten über eigene Räumlichkeiten verfügt, alle anderen Bunkerbewohner wären in Mehrbett-Zimmern untergebracht worden. 140 Mitarbeiter der „Dienststelle Marienthal“ hielten den Bunker betriebsbereit, weitere 40 waren in der Bunkerverwaltung im Verwaltungsgebäude in Marienthal tätig.

Fallex und Wintex

Von 1966 bis 1989 fanden alle zwei Jahre Natoübungen im Regierungsbunker statt. Die Übungen wurden nach Fallex 68 (Herbstübung) in Wintex (Winterübung)) umbenannt, der Rhythmus wechselte vom Herbst in den Winter und begann mit Wintex 71. Alle Nato-Übungen, die ohne reale Truppenbewegungen stattfanden, führten stets zum Dritten Weltkrieg. Das Szenario begann immer ähnlich. Bürgerkriegsähnliche Entwicklungen in Jugoslawien führten zu einem Einmarsch der Truppen des Warschauer Pakts, das wiederum rief die Nato auf den Plan. Weitere internationale Komplikationen und Konfrontationen lösten den Einsatz von konventionellen Waffen aus, dem ein vermehrter Atomwaffeneinsatz folgte.

Nachdem weder Verkauf noch Vermietung der riesigen Anlage zum Tragen kam, erfolgte 2001 der Startschuss für den Rückbau des ehemals geheimsten Bauwerks in der Geschichte der Bundesrepublik. 203 Meter wurden erhalten und als „Dokumentationsstätte Regierungsbunker“ 2008 eröffnet. Der Museumsteil gibt einen repräsentativen Überblick über das Bauwerk und anhand der verbliebenen Meter bekommen die Besucher einen Einblick in einen der fünf Bauteile der Anlage. Imposanten Auftakt bildet der Eingangsbereich mit Umgehungsschleuse, 25 Tonnen schweren Rolltoren und Dekontaminationsanlage. Der Trakt des Bundespräsidenten mit Schlafraum und Mobiliar des Präsidialamtes ist ebenso vertreten, wie der Friseursalon, Teile des ehemaligen WDR Fernsehstudios und das Bunkerkrankenhaus mit der Originaleinrichtung, inklusive Zahnarztstation aus den 1960er Jahren. Millionen Menschen - in Kürze wird der oder die 1.111.111 Besucher*in gezählt werden - haben sich bereits ein Bild vom Bauwerk des Kalten Krieges gemacht, darunter auch der Bundespräsident Horst Köhler.

2009 ist der Regierungsbunker mit dem Europa Nostra Preis ausgezeichnet worden, dem höchsten europäischen Kulturpreis. Mittlerweile gibt es auf Initiative der Dokumentationsstätte Regierungsbunker ein europaweites Netzwerk mit den Regierungsbunkern anderer Länder, z.B. Italien, Niederlande und Dänemark. In Coronazeiten mussten die Gruppen deutlich verkleinert werden. Somit haben die Besucher nun die Möglichkeit sich in exklusiven Führungen einen Einblick in die Geschichte des Regierungsbunkers zu verschaffen. Die Wartezeit auf die Führung können die Gäste im neu errichteten Bistro verbringen. Am Originalschauplatz Regierungsbunker vermitteln die mehr als 40 Gästeführer und Gästeführerinnen den Besuchern national und international, Jung und Alt, auf anschauliche Weise die Zeit des Kalten Krieges und die Konfrontation der beiden Supermächte mit ihren hochgerüsteten Atomwaffenarsenalen. Tickets und weitere Informationen gibt es unter https://www.regbu.de/.

Die Aussichtsplattform ermöglicht tiefe Einblicke in den Bunker.

Die Aussichtsplattform ermöglicht tiefe Einblicke in den Bunker.

In dieser Suite sollte sich im Ernstfall der Bundespräsident aufhalten.

In dieser Suite sollte sich im Ernstfall der Bundespräsident aufhalten.

Die Kommandozentrale war das Herzstück des Bunkers.

Die Kommandozentrale war das Herzstück des Bunkers.

Massive Stahltüren sollten die Menschen im Bunker schützen.

Massive Stahltüren sollten die Menschen im Bunker schützen.

Aussenansicht der Dokumentationsstätte. Fotos: privat

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