Die Landratswahl im Blick

Vier Kandidaten möchten die Kreisspitze übernehmen

Vier Kandidaten möchten die Kreisspitze übernehmen

Die Landratskandidaten Horst Gies, Dr. Axel Ritter, Christoph Schmitt und Cornelia Weigand waren zu Gast im Krupp Medienzentrum. Foto: ROB

Kreis Ahrweiler. Es ist eine einzigartige Wahl: Nach der Flutkatastrophe vom 14. auf den 15. Juli hat sich der Kreis Ahrweiler verändert. Der ehemalige Landrat Dr. Jürgen Pföhler hat sich in den Ruhestand versetzen lassen. Nun sucht der Kreis bei der Landratswahl am 23. Januar 2022 einen Nachfolger. Bewerbermangel herrscht nicht. Gleich vier Kandidaten möchten die Kreisspitze übernehmen: Horst Gies tritt für die CDU an, Dr. Axel Ritter, Cornelia Weigand und Christoph Schmitt werfen als unabhängige und überparteiliche Bewerber ihren Hut in den Ring. So herausfordernd die Aufgaben auch werden, die vier Kandidaten sind sich über die Zukunft des Kreises einig: Nur gemeinsam wird es funktionieren, die gewaltigen Herausforderungen im Ahrtal zu übernehmen. Doch der Kreis Ahrweiler ist nicht nur mit der Flut gleichzusetzen – auch am Rhein, der Grafschaft und dem Brohltal warten große Aufgaben. Über ihre Ziele informierten die Amtsbewerber nun in einem Redaktionsgespräch mit Hermann Krupp, Geschäftsführer des Krupp Verlages und Chefredakteur, und Junior-Chefin Susanne Tack.

Zunächst bat Hermann Krupp um eine kurze Vorstellung, und Cornelia Weigand machte den Anfang. Die 50-jährige Diplom-Biologin ist Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde Altenahr und verwaltet somit eine Kommune, die besonders von der Flut betroffen ist. Vor Ort aktiv ist auch der promovierte Architekt Dr. Axel Ritter. Der Bad Neuenahrer möchte sich vor allem den baulichen Aspekten im Ahrtal widmen. Auch Horst Gies, Erster Kreisbeigeordneter und somit Interimschef im Kreis und Landtagsabgeordneter, möchte Landrat werden. Gleiches gilt für den überparteilichen Starter aus dem Brohltal, Christoph Schmitt. Die wichtigste Eigenschaft stellen die Kandidaten schon zu Beginn klar: Der Zusammenhalt im Kreis funktioniert. Gerade jetzt, wo das Ziel nach der Flut klar festgestellt ist.

Es gibt erheblichen Verbesserungsbedarf

Hermann Krupp und Susanne Tack hatten zur Zukunftsfähigkeit des Kreises einige Fragen vorbereitet. „Wie sieht die Situation im Landkreis derzeit aus und was muss dringend erledigt werden?“ lautete die Einstiegsfrage. Cornelia Weigand hat dazu eine klare Meinung. Sie möchte vor allem Grundbedürfnisse sichern und stellt fest, dass sich das Ahrtal nicht nur über die Flut definiert. Klimawandel und ein bedarfsgerechter ÖPNV werden künftig eine bedeutende Rolle spielen. So soll die E-Mobilität künftig im Kreis eine größere Bedeutung erlangen. Über den Tellerrand möchte auch Dr. Axel Ritter schauen. Der Architekt aus der Kreisstadt möchte gerade im Katastrophenschutz Akzente setzen. Um das Ahrtal auch für mögliche Jahrhundertfluten zu sichern, benötige es vor allem Maßnahmen im baulichen Bereich. Die Ansprüche der Bürgerinnen und Bürger sollen ebenfalls nicht zu kurz kommen: „Ich möchte, dass die Menschen glücklich sind.“ Änderungen möchte auch Horst Gies herbeiführen. Ein „Weiter so“ solle es mit ihm an der Kreisspitze nicht geben. Vielmehr betont der Christdemokrat, dass es noch erheblichen Verbesserungsbedarf gebe. Insbesondere, wenn es um die Hilfsleistungen der Landesregierung gehe. „Hier ist noch viel Luft nach oben,“ sagt der Ahrweiler. Im Kreis sei man allerdings zusammengerückt, sagt er. „Gerade die Kommunen, die nicht von der Flut betroffen waren, haben enorm geholfen“, sagt Gies. Ähnlich sieht es auch Christoph Schmitt. Der 35-Jährige betont hier gerade die enorme Hilfe aus der Grafschaft als wichtigem Standort. Auch wenn die interkommunale Zusammenarbeit funktioniere, hapere es dennoch an der Kommunikation mit den Bürgern. „Hier hat es in der Vergangenheit nicht funktioniert“, stellt er kritisch fest.

Aufbau der Infrastruktur mit neuen Ideen

Für Hermann Krupp sind diese Aussagen allerdings zu schmal. „Werden Sie doch bitte noch konkreter: Wo liegen Ihre Ziele für den Kreis Ahrweiler mit Ihnen an der Spitze?“ möchte der BLICK aktuell-Chef wissen. Dr. Axel Ritter hat eine Antwort: „Wir müssen den Kreis komplett neu denken.“ Dazu gehöre es, auch die komplette Wohn- und Lebenssituation im Kreis auf Herz und Nieren zu prüfen. Der unabhängige Bewerber wünscht sich ein konkretes „Neudenken“, gerade wenn es um Architektur geht. Aber auch das Miteinander im Kreis soll sich laut seiner Meinung ändern. „Ich will, dass alle Menschen glücklich sind und mich für das Wohl aller einsetzen“, unterstreicht er.

Eher faktengebunden kommt das Statement von Horst Gies daher. „Zunächst ist es wichtig, im Kreis ein vernünftiges Hochwasserschutzkonzept auf die Beine zu stellen“, weiß er. Da sei man bereits dran, fügt der 1. Kreisbeigeordnete hinzu, und: „Wir haben hier schon eine Menge erreicht.“ Als Beispiel nennt er das neue Netz von Warnsirenen im Kreis. Nun gelte es jedoch, sich dem Neuaufbau zu widmen. Um das zu bewerkstelligen, benötige es jetzt vor allem Personal. Dass der Kreis allerdings sich nicht nur aus der Katastrophe heraus definiert, sei ihm bewusst. So möchte er sich für einen funktionierenden ÖPNV und intakte Straßen einsetzen.

Zum Thema Infrastruktur hat auch Christoph Schmitt eine Idee. So ist ihm die soziale Infrastruktur wichtig. Aber auch der Schutz vor kommenden Hochwasserereignissen stehe bei ihm ganz oben auf der Agenda. „Hochwasserschutz und Klimaschutz gehen Hand in Hand“, sagt er. Und weiter: „Hier benötigt der Kreis jetzt einen Macher“.

Cornelia Weigand hat ebenfalls ihre Meinung. „Wiederaufbau muss Neuaufbau sein“, sagt sie. Deshalb möchte sie vieles „neu denken“, um auch den nachfolgenden Generationen ein lebenswertes Ahrtal zu hinterlassen. Dazu gehöre es auch, die Herausforderungen des Klimawandels zu akzeptieren. „Wir benötigen gerade jetzt in einem kaputten Tal bessere Konzepte für ein gemeinschaftliches und generationenübergreifendes Miteinander“, so Weigand. Und: „Ein Teil des ´alten Ahrtals`, also der Charme der 1960er Jahre, wurde sicherlich weggespült.“ Nun müsse man neue Wege gehen.

Dass der Kreis Ahrweiler sich nicht nur durch die Flutkatastrophe definiert ist auch Susanne Tack bekannt. „Wie möchten Sie den Spagat zwischen Katastrophe und politischem Alltag gestalten?“ fragt sie. Horst Gies wünscht sich Klartext: „Wir müssen zunächst den Wiederaufbau erreichen“, betont Gies. „Und der muss vor allem eines sein: Schnell und solide.“ Es gelte, zügig wieder aufzubauen. Gerade die Sportstätten habe Gies auf der Agenda. Generell gelte es, das Ehrenamt wieder im Bewusstsein höher anzusiedeln. Auch im Tourismus wolle man punkten; neue Fahrradwege seien hier das wichtigste Ziel.

Hierzu stimmt auch Christoph Schmitt ein. „Ein Fahrradweg von Blankenheim bis nach Sinzig würde den ganzen Kreis voranbringen“, sagt er. Cornelia Weigand hat indes die Mehrgenerationenfähigkeit im Blick: „Wir müssen auch abseits der Katastrophe eine normale Lebenswelt etablieren.“ Und für Axel Ritter steht fest: „Wir brauchen neue Bauideen!“

Dazu stellte sich für Hermann Krupp und Susanne Tack vor allem eine Frage: „Was braucht der Kreis – einen Moderator, einen Macher oder einen Motivator?“ Das Derivat lieferten die Kandidaten selbst, und Christoph Schmitt hatte die passende Antwort: „Ich möchte vermitteln“, sagt der überparteiliche Kandidat. Auch Horst Gies hat dazu eine Meinung: „Wir brauchen keinen Moderator, sondern einen Vermittler.“ Hier stimmte auch Dr. Axel Ritter mit ein. „Ich will für die Menschen da sein“, sagt er. Eine Wohnungsbaugesellschaft zu schaffen, sei eine Möglichkeit, befindet der Bad Neuenahrer. Auch Cornelia Weigand betonte, dass die Teamfähigkeit in den kommenden Jahren ein wesentlicher Aspekt sein wird.

Unterschiedliche Prioritäten der Kandidaten

Für Hermann Krupp und Susanne Tack hatte vor allem die Frage nach der Zukunft Gewichtung. „Was steht künftig auf Ihrer Prioritätenliste, falls Sie gewählt werden sollten?“ Für Horst Gies steht fest, dass sich der Kreis in Sachen Hochwasserschutz neu aufstellen müsse. Dabei gelte es, auch überregional zu denken, so zum Beispiel innerhalb einer Schutzgemeinschaft. Dazu müsse man auch die Nachbarn aus NRW mit ins Boot holen. Auch der Klimaschutz müsse neu gedacht werden. Der Ausbau der Straßen wird ebenso wichtig wie ein zuverlässiger ÖPNV.

Um den Wiederaufbau möchte sich auch Cornelia Weigand bemühen und einen sichtbaren Aufbruch schaffen. Dazu bedürfe es aber konzentrierter Zielsetzungen: „Wir haben im Kreis gut und sachlich zusammengearbeitet“, sagt Weigand. Diese Intention möchte sie sich beibehalten. Somit gehöre zur Leitung des Kreises vor allem Teamwork.

Ähnlich sieht es auch Christoph Schmitt: Nur mit vereinten Kräften könne der Wiederaufbau im Kreis gelingen. Dazu benötige es sowohl einen Moderator, Motivator aber auch einen „Macher“ an der Kreisspitze.

Die Eigenschaften dazu bringt aus seiner Sicht Dr. Axel Ritter mit. So vereine er die geforderten Ansprüche in Personalunion. „Ich bin sowohl Macher, als auch Moderator“, sagt er.

Auch eine Zukunftsperspektive verlangte Hermann Krupp den Beteiligten ab. „Wo steht der Kreis Ahrweiler in acht Jahren, sollten Sie gewählt werden?“ Horst Gies sagte dazu: „Wir haben im Kreis Ahrweiler unser geliebtes Paradies wieder und einen Lebensstandort geschaffen, in dem wir gut und zufrieden leben können.“ Ein vergleichbares Bild zeichnet auch Christoph Schmitt, allerdings mit einem Zusatz. „Der Kreis Ahrweiler soll schöner und familienfreundlicher werden“; so der Niederzissener. Dafür, dass der Kreis ein guter Platz zum Leben bleibt, möchte auch Cornelia Weigand kämpfen. Auch in Zukunft soll der Kreis ein ansprechender und nachhaltiger Platz zum Leben sein. Auch Dr. Axel Ritter hat eine Meinung für die Zukunft der Menschen im Kreis: „Ich nehme Euch die Angst und stehe für eine begründete Hoffnung“, so Ritter. ROB