Kultur in Wachtberg - „Seine Toten kann man sich nicht aussuchen“

„Polizeipoesie“ mit Janine Binder

Polizeibeamtin las im Köllenhof Geschichten aus ihrer Erstveröffentlichung vor

„Polizeipoesie“ mit Janine Binder

Janine Binder mit ihrem erfolgreichen Buch. Foto: Gemeinde Wachtberg

28.01.2014 - 11:07

Wachtberg-Ließem. Manchmal stockte dem Publikum der Atem, manchmal brachen die Zuhörer in lautes Lachen aus. Die jüngste Lesung der Polizistin Janine Binder im Köllenhof glich mit ihren Geschichten aus dem Polizeialltag einer emotionalen Achterbahnfahrt.

Janine Binder, die in Villip lebt und seit rund 16 Jahren als Polizistin arbeitet, las auf Einladung des Wachtberger Büchereiverbundes aus ihrem im Jahr 2011 erschienenen Buch „Seine Toten kann man sich nicht aussuchen“. Die klug ausgewählten, immer auf den Punkt gebrachten Erzählungen zeigten dabei die große Vielfalt ihres Berufes, der oft genug ernst und traurig ist. Aber es gibt eben auch die heiteren Momente, wie die „Bändigung“ einer Schafherde auf der A1. Bei diesem Einsatz gelang es Janine Binder und ihrer Kollegin, mehrere hundert der wolligen Vierbeiner mit einem Trick wieder von der Autobahn zu locken.

Die junge Polizeibeamtin hatte sich zuvor ein Lämmchen geschnappt, es sich im Streifenwagen auf den Schoß gesetzt und kläglich durch den Lautsprecher blöken lassen. Daraufhin marschierten alle Schafe in Richtung des Autos und trabten hinter dem Fahrzeug her zur Weide. Am Ende waren alle Tiere gerettet und die Autobahn wieder frei. Janine Binder brachte schließlich noch das Lämmchen zu seiner Mutter zurück, die sie vorher geistesgegenwärtig mit einem rosa Punkt markiert hatte, um sie in der großen Herde wiederzufinden.


Riesenmade und Weihnachtsgeschenk


Ganz anders war der Einsatz für Janine Binder in einem Hochhaus, in dem seit Wochen von den Nachbarn unbemerkt eine Leiche lag.

Fast wissenschaftlich beschreibt die Autorin den Zustand der insektenverseuchten, vergammelten Wohnung, in der sie unter anderem auf eine Made im XXL-Format traf. Den Zuhörern erspart sie auch nicht den Blick auf den Toten. Doch Janine Binder gelingt es, trotz irritierender Details über den Zustand der Leiche nicht zum Voyeur zu werden. Sie bleibt respektvoll gegenüber dem Opfer, das an einem Herzinfarkt verstorben war. Janine Binder schildert in ihren Geschichten immer ihre Sicht der Dinge. Das Schreiben hilft ihr, die schweren Seiten ihres Berufes zu verarbeiten wie zum Beispiel bei einem Einsatz, bei dem sie als Opfer ihren Vater vermutete. Vor Ort stellte sich dies zum Glück als Irrtum heraus.

Schon früh begann Janine Binder, Tagebuch zu schreiben. Eine Freundin ermutigte sie, ihre Gedanken zu veröffentlichen. Über ihre Texte bei den sogenannten Polizeipoeten wurde ein Verlag auf die talentierte Schreiberin aufmerksam und es entstand das erste Buch - komplett mit eigenen Geschichten. Die sind alle von der Pressestelle der Polizei abgesegnet, Namen und Orte verfremdet worden.

Die meisten Kollegen von Janine Binder finden ihre literarische Verarbeitung des Polizistenalltags in Ordnung. Dem Kölner Polizeipräsidenten Wolfgang Albers jedenfalls hat das Buch so gut gefallen, dass er es zu Weihnachten als Geschenk verschickt hat. Das Wachtberger Publikum war ebenfalls von Janine Binders „Polizeipoesie“ begeistert und nutzte im Köllenhof nach der Lesung interessiert die Gelegenheit, mit der sehr klar und differenziert antwortenden Autorin ins Gespräch zu kommen.Pressemitteilung

Gemeinde Wachtberg

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