Adventskonzert in der voll besetzten Pfarrkirche Villip
Geistliche Vokalmusik aus elf Jahrhunderten begeisterte
Kammerchor St. Marien Wachtberg glänzte mit einem anspruchsvollen Programm
Villip. Ein beeindruckendes Adventskonzert gab der Kammerchor Sankt Marien Wachtberg am vierten Advent in der katholischen Pfarrkirche Sankt Simon und Judas Thaddäus in Villip. Im voll besetzten Gotteshaus überzeugten die 18 Sängerinnen und Sänger unter der Leitung von Seelsorgebereichsmusikerin Claudia Bertine Mainau ihr Publikum von der ersten bis zur letzten Note. Das Programm bestand aus Werken der europäischen geistlichen Vokalmusik aus der Zeit des neunten bis 20. Jahrhunderts. Doch den Auftakt machte Mainau an der Orgel mit einem Choralvorspiel von Johann Sebastian Bach: „Wachet auf, ruft uns die Stimme“, BWV 645. Dann nahm der Kammerchor vor dem erst kürzlich in Dienst gestellten Wandelaltar Aufstellung und stimmte das Lied „Mache Dich auf, werde Licht“ von Heinrich von Herzogenberg (1843-1900) an.
Zurück in die Vergangenheit
Vier Jahrhunderte in die Vergangenheit zurück ging es dann mit dem geistlichen Lied „Übers Gebirge Maria geht“ von Johann Eccard (1533-1611), ein interessanter Kontrast zum gregorianischen Gesang mit Orgelbegleitung „Rorate Coeli“ aus dem Choralbuch Münsterschwarzach, ein Introitus zum vierten Sonntag im Advent. Ein erster Gänsehaut-Moment war die bekannte Hymne von Johannes Brahms: „O Heiland, reiß die Himmel auf“, die der Kammerchor in einer packenden und dicht gewobenen Version vortrug. Die beiden Stücke „O Radix Jesse“ von Julius von Nuffel (1883-1953) und „Ad Te Domine Levavi“ von Johann Baptist Hilber (1891-1973) führten dem Publikum vor Augen, dass auch die Komponisten der Neuzeit durchaus etwas von ihrem Handwerk verstehen.
Das wurde besonders deutlich im Kontrast zum mittelalterlichen Renaissance-Lied „Conditor Alme Siderum“ von Giovanni Pierluigi Da Palästrina (1525-1594), dessen Melodie sogar aus dem neunten oder zehnten Jahrhundert stammt und der Text einem Hymnus aus dem sechsten Jahrhundert entnommen ist. Doch auch heute noch ist dieses Stück durchaus hörenswert, wie das Ensemble eindrucksvoll unter Beweis stellte.
Perfekt aufeinander abgestimmt
Gleich zwei Versionen des Liedes „Ave Maris Stella“ war nun an der Reihe, eines aus dem „Liber Cantualis, Solesmes“ von 1983 und eines von Józef Swider aus dem Jahr 1995. Gleichfalls zeitgenössische Chorsätze waren die beiden „Ave Maria“ von Romualds Jermaks (*1931) und von Alan Wilson (*1947) sowie das von Markus Schönewolf (*1977) gesetzte „Veni, Veni, Emmanuel“ im Wechsel mit „Herr, sind herab uns Deinen Sohn“ nach einer anonymen franziskanischen Melodie des 15. Jahrhunderts. Hoch konzentriert und perfekt aufeinander abgestimmt zeigt das Ensemble vor allem in diesem Teil des Konzertes sein herausragendes Potenzial. Den Abschluss bildete das bekannte Weihnachtslied „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit“, bei dem sich der Kammerchor mit dem Publikum bei den Strophen abwechselte, begleitet von Claudia Bertine Mainau an der Orgel. VJ
