Gemeinde Wachtberg feiert ihren größten Sohn
Wissens- und Hörenswertes zum 300. Geburtstag des Startenors Anton Raaf
„Die Vereinigung zweier Engel“ mit bebilderten Vortrag und musikalischen Intermezzi in der Pfarrkirche Villip
Villip.Einer der größten Söhne des Drachenfelser Ländchens würde in diesem Jahr seinen 300. Geburtstag feiern. Der Tenor Anton Raaf war einer der wenigen Deutschen seiner Zeit, der den Belcanto vollendet beherrschte und der erste bedeutende deutsche Mozart-Sänger.
Zu seinen Ehren veranstaltete die Gemeinde Wachtberg im Zusammenarbeit mit dem Verein „Kult und Kultur in Wachtberg“ sowie der Volkshochschule einen bebilderten Vortrag mit musikalischen Intermezzi in der Pfarrkirche Villip mit dem Titel „Die Vereinigung zweier Engel“. Der bekannte Geiger Guiseppe Tartini hatte nämlich Raaf 1751 am Schrein des von ihm tief verehrten Heiligen Antonius in Padua singen gehört und voller Empathie über diesen Auftritt geschrieben. Er habe in Raaf die Vereinigung zweier Engel erlebt: den der Moral und den der beinahe perfekten Musik.
In Gelsdorf geboren, in Holzem aufgewachsen
Zwar wurde Anton Raaf in Gelsdorf geboren, das heute zur Gemeinde Grafschaft gehört, und wurde dort auch am 6. Mai 1714 getauft. Doch schon wenige Jahre später zog die Familie in das heutige Holzem, wo Raaf auch aufwuchs. Sein Vater Johannes arbeitete als Verwalter auf Burg Gudenau bei Villip, somit war Anton Raaf durchaus ein „Sohn aus besserem Hause“, wie Dr. Barbara Hausmanns bei ihrem überaus kurzweiligen Vortrag feststellte. Er habe sogar in der Villiper Pfarrkirche immer die Messe gehört, möglicherweise gebe es sogar noch ein Graffiti aus seiner Hand auf der Empore, was aber bislang noch nicht entdeckt worden sei, schmunzelte sie augenzwinkernd.
Trotz seiner „Weltkarriere“ blieb der Sohn dem Ort seiner Kindheit und Jugend lebenslang eng verbunden, führte Hausmanns weiter aus. So habe Raaf 1744 als sichtbares Zeichen seiner Heimatliebe sowie seiner tiefen Frömmigkeit die bis heute erhaltene Nepomukkapelle in Holzem gestiftet.
Engagements in Madrid, Neapel und Wien
Raafs herausragendes Gesangstalent sei schon bald gefördert worden, beispielsweise auf der Bonner Jesuitenschule und wohl auch von Max Heinrich von Waldbott-Bassenheim, dem Herrn von Burg Gudenau mit besten Verbindungen zum kurkölnischen Hof. Mit Unterstützung des Kölner Kurfürsten Clemens August erhielt Raaf schließlich eine profunde sängerische Ausbildung in Bologna an der Schule des berühmten Katrasten Antonio Bernacchi und wurde bald zum international gefeierten Startenor. Mehrjährige Engagements führten ihn nach Bonn, Wien, Lissabon, Madrid, Neapel, Mannheim und München. Wolfgang Amadeus Mozart wurde er nach anfänglichem „Generationenkonflikt“ schließlich zum väterlichen Freund. Das ungestüme Genie widmete Raaf sogar eine Arie, der Tenor übernahm die Titelpartie bei der Premiere der Mozartoper „Idomeneo“ in München. Kurz darauf beendete er seine Opernkarriere, trat nur noch in Kirchen auf und unterrichtete einige Gesangsschüler. Im Urteil der Zeitgenossen wurde einhellig Raafs ungewöhnlich schöne Stimme gelobt, die bis ins Alter die Zuhörer berührte. Sein schauspielerisches Talent jedoch wurde als eher „hölzern“ beschrieben.
Der wohl berühmteste Tenor des 18. Jahrhunderts
Die letzten Jahre vor seinem Tod lebte er in München mit seinem langjährigen Freund, dem Geistlichen Franz Ignaz von Streber, wobei beide ein betont religiöses Leben führten, sich jedoch auch schöngeistig und wissenschaftlich betätigten. Hoch geachtet und geschätzt starb der wohl berühmteste Tenor des 18. Jahrhunderts am 28. Mai 1797 in München.
Drei seiner bekanntesten Arien gab an diesem Abend der Wachtberger Tenor Nico Heinrich zum Besten, dabei wurde er perfekt unterstützt vom Kammerorchester „Aquisgrana“, der sich aus Studenten der Hochschule für Musik und Tanz Köln am Standort Aachen zusammensetzt. Los ging es mit „Panis vivus“ aus „Litaniae de venerabili altaris sacramento“ und Wolfgang Amadeus Mozart. Weiter ging es mit der Arie des Fetonte „Sempre fido il primo affetto“ aus der Oper „Fetonte“ von Nicolo Jommelli. Und schließlich Wolfgang Amadeus Mozarts Konzertarie „Non temer, amato bene“, die im Zusammenhang mit einer konzertanten Aufführung der Oper „Idomeneus“ 1786 im Privattheater des Fürsten Johann Adam Auersperg steht.
Am Sonntag, 29. Juni, wird im Rahmen des traditionellen Anton-Raaf-Konzerts des Wachtberger Jugend- und des Wachtberger Kammerorchesters - dieses Mal auf Burg Münchhausen - ebenfalls an den 300. Geburtstag des Tenors erinnert werden. Das Orchester spielt u.a. die Ouvertüre der Oper „Idomeneo“.
In einem interessanten Vortrag zeichnete Dr. Barbara Hausmanns die Lebensstationen des Startenors Anton Raaf nach, der in diesem Jahr seinen 300. Geburtstag gefeiert hätte.Fotos: -Jost-
