Landratswahl im Kreis Ahrweiler: So war der Wahlabend im Kreishaus – Statements der Kandidaten
Weigand: „Ich bin dankbar und habe Respekt vor dieser Aufgabe“
Ahrweiler. Es war eine Wahl, wie sie der Kreis Ahrweiler noch nicht gesehen hat. Nach der verheerenden Flutkatastrophe am 14. und 15. Juli 2021 galt es am Sonntag einen Nachfolger von Ex-Landrat Dr. Jürgen Pföhler zu wählen. Pföhler hat sich im Herbst in den Ruhestand versetzen lassen. Mit Horst Gies (CDU) und den drei parteilosen Kandidaten Dr. Axel Ritter, Christoph Schmitt und Cornelia Weigand war eine Stichwahl allein durch die Kandidatenkonstellation eigentlich so gut wie sicher – so dachten zumindest viele Beobachter. Doch dann kam es ganz anders: Um 20.26 Uhr stand fest, dass mit Cornelia Weigand schon im ersten Wahlgang eine neue Landrätin gefunden wurde. Und auch die bisherige Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde Altenahr war durchaus erstaunt über den direkten Wahlerfolg.
Als um etwa 18.15 Uhr, also nur eine Viertelstunde nach dem Schließen der Wahllokale, die ersten Ergebnisse der Landratswahl eintrafen, war dies bereits eine Überraschung für die Anwesenden im Kreishaus. Hier hatten sich unter strengen Corona-Regeln die Kandidaten, die Vorsitzenden der Fraktionen im Kreistag sowie Verwaltungsmitarbeiter versammelt, um die Wahl auf der Großleinwand zu verfolgen. Schon bei den ersten ausgezählten Wahlzetteln aus den Ortsgemeinden pendelte das Ergebnis für Cornelia Weigand stets um die 50-Prozent-Marke. Aus der anfänglichen Überraschung wurde bald Gewissheit und der Trend setzte sich bis zum Schluss fort. Große Änderungen in der Verteilung der Stimmen gab es im Verlauf des Wahlabends im Wesentlichen nicht. Am Ende konnte Weigand 50,2 Prozent der Wählerstimmen auf sich vereinen – die vielfach angenommene Stichwahl muss folglich nicht stattfinden. Zweitplatzierter wurde Horst Gies (28,2 Prozent), den dritten Platz belegte Christoph Schmitt mit 19,3 Prozent. Mit 2,2 Prozent und somit weit abgeschlagen platzierte sich Dr. Axel Ritter, der als Einziger der vier Kandidaten nicht im Kreishaus anwesend war.
Die Wahlsiegerin war von ihrem Durchmarsch sichtlich berührt. „Ich bin überrascht und dankbar für das große Vertrauen der Wähler“, sagte sie gegenüber BLICK aktuell. „Ich habe selber ganz klar mit einer Stichwahl gerechnet.“ Nachdem das vorläufige Wahlergebnis feststand, richtete Cornelia Weigand nach Aufforderung des Kreiswahlleiters Friedhelm Münch ihre Worte an die Anwesenden im Großen Ratssaal der Kreisverwaltung. „Nun liegt eine große Herausforderung vor uns,“ so Weigand über den Wiederaufbau des Landkreises Ahrweiler nach der Flutkatastrophe. „Und vor dieser Aufgabe habe ich großen Respekt.“ Weigand betonte, dass der Aufbau des Kreises eine Teamaufgabe sein muss und sowohl die Kreisspitze als auch Kreistag und Verwaltung zusammenarbeiten müssen. Gleichzeitig trug sie die Bitte an die anwesenden Fraktionsvorsitzenden vor, die Zukunft in vertrauensvoller Zusammenarbeit zu gestalten. „Vor uns liegen keine einfachen Jahre,“ so die künftige Landrätin. Dabei betonte sie, dass nicht nur die Flut im Fokus stehe. Auch Themen wie Digitalisierung und Verkehr werden künftig den politischen Alltag bestimmen. Bei den drei anderen Kandidaten bedankte sich Weigand für den ausgesprochen fairen Wahlkampf. Auf die Frage, wie sie den heutigen Wahlabend verbringen werde, gab sich die Noch-Bürgermeisterin aus Altenahr bodenständig: „Wahrscheinlich werde ich einige Texte vorbereiten, also arbeiten“.
Auch Horst Gies war „erstaunt über das eindeutige Ergebnis“ und gab sich als fairer Verlierer. „Als Politiker weiß man, wer sein oberster Souverän ist – und das ist der Wähler und dessen Entscheidung hat man zu akzeptieren“, so der Christdemokrat aus Ahrweiler. Auf seine Arbeit als 1. Beigeordneter nach dem Ausscheiden des Ex-Landrates blickt er zufrieden zurück. „Ich denke, wir haben für den Kreis Ahrweiler viel getan“, so Gies. Nun gehe die Arbeit aber dort weiter, „wo der Wähler mich haben will.“ Gies ist ebenfalls Abgeordneter des rheinland-pfälzischen Landtags in Mainz.
Der Brohltaler Christoph Schmitt hatte mit einer solch eindeutigen Wahl ebenfalls nicht gerechnet. „Das klare Votum für Frau Weigand kam überraschend,“ so der Niederzissener. „Aber der Wählerwille hat sich hier ganz klar gezeigt.“ Auch in Zukunft bietet sich Schmitt als Teamplayer an. „Nun müssen die Herausforderungen auf Kreisebene gemeinsam angegangen werden.“ Schmitt ist Vorsitzender der SPD-Kreistagsfraktion, trat bei der Wahl aber als überparteilicher Kandidat an. Dr. Axel Ritter stand an diesem Abend nicht für ein Statement bereit.
Auch der Kreiswahlleiter Friedhelm Münch fasste sein Erstaunen über die klare Wahl zusammen. „Niemand hier im Raum hätte wohl vermutet, dass es nur einen Durchgang braucht, um einen neuen Landrat bzw. eine neue Landrätin zu finden,“ so Münch, der der zukünftigen Landrätin mit einer Flasche Wein von der Ahr gratulierte. Die Amtseinführung der neuen Landrätin Cornelia Weigand wird in einer öffentlichen Sitzung des Kreistags erfolgen. Ein Termin hierfür steht allerdings noch nicht fest.
Zahlen und Fakten zur Landratswahl:
Die Wahlbeteiligung lag mit 48,1 Prozent deutlich über der der letzten Landratswahl 2015 (rund 30 Prozent). Von den insgesamt rund 103.000 Wahlberechtigten im Kreis haben 49.537 Wählerinnen und Wähler (48,1 Prozent) ihre Stimme abgegeben. Davon nahmen 29.839 (60,2 Prozent) per Briefwahl an der Abstimmung teil, 19.698 (39,8 Prozent) gaben ihre Stimme in einem der insgesamt 129 eingerichteten Wahllokale sowie dem Briefwahlvorstand der Stadt Adenau ab. Rund 1200 Wahlhelferinnen und Wahlhelfer sorgten vor Ort in den acht Kommunen für einen reibungslosen Ablauf der Abstimmung. ROB
Ein tolles Ergebnis und Glückwunsch an die neue Landrätin.
Frau Weigand startet mit einem großen Vertrauensvorschuss der Bürger in ihr neues Amt ,die einen Wiederaufbau im Sinne der Einheimischen und des Umweltschutzgedankens hier eher präferiert haben,als einen weiteren Ausverkauf des Ahrtals an Bauinvestoren.Sicherlich kann auch eine Frau Weigang hier nicht die reine ökologische Lehre betreiben,aber Bauvorhaben wie das am Kloster Kalvarienberg geplante Großprojekt,mit einem Verkehrskreisel im Steilhang,,von dem in der Flutnacht das Wasser kaskadenartig die Blandine Merten Straße herunterschoss,stehen doch tatsächlich so noch immer in der Planvorlage und warten auf ihre Absegnung.Hätte in dieser Nacht der Wald am Hang(der für den Kreisel gefällt werden soll) nicht das Wasser gebremst,die Häuser darunter wären vermutlich nicht mehr.Solche Projekte,bei denen auswärtige Investoren bestimmen,wie ein Tal künftig auszusehen hat,braucht hier zukünftig kein Mensch mehr.