Nach der Katastrophe waren 26 Orte an der Ahr ohne Wasserversorgung

Ein Jahr nach der Flut: 60 Prozent der neuen Wasserleitungen sind verlegt

Ein Jahr nach der Flut: 60 Prozent der neuen Wasserleitungen sind verlegt

In Laach werden an einer besonders engen Stelle neue Leitungen verbaut. Foto: Zweckverband Wasserversorgung Eifel-Ahr

14.07.2022 - 09:11

Kreis Ahrweiler. Wenn Theo Waerder auf die zurückliegenden zwölf Monate Aufbauarbeit an der Ahr blickt, tut er das mit Stolz. „Wir haben Enormes geschafft“, sagt der Werkleiter des Zweckverbandes Wasserversorgung Eifel-Ahr. 60 Prozent des neuen Leitungsnetzes sind in den von der Flut zerstörten Ortschaften bereits verlegt.

Der Zweckverband Wasserversorgung Eifel-Ahr ist der Wasserversorger der Verbandsgemeinden Adenau und Altenahr, die von der Flutkatastrophe vor einem Jahr schwer getroffen wurden. Er versorgt rund 30.000 Kundinnen und Kunden. Eine seiner Haupttransportleitungen, die sogenannte Tallinie, verläuft von Dorsel bis Marienthal rund 40 Kilometer entlang der Ahr.


26 Orte ohne Wasser


Die Wucht, mit der das Wasser in der Nacht vom 14. auf den 15. Juli kam, ist so stark gewesen, dass sie große Teile der Tallinie zerstörte. 30 Kilometer davon werden neu aufgebaut. „26 Orte waren ohne Wasser und damit mehr als die Hälfte, die wir versorgen“, beschreibt Waerder die Dimension. Oberstes Ziel war deshalb, die Menschen an der Ahr wieder zügig mit Wasser und Trinkwasser zu versorgen. Das geschah teils per Tankwagen und über Notleitungen zu Hochbehältern „Es hat uns geholfen, dass wir vor einigen Jahren ein Ersatzwassersystem unter anderem aus der Wahnbachtalsperre aufgebaut haben“, so Waerder.

Allerdings konnten sein zehnköpfiges Team und er nicht überall darauf zugreifen. „Es funktioniert zwar wie das Adersystem im Körper, braucht aber eben auch Leitungen und die fehlten“, blickt er zurück. Mittlerweile sind alle Haushalte angeschlossen, Lücken im Netz gibt es allerdings noch zwischen Ahrbrück und Kreuzberg sowie zwischen Insul und Schuld – den besonders stark betroffenen Orten.


Die neuen Leitungen sind hochwasserbeständig


Schnell war klar, dass die neuen Leitungen in einer hochwasserbeständigen Bauweise entstehen sollen. „Zudem haben wir Synergien genutzt und Kosten gespart, in dem wir möglichst viele Maßnahmenträger beteiligt haben, die gemeinsam an einer Infrastrukturtrasse arbeiten“, erklärt der Werkleiter des Zweckverbandes. Dass man schon so weit sei, begründet Waerder auch mit der schnellen Auftragsvergabe noch in 2021.

Neben Wassertransportleitungen verlegt der Zweckverband schon seit Jahren Leerrohre für Steuerkabel und Glasfaser mit. Neu hinzugekommen sind nach der Flut Leitungen für Gashochdruck und Gasmitteldruck. Denn für eine Gasversorgung fehlte es im gesamten Ahrtal oberhalb von Walporzheim bislang an der notwendigen Infrastruktur. Das gesamte System ist wasserstofffähig also H²-ready.


Deutschlands größtes Bio- und Greengas-Netz


„Uns ist wichtig, ein Energierückgrat an der Ahr zu bieten, an das sich Orte andocken können“, führt Waerder aus. Allerdings soll es unbedingt zukunftsfähig und nachhaltig sein. Weshalb Waerder und seine Leute nicht weniger als


Deutschlands größtes Biogas- und Greengas-Netz installieren wollen.


„Dafür möchten wir das Biogas nutzen, das bei der neuen Klärschlammfaulung der geplanten Erweiterung der Kläranlage Dümpelfeld der Verbandsgemeinde Adenau entsteht“, sagt Waerder. Außerdem könnte eine neue Biogasanlage in unmittelbarerer Nähe errichtet werden, die Abfälle aus der Biotonne, der Landwirtschaft und dem Weinbau nutzt und zu Biogas umsetzt.

Überlegt wird auch, mit einem Elektrolyseur Wasserstoff und Sauerstoff zu gewinnen. Der Sauerstoff könnte in der Kläranlage den biologischen Abbauprozess verbessern, während der Wasserstoff mit dem CO² aus den Abbauprozessen oder der Klärschlammtrocknung mit Holzhackschnitzeln weiter zu Biomethan umgewandelt werden könnte. Insgesamt also ein besonders ökologisches System.

„Ein weiterer Vorteil des leitungsgebundenen Gasleitungsnetzes wäre, dass bei der Energiebelieferung keine weiteren Verkehrsbelastungen durch Fahrzeugtransporte entstehen, wie sie bei der Verwendung von Flüssiggas, Heizöl oder festen Brennstoffen wie Holz, Pellets, Kohle oder Holzhackschnitzeln entstehen werden“, betont Waerder. Selbst als umweltfreundlich eingestufte Wärmemittel wie Holzhackschnitzel verursachen durch Transport der Brennstoffe und den Abtransport von Verbrennungsrückständen vermeidbare Emissionen im Ahrtal.


Machbarkeitsstudie liegt vor


Waerder geht sogar so weit, dass selbst die Anlieferung der Reststoffe, also des Biomülls, nachhaltig erfolgen kann: „Wir könnten dann Energieversorgung und Mobilität verbinden, weil die Müllautos auch mit Biogas CO²-neutral betrieben werden könnten.“ Eine Machbarkeitsstudie steht kurz vor dem Abschluss, erste Ergebnisse haben bereits die Sinnhaftigkeit des Biogasprojekts bescheinigt. Wenn am Ende die Politik zustimmt, könnte der Zweckverband Wasserversorgung Eifel-Ahr Fördergelder - beispielsweise des Landes Rheinland-Pfalz - beantragen.

Zur Summe des Gesamtschadens des Zweckverbandes an der Ahr nach der Flut gibt es wegen laufender Maßnahmen noch keine abschließende Bilanz. „Wir schätzen, dass es mindestens 70 Millionen Euro werden könnten“, sagt Waerder.

Pressemitteilung Zweckverband Wasserversorgung Eifel-Ahr

Weitere Beiträge zu den Themen

Artikel bewerten

rating rating rating rating rating
Kommentare können für diesen Artikel nicht mehr erfasst werden.
Stellenmarkt
Weitere Berichte

Die Begegnung endete im Krankenhaus

Pech gehabt: Autoknacker bekommt tierische Abreibung

Euskirchen. Am Donnerstag (3. Oktober) wurden in den Morgenstunden mehrere Fahrzeuge und eine Garage in Euskirchen-Großbüllesheim und Euskirchen-Wüschheim aufgebrochen. In der Scottstraße in Euskirchen-Großbüllesheim wurde die Garage von einem Einfamilienhaus aufgehebelt. Aus der Garage wurde ein E-Bike entwendet. Weiter wurden an vier Fahrzeugen die Seitenscheiben eingeschlagen. Nach ersten Erkenntnissen wurden aus den Fahrzeugen keine Gegenstände entwendet mehr...

Heute geht es endlich wieder los!

Sinziger Weinherbst: Das Programm im Überblick

Sinzig. Der Herbst steht vor der Tür, und das bedeutet: Es ist Zeit für den Sinziger Weinherbst! Vom Freitag, 4. Oktober bis Sonntag, 6. Oktober laden wir Sie herzlich auf unseren Marktplatz ein, um gemeinsam das Beste aus Wein, Genuss und Musik zu feiern. mehr...

Regional+
 

Tragischer Unfall bei Rheinbreitbach

B 42: Autofahrer stirbt nach schwerem Unfall

Rheinbreitbach. Am 02.10.24 gegen 07:15 Uhr kam es auf der B42, kurz hinter der Landesgrenze von NRW in der Ortslage Rheinbreitbach, zu einem folgenschweren Verkehrsunfall. Ein 50-jähriger Fahrzeugführer eines Renault Kangoo kam aus bislang ungeklärter Ursache von seiner Fahrspur in den Gegenverkehr und stieß dort mit einem LKW zusammen. Aufgrund des Zusammenstoßes war der Fahrzeugführer in seinem PKW eingeklemmt und erlag anschließend noch vor Ort an seinen Verletzungen. mehr...

Die Polizei fand den Fahrer in seinem Fahrzeugwrack

A3: Heftiger Unfall mit 2,4 Promille

Neustadt (Wied). Am Freitag, den 04.10.2024, gegen 14:00 Uhr, wurde der Polizeiautobahnstation Montabaur ein Verkehrsunfall auf der A3 in Fahrtrichtung Köln, am Beginn der Baustelle Wiedtalbrücke, gemeldet. Der alleinbeteiligte Fahrzeugführer beschädigte dabei mehrere Warnbaken, die den Verkehr von drei auf zwei Fahrstreifen begrenzen, und kam mit seinem nicht mehr fahrbereiten Fahrzeug in der Anschlussstelle Neustadt (Wied) zum Stehen. mehr...

Anzeige
 
Sie müssen angemeldet sein, um einen Leserbeitrag erstellen zu können.
Weitere Berichte
Schwerer Verkehrsunfall auf der B42

Aus dem Polizeibericht

Schwerer Verkehrsunfall auf der B42

Rheinbreitbach. Am 02.10.2024 ereignete sich gegen 07:15 Uhr auf der B42 in der Ortslage Rheinbreitbach, kurz hinter der Landesgrenze zu Nordrhein-Westfalen, ein schwerer Verkehrsunfall. Ein 50-jähriger... mehr...

Schwerer Unfall auf der K65

Aus dem Polizeibericht

Schwerer Unfall auf der K65

Mülheim-Kärlich. Am Mittwoch, den 02.10.2024, gegen 15:10 Uhr kam es auf der K65 zwischen Mülheim-Kärlich und Kettig zu einem schweren Verkehrsunfall. Dabei befuhren vier Fahrzeuge die K65 in Fahrtrichtung Kettig. mehr...

Kirmesbesuch endet mit großem Polizeinsatz

Aus dem Polizeibericht

Kirmesbesuch endet mit großem Polizeinsatz

Gebhardshain. Am Donnerstag, dem 03.10.2024, wurde die Polizei Betzdorf um 11:23 Uhr alarmiert, weil sich zwei Jugendliche auf dem Kirmesplatz in Gebhardshain mit einer Pistole aufhielten und auffällig damit hantierten. mehr...

Leserbrief zur Parksituation in Bad Neuenahr-Ahrweiler

Barsch abgefertigt

Vor drei Wochen haben wir gegenüber dem Friedhof Ahrweiler geparkt, offensichtlich ein viel benutzter Parkplatz in einer Großbaustelle. Ein Parkhinweis war nicht zu sehen, befragten Einheimischen auch unbekannt. mehr...

Persönliche Bürgersprechstunde in Vallendar

Peter Moskopp, MdL

Persönliche Bürgersprechstunde in Vallendar

Region. Der CDU-Landtagsabgeordnete des Wahlkreis 10, Peter Moskopp, bietet quartalsmäßig Bürgersprechstunden an. Am Dienstag, 8. Oktober 2024 von 16- 18 Uhr findet die persönliche Bürgersprechstunde in den Räumlichkeiten der Stiftung im Generationenzentrum/Seniorenheim St. mehr...

„Wer Einsatzkräfte angreift,
der greift uns alle an“

Diedenhofen (SPD) besucht die Polizei in Straßenhaus

„Wer Einsatzkräfte angreift, der greift uns alle an“

Straßenhaus. Stetiger Austausch mit der Blaulichtfamilie: Der heimische Bundestagsabgeordnete Martin Diedenhofen (SPD) besuchte kürzlich die Polizeiinspektion Straßenhaus. Der Austausch reiht sich in zahlreiche Termine bei Polizei, Feuerwehr, THW und Co. mehr...

Sieg gegen HSV Rhein-Nette

Mülheim/Urmitz. Am vergangenen Sonntag konnte die HBMU-Reserve den zweiten Heimsieg in Folge einfahren. Dabei hatte man das Spiel bis auf wenige Minuten in der ersten Halbzeit immer im Griff. Aufgrund... mehr...

LESETIPPS
GelesenNeueste
Kommentare

Bericht für 2023 liegt vor

Rainer Lachmann:
Wie soll man denn strafrechtliche Konsequenzen in politischen Handeln erwarten? Es denkt ja nichtmal ein vergesslicher Bundeskanzler an einen Rücktritt, ein Gesundheitsminister nicht an seine Lobbygeschichten und sovieles mehr....
juergen mueller:
Na ja, wenn ich mir so anschaue, was die AfD in Sachen Energiepolitik (mit Umweltschutz hat sie eh nix am Hut))für einen Standpunkt vertritt, dann ist mir endlich klar, was unter "dümmster" Energiepolitik zu verstehen ist. Vor allem die nordischen Länder haben uns, was die Energiepolitik betrifft,...
Amir Samed:
Es gibt eine Studie aus Norwegen, die diese (deutsche) dümmste Energiepolitik der Welt (laut Wall Street Journal) auf ihre Bezahlbarkeit und ihren Umwelteffekt untersucht hat. Die Ergebnisse in Kurzform: Die Kosten der deutschen Energiewende betrugen seit 2002 etwa 696 Milliarden €. Erreicht wurde eine...

Sicherheit im Fokus

juergen mueller:
Unsere "innere und äussere" Sicherheit ist schon alleine durch das Bestehen und den Fortbestand der AfD gefährdet....
Amir Samed:
Ddie Gesellschaft ist mittlerweile so fragmentiert, dass sie durch ideologische Vorgaben nicht mehr zusammengehalten werden kann. Im Gegenteil: Diese Vorgaben fesseln und lähmen dort, wo die Gesellschaft sich tatkräftig und sachorientiert Problemen zuwenden müsste. Polarisierung ist der "kniff", auf...
Peter Fuhr:
Ein blanker Hohn, wenn sich die AfD als Verteidiger der Wehrhaften Demokratie bezeichnet. Sind sie es doch, die nachgewiesener Maßen so manche Personalia in ihren Reihen hat, welche Rechtsextreme Gesinnung, in Vergangenheit und Gegenwart, beweist. Peter Fuhr - Mathematiker, Biologe...

Fast wie nach Hause kommen

Richard Welter:
Die Städtepartnerschaft von Andernach mit Ekeren ist eine lebendige Partnerschaft, an der die Bevölkerung auf beiden Seiten aktiv mitwirkt. Die Verbindung geht weit über gemeinsame Treffen der offiziellen Vertreter der Städte hinaus. Mehr als 15 gemeinsame Veranstaltungen stehen in diesem Jahr auf dem...
Haftnotiz+
aktuelle Beilagen
Inhalt kann nicht geladen werden

 

Firma eintragen und Reichweite erhöhen!
Service