Über 100 Sinziger kamen zur großen Innenstadtkonferenz

Kreativ für dieEntwicklung der Innenstadt

Kreativ für die
Entwicklung der Innenstadt

Großer Andrang herrschte bei der Innenstadtkonferenz im Sinziger Rathaus. BL

Sinzig. Großer Andrang im Sitzungssaal des Sinziger Rathaus und im gesamten Verwaltungsgebäude. Die große Innenstadtkonferenz im Zuge der Entwicklung des integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzepts (ISEK) lockte über 100 Sinziger Bürger in den Ratssaal. Die beteiligten Ingenieurbüros aus Köln und Dortmund hatten die Veranstaltung blendend vorbereitet und organisiert. Es wurde wie angekündigt, wenig geredet und referiert, sondern die Bürger waren selbst gefragt.

„Es gibt keine Denkverbote, und auch verrückte Ideen sind gefragt“, dies hatten Bürgermeister Andreas Geron und Stadtplaner Frank Böhme, der seit 1985 in der Sinziger Stadtsanierung tätig war, vor der Veranstaltung noch einmal herausgestellt. Geron hatte aber auch eines klargemacht: „Es geht heute nicht um Parkverbotsverstöße, Hundehaufen, Vandalismus oder die Gülleproblematik. Dieser unerfreuliche Aspekt der Sinziger Realität soll am Montag, 24. September, bei einer weiteren Bürgerversammlung behandelt werden. Dann soll ein kriminalpräventiver Rat aus der Taufe gehoben werden.“

Bund und Land gewähren kräftige Zuschüsse

„ISEK ist kein alleiniger Heilsbringer, entscheidend wird sein, was wir wirklich am Ende umsetzen können“, so der Verwaltungschef weiter. Dabei wird die Stadt auch auf den Erfahrungsschatz von Stadtplaner Frank Böhme zurückgreifen, der Sinzig seit 1985 und wie seine Westentasche kennt. Grundlage für das Ganze ist die Tatsache, dass Sinzig im Jahr 2017 ins Förderprogramm „Stadtumbau“ von Bund und Land aufgenommen wurde. Dies wird in den kommenden Jahren Zuschüsse in beträchtlicher Höhe von bis zu 70 Prozent bescheren. Kleiner Haken: Die Stadt ist jeweils mit einem Drittel der Kosten mit im Boot. Immerhin bis Ende des Jahres 2018 steht ein Startkapital von rund 560.000 Euro zur Verfügung.

Untersucht werden soll nun ein „Sanierungsgebiet“ in der Größe von rund 40 Hektar. Dort soll der Förderbedarf für Einzelobjekte und Flächen ganz genau festgelegt werden. Übrigens ganz wichtig: Die Jahnwiese oder das Rick-Gelände sind in diesem Sanierungsgebiet enthalten. Die näheren Erläuterungen gaben Gudula Böckenholdt vom Planungsbüro CIMA aus Köln und Joachim Sterl vom Partnerbüro Post/Welters aus Dortmund.

Stadt verfügt über Stärken und Potenzial

Die Planer selbst waren in den vergangenen Wochen mehrfach in Sinzig unterwegs und haben die Stärken und Schwächen der Stadt recht genau unter die Lupe genommen. Eindeutige Stärken sind die Lage der Stadt an Rhein und Ahr, die historische Altstadt mit ihren Parks und prägenden Gebäuden wie Schloss, Rathaus und Kirche. Als wichtige Potenzialflächen wurden das Gelände der ehemaligen Druckerei, die Jahnwiese und das ehemalige Rick-Gelände benannt. Ärgern tun sich die Sinziger wohl über die Leerstände und teilweise maroden Gebäude mitten in der City. Immer wieder angemahnt auch im Hinblick auf die touristische Entwicklung: ein Hotel in der Innenstadt oder barrierefreier Wohnraum. Der Belebung der öffentlichen Flächen wie etwa Marktplatz und Kirchplatz steht ebenfalls im Konzept. Luft nach oben besteht wohl auch bei der Innenstadtbelebung sowohl durch die Ansiedlung von Dienstleistern, Gastronomie, aber auch Einzelhandel und Wohnen.

Die Veranstaltung mündete dann schnell in die sogenannte Kreativphase ein. Auf drei Etagen des Rathauses waren die Bürger gefragt. Auf Stellwänden konnten sie ihre Anregungen, Ideen, aber auch Kritik anbringen. Und diese Gelegenheit wurde intensiv genutzt. Gudula Böckenholdt hatte in Sinzig eine sehr gute kommunikative Atmosphäre innerhalb von Vereinen und Institutionen ausgemacht. Kein großes Wunder, denn bei der Planung der Jubiläumsfeierlichkeiten im Jahr 2017 waren die Bürger ja ebenfalls umfangreich beteiligt worden. Und viele der Teilnehmer von damals hatten sich auch diesmal im Rathaus eingefunden.

Rick-Gelände und Jahnwiese beschäftigen die Bürger

Nach dem Ende der Kreativphase wurde eine erste vorsichtige Bilanz gezogen. Ein Schwerpunkt war natürlich der Verkehr in der Innenstadt. Eine Fußgängerzone oder zumindest deutlich weniger Verkehr wurden immer wieder gefordert. Natürlich spielte auch die alternative Planung für das Rick-Gelände eine Rolle. Viele Bürger können sich dort einen Ahruferpark mit Café und Spielplatz vorstellen, der bestens an die Innenstadt angebunden werden soll. Ganz kreativ war die Idee, einen Wasserlauf vom Kirchplatz über die Jahnwiese bis zum Rick-Gelände zu installieren. Es ging aber auch zum Beispiel darum, Sinzig als Musikstadt zu profilieren, und es gab ein Feuerwerk weiterer Ideen.

Es wird nun Job der Planungsbüros sein, die Ideenvielfalt zu dokumentieren und zu analysieren. Damit ist die Bürgerbeteiligung aber längst noch nicht abgeschlossen. In den kommenden Monaten soll es weitere Arbeitsgruppen, Workshops und Aktionen zum Thema ISEK in Sinzig geben. Die Sinziger scheinen auf jeden Fall bereit engagiert mitzumachen.