Fachgespräch über Demenz im Offenen Kanal
Konkrete Ratschläge aus erster Hand

Andernach. Moderator Martin Quandt konnte zur Informationsveranstaltung Demenz im Biergarten der Taverne Olympos drei Fachfrauen begrüßen: Geschäftsführerin Ellen Schäfer, Alzheimer Gesellschaft nördliches RLP e.V., Karin Rodens, AWO Pflege- und Senioren gGmbH, Weißenturm, Christina Hildebrandt, Netzwerk Demenz MYK und eine Ehefrau eines an Demenz erkrankten Mannes. Zahlreiche Interessierte aus der Region waren gekommen, um aus erster Hand ganz konkrete Ratschläge zu erhalten.
Zu Beginn wurde klargestellt, dass mit dem Begriff Demenz unterschiedliche Formen erfasst werden. Die Alzheimer Demenz liegt in mehr als 50 Prozent der Fälle vor. Demenz sei keine normale Alterserscheinung, sondern eine Krankheit, die typischerweise im Alter auftritt: Der Bezug zur Realität geht schrittweise verloren, Gegenwart und Vergangenheit verschwimmen, gute und schlechte Phasen wechseln sich schnell ab. Wer mit der Diagnose Demenz konfrontiert ist, der weiß, dass er von einer fortschreitenden Krankheit betroffen ist, die noch keine Heilungschancen hat. Aber es gibt viele Möglichkeiten der Hilfe, sowohl für den Betroffenen als auch für die Angehörigen.
Dies bestätigte Sigrid, die Ehefrau eines 2007 erkrankten Mannes. Sie bemerkte bei einem Umzug die Gedächtnislücken und weitere Schwierigkeiten, sich im Alltag zurechtzufinden. Doch diese Auffälligkeiten veränderten sich immer wieder, mal orientierte er sich sehr gut, mal wurde er sogar aggressiv. Ihr Eingehen auf seine Bedürfnisse hat sehr zur Entspannung beigetragen.
Ellen Schäfer bestätigte, dass der Beginn der Krankheit oft sehr schwierig verlaufe. Es sei dabei sehr wichtig, sich auf den Betroffenen einzustellen, Verständnis zu zeigen, nicht laut und hektisch zu reagieren, sondern ihm auch emotional zu begegnen. Karin Rodens zeigte die Möglichkeit auf, sich als zu Hause pflegender Angehöriger durch die Tagespflege in einer Einrichtung Entlastung zu verschaffen. Dort gibt es einen strukturierten Tagesablauf, der sich an den Bedürfnissen der Gäste orientiert und viele Aktivitäten, die gerne angenommen werden.
Mit der Diagnose Demenz leben in Deutschland rund 1,4 Millionen Menschen, Jedes Jahr kommen ca. 300 000 hinzu. Deshalb werden sich künftig immer mehr Menschen mit diesem Thema auseinandersetzen müssen.
Christina Hildebrandt, die in der Geriatrischen Tagesstätte der Rhein-Mosel-Fachklinik arbeitet, engagiert sich in dem Netzwerk MYK. Dies ist ein aktives Koordinationsteam für den Fachbereich und vertritt die Interessen von an Demenz erkrankten Menschen und deren Angehörigen. So stellen sich zum Beispiel am 21. September Organisationen in der Stadthausgalerie in Andernach mit ihren Hilfsangeboten vor. Mit dabei sind auch die in der Region vorhandenen Pflegestützpunkte.
Mit Beispielen wurde in den Beiträgen deutlich gemacht, dass zwar die äußerlich wahrnehmbare Orientierungsstörung zum Krankheitsbild gehöre, aber es im Umgang sehr wichtig sei, auf die sozialen und emotionalen Bedürfnisse einzugehen. Innerlich verloren gegangen ist die tiefe Sicherheit, liebenswert, bedeutsam, wirksam zu sein und gesehen zu werden - ohne Vorbedingungen. Gerade zu diesen Aspekten gab es dann nach der Veranstaltung noch mehrere persönliche Fragen an die Referentinnen.
Die Veranstaltung wurde von Otto Kaiser aufgenommen und wird ab Anfang September im Offenen Kanal-Verbund (OK4) gesendet.
Pressemitteilung