Die Woche im Garten
Eine Kolumne von Dr. Ulrich Junker
Wachtberg. Selten sind die letzten kalten Nächte so genau mit den Eisheiligen zusammengefallen und gleich danach der Frühsommer ausgebrochen wie in diesem Jahr. Seitdem herrscht Hochbetrieb im Garten, vielleicht die arbeitsreichste Zeit des Jahres, unter einer Stunde am Tag geht es nicht. Aber das ist eben auch die Stunde von „Mein Garten, mein Fitnesszentrum“. Am meisten betrifft das den Gemüsegarten. Es ist ja nicht damit getan, Erbsen und Bohnen, Mangold und Rote Beete auszusäen. Viel mühsamer ist es, ihnen lockere, glatte, unkrautfreie Beete vorzubereiten. Tomaten und Peperoni kommen bei uns in Töpfe, um sie zur Reifezeit unter Regenschutz zu stellen, immer in einer Mischung aus Kompost, Sand und Langzeitdünger.
Bei der Komposterde kommt jedes Jahr dieselbe Frage: Wird sie auch ausreichen? Und jedes Jahr produziert der Garten genauso viel Kompost, wie er braucht, nicht mehr aus Küchenabfällen (außer Eierschalen), sondern aus allen abgeblühten Pflanzen und Unkraut. Wir waren eben Bio-Gärtner, schon lange, bevor es den Ausdruck gab. Daneben hat die Sommerbepflanzung im Ziergarten begonnen: Salbei, Salvien, Ziertabak, Vanilleblumen. Etwas später kommen Dahlien und Löwenmäulchen. Besonders dankbar ist trotz ihres hässlichen Namens die Spinnenblume, unermüdlich blühend bis zum ersten Frost. Sonnenblumen, Tagetes, Cosmea stehen noch in Saatschalen und werden später ausgesetzt. Es wird wohl keine Kinder geben, die bei diesen Arbeiten nicht sagen: „Darf ich Dir helfen?“ Deshalb ist Großeltern von Stadtenkeln das entzückende Buch „Was wächst denn da?“ sehr zu empfehlen. Leider fällt jetzt auch eine unangenehme Arbeit wieder an, das Nachschneiden der Hecken. Erst hat man das pausenlose Bücken und Aufrichten, und dann fühlt man sich auch noch völlig verstaubt. Viel Freude machen dagegen Blumen, die sich wohl fühlen: Mohn, Judentaler, Kapuzinerkresse, Calendula, Lampionblume, diese sogar eher zu viel. Natürlich sind Blütensträucher unentbehrlich, aber leider blühen die meisten nicht lange, jetzt vor allem die Weigelie. Etwas ausdauernder ist der Rhododendron und später dann die Hortensie.
Vor Ende des Monats noch ein literarisches Mai-Rätsel: Von wem stammt „Im wunderschönen Monat Mai, da alle Blumen prangen?“ Und die Auflösung des vergangenen Rätsels: Goethe an seine Jugendliebe Friederike Brion. UJ
