Landratswahl im Kreis Ahrweiler: So war der Wahlabend im Kreishaus – Statements der Kandidaten

Weigand: „Ich bin dankbar und habe Respekt vor dieser Aufgabe“

Weigand: „Ich bin dankbar und habe Respekt vor dieser Aufgabe“

23.01.2022 - 23:10

Ahrweiler. Es war eine Wahl, wie sie der Kreis Ahrweiler noch nicht gesehen hat. Nach der verheerenden Flutkatastrophe am 14. und 15. Juli 2021 galt es am Sonntag einen Nachfolger von Ex-Landrat Dr. Jürgen Pföhler zu wählen. Pföhler hat sich im Herbst in den Ruhestand versetzen lassen. Mit Horst Gies (CDU) und den drei parteilosen Kandidaten Dr. Axel Ritter, Christoph Schmitt und Cornelia Weigand war eine Stichwahl allein durch die Kandidatenkonstellation eigentlich so gut wie sicher – so dachten zumindest viele Beobachter. Doch dann kam es ganz anders: Um 20.26 Uhr stand fest, dass mit Cornelia Weigand schon im ersten Wahlgang eine neue Landrätin gefunden wurde. Und auch die bisherige Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde Altenahr war durchaus erstaunt über den direkten Wahlerfolg.

Als um etwa 18.15 Uhr, also nur eine Viertelstunde nach dem Schließen der Wahllokale, die ersten Ergebnisse der Landratswahl eintrafen, war dies bereits eine Überraschung für die Anwesenden im Kreishaus. Hier hatten sich unter strengen Corona-Regeln die Kandidaten, die Vorsitzenden der Fraktionen im Kreistag sowie Verwaltungsmitarbeiter versammelt, um die Wahl auf der Großleinwand zu verfolgen. Schon bei den ersten ausgezählten Wahlzetteln aus den Ortsgemeinden pendelte das Ergebnis für Cornelia Weigand stets um die 50-Prozent-Marke. Aus der anfänglichen Überraschung wurde bald Gewissheit und der Trend setzte sich bis zum Schluss fort. Große Änderungen in der Verteilung der Stimmen gab es im Verlauf des Wahlabends im Wesentlichen nicht. Am Ende konnte Weigand 50,2 Prozent der Wählerstimmen auf sich vereinen – die vielfach angenommene Stichwahl muss folglich nicht stattfinden. Zweitplatzierter wurde Horst Gies (28,2 Prozent), den dritten Platz belegte Christoph Schmitt mit 19,3 Prozent. Mit 2,2 Prozent und somit weit abgeschlagen platzierte sich Dr. Axel Ritter, der als Einziger der vier Kandidaten nicht im Kreishaus anwesend war.

Die Wahlsiegerin war von ihrem Durchmarsch sichtlich berührt. „Ich bin überrascht und dankbar für das große Vertrauen der Wähler“, sagte sie gegenüber BLICK aktuell. „Ich habe selber ganz klar mit einer Stichwahl gerechnet.“ Nachdem das vorläufige Wahlergebnis feststand, richtete Cornelia Weigand nach Aufforderung des Kreiswahlleiters Friedhelm Münch ihre Worte an die Anwesenden im Großen Ratssaal der Kreisverwaltung. „Nun liegt eine große Herausforderung vor uns,“ so Weigand über den Wiederaufbau des Landkreises Ahrweiler nach der Flutkatastrophe. „Und vor dieser Aufgabe habe ich großen Respekt.“ Weigand betonte, dass der Aufbau des Kreises eine Teamaufgabe sein muss und sowohl die Kreisspitze als auch Kreistag und Verwaltung zusammenarbeiten müssen. Gleichzeitig trug sie die Bitte an die anwesenden Fraktionsvorsitzenden vor, die Zukunft in vertrauensvoller Zusammenarbeit zu gestalten. „Vor uns liegen keine einfachen Jahre,“ so die künftige Landrätin. Dabei betonte sie, dass nicht nur die Flut im Fokus stehe. Auch Themen wie Digitalisierung und Verkehr werden künftig den politischen Alltag bestimmen. Bei den drei anderen Kandidaten bedankte sich Weigand für den ausgesprochen fairen Wahlkampf. Auf die Frage, wie sie den heutigen Wahlabend verbringen werde, gab sich die Noch-Bürgermeisterin aus Altenahr bodenständig: „Wahrscheinlich werde ich einige Texte vorbereiten, also arbeiten“.

Auch Horst Gies war „erstaunt über das eindeutige Ergebnis“ und gab sich als fairer Verlierer. „Als Politiker weiß man, wer sein oberster Souverän ist – und das ist der Wähler und dessen Entscheidung hat man zu akzeptieren“, so der Christdemokrat aus Ahrweiler. Auf seine Arbeit als 1. Beigeordneter nach dem Ausscheiden des Ex-Landrates blickt er zufrieden zurück. „Ich denke, wir haben für den Kreis Ahrweiler viel getan“, so Gies. Nun gehe die Arbeit aber dort weiter, „wo der Wähler mich haben will.“ Gies ist ebenfalls Abgeordneter des rheinland-pfälzischen Landtags in Mainz.

Der Brohltaler Christoph Schmitt hatte mit einer solch eindeutigen Wahl ebenfalls nicht gerechnet. „Das klare Votum für Frau Weigand kam überraschend,“ so der Niederzissener. „Aber der Wählerwille hat sich hier ganz klar gezeigt.“ Auch in Zukunft bietet sich Schmitt als Teamplayer an. „Nun müssen die Herausforderungen auf Kreisebene gemeinsam angegangen werden.“ Schmitt ist Vorsitzender der SPD-Kreistagsfraktion, trat bei der Wahl aber als überparteilicher Kandidat an. Dr. Axel Ritter stand an diesem Abend nicht für ein Statement bereit.

Auch der Kreiswahlleiter Friedhelm Münch fasste sein Erstaunen über die klare Wahl zusammen. „Niemand hier im Raum hätte wohl vermutet, dass es nur einen Durchgang braucht, um einen neuen Landrat bzw. eine neue Landrätin zu finden,“ so Münch, der der zukünftigen Landrätin mit einer Flasche Wein von der Ahr gratulierte. Die Amtseinführung der neuen Landrätin Cornelia Weigand wird in einer öffentlichen Sitzung des Kreistags erfolgen. Ein Termin hierfür steht allerdings noch nicht fest.

Zahlen und Fakten zur Landratswahl:

Die Wahlbeteiligung lag mit 48,1 Prozent deutlich über der der letzten Landratswahl 2015 (rund 30 Prozent). Von den insgesamt rund 103.000 Wahlberechtigten im Kreis haben 49.537 Wählerinnen und Wähler (48,1 Prozent) ihre Stimme abgegeben. Davon nahmen 29.839 (60,2 Prozent) per Briefwahl an der Abstimmung teil, 19.698 (39,8 Prozent) gaben ihre Stimme in einem der insgesamt 129 eingerichteten Wahllokale sowie dem Briefwahlvorstand der Stadt Adenau ab. Rund 1200 Wahlhelferinnen und Wahlhelfer sorgten vor Ort in den acht Kommunen für einen reibungslosen Ablauf der Abstimmung. ROB

Artikel bewerten

rating rating rating rating rating
24.01.2022 09:28 Uhr
Sabine Weber-Graeff

Ein tolles Ergebnis und Glückwunsch an die neue Landrätin.
Frau Weigand startet mit einem großen Vertrauensvorschuss der Bürger in ihr neues Amt ,die einen Wiederaufbau im Sinne der Einheimischen und des Umweltschutzgedankens hier eher präferiert haben,als einen weiteren Ausverkauf des Ahrtals an Bauinvestoren.Sicherlich kann auch eine Frau Weigang hier nicht die reine ökologische Lehre betreiben,aber Bauvorhaben wie das am Kloster Kalvarienberg geplante Großprojekt,mit einem Verkehrskreisel im Steilhang,,von dem in der Flutnacht das Wasser kaskadenartig die Blandine Merten Straße herunterschoss,stehen doch tatsächlich so noch immer in der Planvorlage und warten auf ihre Absegnung.Hätte in dieser Nacht der Wald am Hang(der für den Kreisel gefällt werden soll) nicht das Wasser gebremst,die Häuser darunter wären vermutlich nicht mehr.Solche Projekte,bei denen auswärtige Investoren bestimmen,wie ein Tal künftig auszusehen hat,braucht hier zukünftig kein Mensch mehr.



Kommentare können für diesen Artikel nicht mehr erfasst werden.
Stellenmarkt
Weitere Berichte

Die Begegnung endete im Krankenhaus

Pech gehabt: Autoknacker bekommt tierische Abreibung

Euskirchen. Am Donnerstag (3. Oktober) wurden in den Morgenstunden mehrere Fahrzeuge und eine Garage in Euskirchen-Großbüllesheim und Euskirchen-Wüschheim aufgebrochen. In der Scottstraße in Euskirchen-Großbüllesheim wurde die Garage von einem Einfamilienhaus aufgehebelt. Aus der Garage wurde ein E-Bike entwendet. Weiter wurden an vier Fahrzeugen die Seitenscheiben eingeschlagen. Nach ersten Erkenntnissen wurden aus den Fahrzeugen keine Gegenstände entwendet mehr...

Heute geht es endlich wieder los!

Sinziger Weinherbst: Das Programm im Überblick

Sinzig. Der Herbst steht vor der Tür, und das bedeutet: Es ist Zeit für den Sinziger Weinherbst! Vom Freitag, 4. Oktober bis Sonntag, 6. Oktober laden wir Sie herzlich auf unseren Marktplatz ein, um gemeinsam das Beste aus Wein, Genuss und Musik zu feiern. mehr...

Regional+
 

Tragischer Unfall bei Rheinbreitbach

B 42: Autofahrer stirbt nach schwerem Unfall

Rheinbreitbach. Am 02.10.24 gegen 07:15 Uhr kam es auf der B42, kurz hinter der Landesgrenze von NRW in der Ortslage Rheinbreitbach, zu einem folgenschweren Verkehrsunfall. Ein 50-jähriger Fahrzeugführer eines Renault Kangoo kam aus bislang ungeklärter Ursache von seiner Fahrspur in den Gegenverkehr und stieß dort mit einem LKW zusammen. Aufgrund des Zusammenstoßes war der Fahrzeugführer in seinem PKW eingeklemmt und erlag anschließend noch vor Ort an seinen Verletzungen. mehr...

Die Polizei fand den Fahrer in seinem Fahrzeugwrack

A3: Heftiger Unfall mit 2,4 Promille

Neustadt (Wied). Am Freitag, den 04.10.2024, gegen 14:00 Uhr, wurde der Polizeiautobahnstation Montabaur ein Verkehrsunfall auf der A3 in Fahrtrichtung Köln, am Beginn der Baustelle Wiedtalbrücke, gemeldet. Der alleinbeteiligte Fahrzeugführer beschädigte dabei mehrere Warnbaken, die den Verkehr von drei auf zwei Fahrstreifen begrenzen, und kam mit seinem nicht mehr fahrbereiten Fahrzeug in der Anschlussstelle Neustadt (Wied) zum Stehen. mehr...

Anzeige
 
Sie müssen angemeldet sein, um einen Leserbeitrag erstellen zu können.
Weitere Berichte
Schwerer Verkehrsunfall auf der B42

Aus dem Polizeibericht

Schwerer Verkehrsunfall auf der B42

Rheinbreitbach. Am 02.10.2024 ereignete sich gegen 07:15 Uhr auf der B42 in der Ortslage Rheinbreitbach, kurz hinter der Landesgrenze zu Nordrhein-Westfalen, ein schwerer Verkehrsunfall. Ein 50-jähriger... mehr...

Schwerer Unfall auf der K65

Aus dem Polizeibericht

Schwerer Unfall auf der K65

Mülheim-Kärlich. Am Mittwoch, den 02.10.2024, gegen 15:10 Uhr kam es auf der K65 zwischen Mülheim-Kärlich und Kettig zu einem schweren Verkehrsunfall. Dabei befuhren vier Fahrzeuge die K65 in Fahrtrichtung Kettig. mehr...

Kirmesbesuch endet mit großem Polizeinsatz

Aus dem Polizeibericht

Kirmesbesuch endet mit großem Polizeinsatz

Gebhardshain. Am Donnerstag, dem 03.10.2024, wurde die Polizei Betzdorf um 11:23 Uhr alarmiert, weil sich zwei Jugendliche auf dem Kirmesplatz in Gebhardshain mit einer Pistole aufhielten und auffällig damit hantierten. mehr...

Leserbrief zur Parksituation in Bad Neuenahr-Ahrweiler

Barsch abgefertigt

Vor drei Wochen haben wir gegenüber dem Friedhof Ahrweiler geparkt, offensichtlich ein viel benutzter Parkplatz in einer Großbaustelle. Ein Parkhinweis war nicht zu sehen, befragten Einheimischen auch unbekannt. mehr...

Persönliche Bürgersprechstunde in Vallendar

Peter Moskopp, MdL

Persönliche Bürgersprechstunde in Vallendar

Region. Der CDU-Landtagsabgeordnete des Wahlkreis 10, Peter Moskopp, bietet quartalsmäßig Bürgersprechstunden an. Am Dienstag, 8. Oktober 2024 von 16- 18 Uhr findet die persönliche Bürgersprechstunde in den Räumlichkeiten der Stiftung im Generationenzentrum/Seniorenheim St. mehr...

„Wer Einsatzkräfte angreift,
der greift uns alle an“

Diedenhofen (SPD) besucht die Polizei in Straßenhaus

„Wer Einsatzkräfte angreift, der greift uns alle an“

Straßenhaus. Stetiger Austausch mit der Blaulichtfamilie: Der heimische Bundestagsabgeordnete Martin Diedenhofen (SPD) besuchte kürzlich die Polizeiinspektion Straßenhaus. Der Austausch reiht sich in zahlreiche Termine bei Polizei, Feuerwehr, THW und Co. mehr...

Sieg gegen HSV Rhein-Nette

Mülheim/Urmitz. Am vergangenen Sonntag konnte die HBMU-Reserve den zweiten Heimsieg in Folge einfahren. Dabei hatte man das Spiel bis auf wenige Minuten in der ersten Halbzeit immer im Griff. Aufgrund... mehr...

LESETIPPS
GelesenNeueste
Kommentare

Bericht für 2023 liegt vor

Rainer Lachmann:
Wie soll man denn strafrechtliche Konsequenzen in politischen Handeln erwarten? Es denkt ja nichtmal ein vergesslicher Bundeskanzler an einen Rücktritt, ein Gesundheitsminister nicht an seine Lobbygeschichten und sovieles mehr....
juergen mueller:
Na ja, wenn ich mir so anschaue, was die AfD in Sachen Energiepolitik (mit Umweltschutz hat sie eh nix am Hut))für einen Standpunkt vertritt, dann ist mir endlich klar, was unter "dümmster" Energiepolitik zu verstehen ist. Vor allem die nordischen Länder haben uns, was die Energiepolitik betrifft,...
Amir Samed:
Es gibt eine Studie aus Norwegen, die diese (deutsche) dümmste Energiepolitik der Welt (laut Wall Street Journal) auf ihre Bezahlbarkeit und ihren Umwelteffekt untersucht hat. Die Ergebnisse in Kurzform: Die Kosten der deutschen Energiewende betrugen seit 2002 etwa 696 Milliarden €. Erreicht wurde eine...

Sicherheit im Fokus

juergen mueller:
Unsere "innere und äussere" Sicherheit ist schon alleine durch das Bestehen und den Fortbestand der AfD gefährdet....
Amir Samed:
Ddie Gesellschaft ist mittlerweile so fragmentiert, dass sie durch ideologische Vorgaben nicht mehr zusammengehalten werden kann. Im Gegenteil: Diese Vorgaben fesseln und lähmen dort, wo die Gesellschaft sich tatkräftig und sachorientiert Problemen zuwenden müsste. Polarisierung ist der "kniff", auf...
Peter Fuhr:
Ein blanker Hohn, wenn sich die AfD als Verteidiger der Wehrhaften Demokratie bezeichnet. Sind sie es doch, die nachgewiesener Maßen so manche Personalia in ihren Reihen hat, welche Rechtsextreme Gesinnung, in Vergangenheit und Gegenwart, beweist. Peter Fuhr - Mathematiker, Biologe...

Fast wie nach Hause kommen

Richard Welter:
Die Städtepartnerschaft von Andernach mit Ekeren ist eine lebendige Partnerschaft, an der die Bevölkerung auf beiden Seiten aktiv mitwirkt. Die Verbindung geht weit über gemeinsame Treffen der offiziellen Vertreter der Städte hinaus. Mehr als 15 gemeinsame Veranstaltungen stehen in diesem Jahr auf dem...
Haftnotiz+
aktuelle Beilagen
Inhalt kann nicht geladen werden

 

Firma eintragen und Reichweite erhöhen!
Service