Bündnis für Frieden und Demokratie lud zur Menschenkette ein und spielte Reden gegen die rechte Szene über Leinwand ab

90 Rechte trafen in Remagenauf 400 Gegendemonstranten

90 Rechte trafen in Remagen
auf 400 Gegendemonstranten

Gespannt lauschen die rund 250 Teilnehmer des „Bündnisses für Frieden und Demokratie“ den Reden.Fotos: AB

90 Rechte trafen in Remagen
auf 400 Gegendemonstranten

Linke beim Aufmarsch in der Schillerstraße.

Remagen. Und wieder einmal war Remagen im Ausnahmezustand. Am Samstag war erneut der Trauermarsch von rund 90 Teilnehmern der rechten Szene genehmigt worden. Statt der angesagten rund 150 Teilnehmern der Linken waren 400 zur Gegendemonstration gekommen und sorgten an einigen Wegstellen für Polizeieinsatz. Polizeibeamte waren mehrere hundert im Einsatz. An den Straßen und Zufahrtstraßen, die den Weg der Rechten und Linken säumte, waren wieder Straßensperren errichtet worden, die die beiden Gruppen voneinander trennen sollten. Das bedeutete aber auch für viele Remagener Bürger in den entsprechenden Gebieten, dass sie nicht, wie gewohnt, mit ihren Autos fahren konnten, egal ob zum Einkaufen, zu Freizeit- oder sonstigen Aktivitäten. Da sorgte die Genehmigung der Demonstrationen mit relativ wenigen Teilnehmern hie und da doch für Unmut, schränkte es doch die Freiheit der vielen Remagener Bürger in den betroffenen Gebieten erheblich ein. Allerdings ist dabei zu bedenken, dass es sich dabei um einen von den Gerichten zugelassenen Ausnahmezustand handelt.

Neben den 90 Teilnehmern der rechten Szene und den rund 400 Gegendemonstranten hatten sich in der Goethestraße zwischen RheinAhrCampus und Schwarzer Madonna rund 250 Bürger auf Einladung des „Bündnis für Frieden und Demokratie“ getroffen. Der Dank von Bündnis-Sprecherin Karin Keelan galt hier Lukas Müller, der Reden von Ministerpräsidentin Malu Dreyer, Landrat Dr. Jürgen Pföhler, Bürgermeister Björn Ingendahl, dem Vorsitzenden des DGB-Bezirks Rheinland-Pfalz/Saarland Dietmar Murscheid, des Präsidenten der Hochschule Koblenz Kristian Bosselmann-Cyran, von Schülern aus dem Kreis Ahrweiler und vielen weiteren Menschen aufgenommen und über Großleinwand den Bürgern an der Fachhochschule übermittelte. Bosselmann-Cyran betonte, dass die Demokratie ein Gut sei, das es zu schützen gelte. Gleichermaßen sprach er von Millionen von Menschen, die die Nazis in den Tod getrieben hätten. „Und die Anhänger dieser Nazis marschiere hier heute auf und verdeutlichen, dass sie das Tun der Nazis für richtig empfinden“, konnte der Präsident der Fachhochschule Koblenz nicht nachvollziehen. SPD-Landtagskandidatin Susanne Müller hob hervor, dass die Demokratie in Deutschland durch Rassismus und vieles mehr herausgefordert werde. „Wir müssen uns dem Rechten Hass entschieden entgegenstellen, unsere Stimme gegen Fremdenhass und Gewalt erheben“, so Müller. Frieden brauche Mut, aber er lohne sich. Michaela Schmitt rief die Massenmorde der Juden und die Morde an vielen Deutschen in Erinnerung. In Richtung rechter Szene, die allerdings noch nicht vor Ort war, meinte sie: „Ihr seid hier nicht willkommen. Doch seid gewiss, wir lassen euch nicht vergessen, dass Ausstieg auch eine Alternative ist“.

„Bleibt bunt und werdet lautet“. „Es sollte eine Ehre sein, in einer Demokratie leben zu dürfen“, waren noch weitere deutliche Worte gegen Fremdenhass und Gewalt. Mit einer Menschenkette von der Fachhochschule bis zum Sportplatz verdeutlichten die Bürger, natürlich dank Bändern und Bannern mit gebührendem Abstand, dass sie eine symbolische Mauer, eine Mauer der Opposition errichten.

Inzwischen waren auch die Rechten und Linken in ihren Aufzügen unterwegs. Beim Eintreffen der Linken auf der Goethestraße erklärte Bündnis-Sprecherin Karin Keelan den abgespeckten Tag der Demokratie für beendet.

Alle Mühe hatten die Polizeibeamten die Rechten und Linken voneinander zu trennen. Immer wieder versuchten die Linken die Sperren zu umgehen und an die aufmarschierenden Rechten heranzukommen. Am Abend berichtete der Einsatzleiter, Leiter der Polizei-Direktion Koblenz, Manuel Wehrmann, dass es einige Zwischenfälle gegeben habe. Vier Linksautonome hätten sich an ein Stahlrohr gekettet und in Höhe des Südkreisels die Straße versperrt. Zwei davon habe die Polizei technisch lösen können. Die beiden anderen hätten mit Stahlrohr von der Straße getragen werden müssen. Einen erheblichen Zwischenfall habe es kurz nachdem die Rechten den Jahntunnel, vom ehemaligen Güterbahnhof an der B9 aus, hinter dem Jahntunnel gegeben. Zu Beginn der Jahnstraße hätten 89 Linksautonome versucht, an die Rechten heranzukommen. Sie seien von Polizeibeamten abgeriegelt worden. Als die 89 Linken nicht an die Rechten hätten herankommen können, hätten sie ihre Gewalt, mit Tritten und Schlägen, gegen die Polizeibeamten gerichtet. Dabei seien zwei Polizeibeamte leicht verletzt worden. Auch einige Linke seien dabei leicht verletzt worden. Die 89 Linken wurden festgesetzt, bis der Aufzug der Rechten vorbei war. Die Polizei, so Wehrmann, werde nun ermitteln wegen Vorwurfs des Landfriedensbruchs, den Verstoß gegen das Versammlungsgesetz und wegen Körperverletzung. Der Aufzug der Rechten habe sich an alle auferlegten Vorgaben gehalten.

Am frühen Abend war der jährliche Spuk in Remagen vorbei.