Farbenfroher Umzug beim Mayschosser Weinblütenfest inmitten von Flutruinen
Beifall für die Königin und die Jugendbauhütte
Mayschoß. Hier bunter Festwagen und fröhliche Menschen, dort Tristesse und Ruinen. Größer hätten die Kontraste am Sonntagnachmittag nicht sein können, Der Festzug war Höhepunkt des Weinblütenfestes in Mayschoß, Er hätte mehr Publikum verdient gehabt, denn trotz immenser Schäden durch die Flut vom 14./15. Juli 2921 hatte das Weindorf am Fuß der Saffenburg alles aufgeboten, was zu einem zünftigen Weinfest gehört. Und so freute sich denn auch Alt-Bürgermeister Hubertus Kunz im Gespräch mit Blick aktuell angesichts der Gäste aus Nah und Fern: „Et jeht wisse loss.“ Gut so, denn das Tal braucht Touristen, denn davon lebt die Region.
Und die Gäste, die den Sonntag meist mit leichten Sommerweinen auf dem Waagplatz verbrachten, sparten nicht mit Beifall für Wagen und Fußgruppen im Festzug. Die Flut hatte den Teilnehmern die Ideen nicht weggeschwemmt. So glänzte der weinfrohe Lindwurm wie vor der Katatrophe mit Originalität und Ideenreichtum. So schipperte die „Ahrida“ als Kreuzfahrtschiff an den Bacchanten vorbei, natürlich umweltfreundlich mit Mayschosser Rotwein angetrieben. Die „Passagiere“ des Kreuzfahrtschiffs gaben dem „Luxusdampfer“ in Urlaubs-Outfit das Geleit. Apropos Dampfer: Von einem Festwagen dampfte es ganz gewaltig, denn der Winzerstammtisch erinnerten damit an die Räucherwehren, die noch in den sechziger Jahren in Frostnächten das ganze Tal einnebelten, um die Reben zu schützen.
Bunte Tücher schwingend zog die Mittelaltertanzgruppe „Saltamus Gaudio“ vom Start am Festplatz bis zum Bahnhof und zurück, während die Möhnen der „Meescheje Bömmesche“ die Zukunft des Weindorfes in den Sternen sahen.
Extraapplaus für die Jugend
Extraapplaus gab es für mehr als 100 junge Leute, die vorher wohl noch nie ein Weinfest an der Ahr besucht haben. Es waren Mitglieder der Jugendbauhütten der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, die aktuell am Wiederaufbau und der Restaurierung von historischen Gebäuden ehrenamtlich im Einsatz sich. Da war der Festzug in Mayschoß für sie eine willkommene Gelegenheit, ihre Organisation einer breiten Öffentlichkeit Öffentlichkeit zu präsentieren. Während die Junggesellen des Ortes ihr „Maijeloch“ präsentierten und der Campingplatz Burgwiese sein Goldjubiläum feierte winkte der Freundeskreis von Ahrweinkönigin Katja Hermann aus Rech dem Publikum zu und sparte wie alle Gruppen auch nicht beim Ausschenken edler Tropfen.
Höhepunkt und Finale des Festzuges, der mit seinen nach Hundertschaften zählenden Teilnehmern die Behelfsbrücke am Bahnhof einem Belastungstest unterzog, war die von zwei stolzen Pferden gezogene Kutsche des Mayschosser Weindreigestirns. Weinkönigin Lillian Schmitt prostete mit ihren Prinzessinnen Melanie Keutgen und Jule Streich den Gästen am Straßenrand zu.
Der gekrönten Häupter waren überhaupt gar viele, denn am Festumzug einer Weinkönigin teilzunehmen, ist für ihre Kolleginnen nebst Prinzessinnen aus den Weinorten der Ahr Ehrensache. So grüßten unter schmissigen Klängen von Tambouren und Bläsern aus blumengeschmückten Cabrios Lara Baggeler und Jana Ludwig aus Altenahr, Ronja Josten mit Nadja Sebastian und Laura Nietgen aus Dernau, Alyssa Alfter mit Anne Etten und Nina Steinborn aus Walporzheim sowie Ahrweinprinzessin Merle Kurth mit Julia Gansewig und Sarah Schumacher aus Bachem das weinfrohe Volk. Kommentiert wurde der Festzug am Waagplatz von Dominik Kalt, der sich als Vorsitzender der Närrischen Freunde Mayschoß natürlich besonders über das Mitmachen seines eigenen Vereins freute.
Das ganze Wochenende über lockten Kulinarisches sowie Sekt- und Weinspezialitäten die Besucher an, Und auch Musik war an den drei Festtagen Trumpf, So gab es Beifall für die „Adikrainer Kapelle“, die Partyband „Skybagg“, und „Bellinghausen Dancing Sound“. Und wieder Gegensätze: Hier tanzende und lachende Menschen, dort Fenster an Häusern, die wie tote Augen vom schwersten Schicksalsschlag zeugen, den das Ahrtal jemals erlebt hat, Doch das Tal steht wieder auf, dessen sind sich nicht nur die Mayschosser sicher. GS
In Mayschoß wurde die erste Winzergenossenschaft der Welt gegründet. Fotos: GS
Musik war Trumpf im Festzug.
Der Winzerstammtisch erinnerte an die Räucherwehr.
