
Am 11.07.2025
LokalsportEr sprach kaum Deutsch, hatte alles hinter sich gelassen – außer dem Wunsch, Fußball zu spielen
Vom Flüchtling zum Pokalhelden
Vadim Semchucks ganz besondere Erfolgsgeschichte beim FVE
Engers. Es ist eine dieser Geschichten, die man nicht planen kann. Und die gerade deshalb so tief berührt. Weil Wladimir Putin sein Heimatland überfiel, kam Vadim Semchuck als Flüchtling aus der Ukraine nach Deutschland – heute steht er mit dem FV Engers im DFB-Pokal gegen Eintracht Frankfurt. Dazwischen liegen schwierige Monate, viel Arbeit, noch mehr Herzblut – und ein unvergesslicher Pokalabend gegen RW Koblenz.
Dass Vadim das so wichtige 1:0 im Finale erzielte, dass er später zum „Man of the Match“ gewählt wurde, war für die, die ihn kennen, vor allem eins: verdient. Denn der 31-Jährige hat nicht nur auf dem Platz abgeliefert, sondern sich seit seiner ersten Minute beim FVE als Musterprofi präsentiert. Er hat sich reingekämpft – in die Mannschaft, in den Verein, in ein neues Leben.
Angefangen hatte alles mit einem Anruf. „Ich hab da einen Jungen“, sagte sein Berater damals zu Teammanager Alexander Naric – und wenig später stand Vadim am Bahnhof Koblenz, mitten in der Nacht, mit einem Koffer in der Hand. Er sprach kaum Deutsch, kannte niemanden, hatte alles hinter sich gelassen – außer dem Wunsch, Fußball zu spielen. Und so begann sein Weg beim FVE.
Alexander Naric nahm ihn auf. Vitaliy Karpov, langjähriger Co-Trainer des FVE und gebürtiger Russe, ging mit ihm zu Behörden, dolmetschte, half. Die Mannschaft sammelte für Möbel, als Vadim in eine eigene Wohnung im nahen Heimbach-Weis zog. Und Vadim? Er revanchierte sich mit allem, was er hatte: Technik, Laufbereitschaft, Teamgeist. Er spielte auf der linken Seite, mal offensiv, mal defensiv, immer zuverlässig. Bei Trainer Sascha Watzlawik war er sportlich immer gesetzt. Und als es in einer schwierigen Phase emotional wurde, ergriff er in der Kabine das Wort und erinnerte daran, wie viel mehr der Verein für ihn ist als nur ein Arbeitgeber. Eine neue Familie eben.
Sein Treffer im Pokalfinale war dann nicht nur sportlich wichtig. Er war ein Symbol. Für alles, was vorher war. Und für das, was möglich ist, wenn man zusammenhält. Dass Engers jetzt im DFB-Pokal steht, gegen einen Bundesligisten, auf großer Bühne – auch das ist ein Stück weit Vadims Geschichte.
Und er selbst? Bleibt wie immer bescheiden. Redet lieber über die Mannschaft als über sich. Und freut sich auf das nächste Kapitel. Mit dem FVE. Am Wasserturm. Zuhause.

Vadims Treffer zum Sieg war nicht nur sportlich wichtig, sonder auch ein Symbol für das, was möglich ist, wenn man zusammenhält.