Naturschutzinitiative befürchtet Flaschenhals durch Erweiterung von Gewerbegebiet
Amphibienschutzgebiet droht die Isolation

VG Wirges. Die Verbandsgemeinde Wirges plant eine Erweiterung des bestehenden Gewerbegebietes „Halsschlag“ zwischen Wirges und Siershahn, damit ortansässige Firmen expandieren können. Dazu erfolgte jetzt die Offenlage zur Korrektur des Flächennutzungsplans.
Vordergründig wäre zwar die Erweiterung des Gewerbegebietes „Halsschlag“ in das nach europäischem Recht geschaffene FFH-Schutzgebiet hinein zu tolerieren, denn die beanspruchte Fläche ist relativ klein und momentan ökologisch eher geringwertig.
Planungsmängel beim FFH-Gebiet
Die Naturschutzinitiative e.V. (NI) sieht aber deutliche Planungsmängel und das Problem der Verschlechterung eines FFH-Gebiets, das vor allem für den Schutz von Amphibien eingerichtet wurde.
Durch die Erweiterung des Gewerbegebiets würde ein Lückenschluss ausgelöst, durch den die Schutzfläche zum Umland hin isoliert würde.
Aufgrund der für das FFH-Teilgebiet formulierten Schwerpunktaufgabe „Amphibienschutz“ wäre bei Ausgleichsmaßnahmen neben einer Optimierung oder Schaffung von Gewässern vor allem die Isolation des FFH-Teilgebietes zu mindern. Dazu müsste nach Ansicht der NI eine dauerhafte Flächensicherung und Optimierung von Korridoren unternommen werden.
Vernetzung bedroht
Ein Blick auf die Lage der zerstückelten Teilgebiete des FFH-Gebietes zeigt, dass gerade im hier beeinträchtigten FFH-Gebietsteil die Vernetzung zu benachbarten Teilgebieten durch Straßen, aber auch durch neue Bauflächen stark gehemmt ist. So fällt auf, dass besonders entlang der Außengrenzen der ehemaligen Abbaubereiche zahlreiche Bauvorhaben umgesetzt wurden, die sich entlang der umschließenden Straßen anordnen.
Der gelbe Pfeil zeigt den jetzt noch bestehenden Korridor zum Umland, der durch die Erweiterung des Gewerbegebiets versperrt würde. – Bild: Kartengrundlage FFH-Bewirtschaftungsplan (SGD 2017), Einzeichnung Vernetzungsbeziehung durch die NI.
So wird das Gebiet von drei stark befahrenen Landstraßen, der L300, L303 und der L313 ringförmig eingeschlossen. Dadurch wurde der Austausch von Amphibien mit anderen Populationen im Umland verschlechtert, der aber für den Erhalt dieser Population extrem wichtig ist. Nun droht noch ein letzter Korridor durch das Bauvorhaben sich zu schließen. Damit ist eine Verschlechterung des FFH-Gebietes zu befürchten weswegen entsprechende Gegenmaßnahmen vorzusehen sind.
„Wenn der letzte Korridor durch die geplante Bebauung wesentlich verkleinert wird, so muss dessen Leistungsfähigkeit für die Migration von Amphibien in das oder aus dem Umland deutlich verbessert werden“, sagt Diplom-Biologe Immo Vollmer, Naturschutzreferent der NI. Im Randbereich des FFH-Teilgebietes wären seiner Ansicht nach Vernetzungselemente wie Tunnel oder Grünbrücken zu schaffen, die die Barrieren von Straße und teilweise Bahn mindern.
Drohende Verschlechterung
Man sieht bei der NI aber auch, dass die heutige Problematik nicht alleine dem neuen Projekt zuzuschreiben ist, sondern dass man in Jahrzehnten der Baumaßnahmen die für ein Schutzgebiet sehr wichtigen Belange der Biotopvernetzung nicht sehen wollte. Aufgrund der durch eine weitere Isolation drohenden Verschlechterung des FFH-Gebietes wäre es nach Ansicht des Naturschutzreferenten Vollmer optimal, wenn sich die angrenzenden Kommunen sowie das Land und seine Träger der Verkehrsinfrastruktur an einer Lösung des Isolationsproblems beteiligen und aufeinander abgestimmte Einzelmaßnahmen entwickeln.
Man müsste aber im Zuge dieses Projektes von Seiten der Verbandsgemeinde die ersten Maßnahmen begründen, um die Isolation dieser Teilfläche des FFH-Gebiets zu mindern.
Pressemitteilung der Naturschutzinitiative e.V.

Der gelbe Pfeil zeigt den jetzt noch bestehenden Korridor zum Umland, der durch die Erweiterung des Gewerbegebiets versperrt würde. – Bild: Kartengrundlage FFH-Bewirtschaftungsplan (SGD 2017), Einzeichnung Vernetzungsbeziehung durch die NI.Foto: NI